Samstag, 11. Mai 2019


Aus etwas SCHLECHTEM wird so viel GUTES….
Eigentlich sollte ich euch heute wohl von unserem Urlaub in London erzählen…..aber momentan beschäftigt mich eine Sache so sehr das ich sie einfach SOFORT thematisieren muss!! Und den „Urlaubsbericht“…den reiche ich nach…8O)



Als ich nach Jonathans Geburt gezwungen war zu realisieren das mein Kind nicht wie andere Kinder ist: das es NICHT gesund ist….schlimmer noch - das mein Kind eine verkürzte Lebenserwartung hat… das hat mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen.

Es fühlte sich an als ob ich in ein Loch fallen würde….

In ein dunkles Loch…ohne Freude, ohne Hoffnung…ich konnte mir ein Leben mit so einer Diagnose NICHT vorstellen – ich WOLLTE es mir auch nicht vorstellen!!

Konnte nicht einfach alles so sein wie vorher??? Ich wollte aus diesem Traum erwachen – aber ich wachte nicht auf. Es war die Realität.

Wie sollte ich das schaffen….wie sollte ich DAMIT leben? Wie sollte ich mein Kind LIEBEN wenn ich doch wusste das ich es würde beerdigen müssen….könnte ich ihm mein Herz überhaupt öffnen – oder war die Angst vor dem Schmerz einfach zu groß???

Für MICH…fühlte es sich in der ersten Zeit an, als sei mein Leben schlichtweg…VORBEI.


Aber…ich bin ein Mensch der sich nicht unterkriegen lässt…

Trauern: JA!
Ich trauere indem ich mich verkrieche und es mit mir allein ausmache. Für ein paar Tage.
Und dann: GEHT`S WEITER!!!

Den Kopf in den Sand stecken bringt nichts. Das löst keine Probleme.


Also stellte ich mich meinem neuen Leben. Und packte es an.


…es war ein Prozess und es hat gedauert…eigentlich dauert es immer noch an!!
„Man wächst mit seinen Aufgaben!“…blöder Spruch, aber er stimmt! Und man hört nicht auf daran zu wachsen, denn es kommen immer neue Aufgaben – und die verändern einen Menschen…immer wieder aufs Neue.

Aber Veränderung ist GUT!!! Stillstand ist schlecht, denn man MUSS sich ja weiterentwickeln im Leben um „etwas zu erreichen“.


Heute….fast 4 Jahre später…blicke ich zurück und sehe einfach so viel GUTES das aus Jonathans Krankheit entstanden ist!!!

Es sind so viele Menschen in unser Leben gekommen die wir ohne Jonathan nicht kennengelernt hätten…
Menschen die unser Leben so sehr beeinflusst und uns sehr berührt haben. Die uns unterstützen und mit uns gemeinsam für Jonathan „kämpfen“ – jeder auf seine Art.

Wir haben wundervolle Momente erleben dürfen die sich für immer in unsere Erinnerungen eingebrannt haben:
SO VIELE Benefizveranstaltungen… Marvin war während eines Spiels des FB Bayern München im „Vip-Bereich“ der Allianz-Arena… wir hatten mehrere Zeitungsinterviews….haben mit dem HESSISCHEN RUNDFUNK für MAINTOWER gedreht (und drehen aktuell für den HR eine Reportage)….zuletzt durften wir Bülent Ceylan treffen…


Die Krönung des Ganzen ist für MICH aber die Gründung unseres Vereins WALKING WITH GIANTS GERMANY.

Seit 2018 gehören wir der Mutterorganisation WALKING WITH GIANTS FOUNDATION in Liverpool an – und seitdem hatte ich den Gedanken an eine „Zweigstelle“ in Deutschland. Mittlerweile habe ich es verwirklicht – dank der Hilfe meiner Familie und einiger Freunde.

Für MICH…ist DAS der Sinn hinter ALLEM.
Jonathans Krankheit ist NICHT umsonst!! Aus ihr heraus ist dieser Verein entstanden. Ein Verein der anderen Familien in Deutschland hilft….der sie unterstützt…finanziell…aber vor allem auch dadurch das er sie mit anderen betroffenen Familien zusammenbringt.

Vor ein paar Wochen haben wir eine „neue“ deutsche Familie „gefunden“. Eine Familie aus dem Großraum Köln.
Vor einiger Zeit…schrieb mir dann Lottas Mama Steffi dass sie sich mit dieser Familie im Tierpark getroffen hat und dass sie einen total schönen Tag hatte!! Das es weitere Treffen dieser Art geben wird und sie sich freut weil die Familie nur circa 20 Autominuten von ihr entfernt wohnt….

Ich habe nach dieser Nachricht das Strahlen nicht mehr aus meinem Gesicht bekommen…und ein paar Tränchen verdrückt – ich gebe es zu!

…dann schrieb mir die andere Mama… ihre Formulierungen klangen so glücklich und zufrieden: „So eine tolle Mami und so eine unglaublich süße Lotta….. Danke für alles.“

Es war ein UNBESCHREIBLICH befriedigendes Gefühl das zwei Mamas sich treffen/kennenlernen konnten weil ich den Mut hatte meinen Traum zu verwirklichen. Weil ich NICHT aufgegeben habe und an der Situation verzweifelt bin!

Dieses Gefühl das ich anderen helfen kann weil ich mein Schicksal angenommen habe…das es da draußen nun Menschen gibt die sich nicht mehr allein fühlen…dieses Gefühl…ist mit KEINEM GELD der Welt zu bezahlen! Diese „Arbeit“ im Verein ist für mich so viel befriedigender als es mein Bürojob in über 20 Jahren jemals war….

Und ich weiß HEUTE das es für MICH gut war nicht aufzugeben…das es der richtige Weg war den ich gegangen bin. Denn Jonathan wird in diesem Verein weiterleben und anderen Familien helfen…auch wenn ER eines Tages nicht mehr da sein wird. Er wird nicht vergessen werden…

Aus etwas so schlechtem wie seiner Krankheit…ist etwas so Gutes entstanden.

Ich bin über diese Entwicklung einfach unfassbar glücklich und es gibt mir so viel Kraft!!!
Deswegen möchte ich jedem von euch mit auf den Weg geben:
Verzweifelt nicht an Schicksalsschlägen….schaut genau hin, bündelt eure Kraft und sucht euch einen Weg aus dem negativen etwas Positives zu schaffen!! Wenn ich das kann…kann das jeder!!!