Wie
geht´s nun weiter?
„Immer
vorwärts Schritt um Schritt
Es geht kein Weg zurück
Was jetzt ist wird nie mehr ungeschehen“…
Es geht kein Weg zurück
Was jetzt ist wird nie mehr ungeschehen“…
…dieser
Satz aus einem meiner Lieblingssongs ist eine gute Beschreibung unseres
momentanen Lebens.
Natürlich
sind wir frustriert und traurig…auch wütend mitunter. Aber wir können nicht
ungeschehen machen was passiert ist und müssen nun einfach einen kleinen
Schritt nach dem nächsten gehen und hoffen dass uns diese Schritte in die
richtige Richtung führen.
Aktuell
haben wir tatsächlich noch KEINE AHNUNG was die Enzephalitis ausgelöst hat.
Die
Stomatitis die ihr vorausgegangen ist wurde DEFINITV durch HERPES SIMPLEX VIREN
ausgelöst: doch diese konnten durch die Lumbalpunktion NICHT nachgewiesen
werden.
Auch die
gängigen Bakterienarten wurden NICHT gefunden.
Es bleibt
eigentlich nur noch eine Möglichkeit übrig: es war eine postinfektiöse
AUTO-IMMUN-REAKTION.
Auf Deutsch:
Jonathans Körper hat die Enzephalitis…bedingt durch den starken Infekt der
Stomatitis…selbst ausgelöst.
Ich kann
mich nur wiederholen und sagen wie WAHNSINNIG dankbar ich bin Teil der WALKING
WITH GIANTS FOUNDATION zu sein!! Ein RIESIGER Wissenspool von Eltern aus aller
Welt.
Im
letzten Beitrag habe ich ja schon geschrieben das es mehrere Kinder mit MOPD
Typ1 gibt die schon eine Enzephalitis hatten – und tatsächlich trat diese IMMER
nach Infektionen und/oder Lebendimpfungen (was dem Körper ja eine Infektion
vorgaukelt) auf.
Als bei
Jonathan eine Enzephalitis diagnostiziert wurde habe ich sofort Kontakt mit
anderen betroffenen Eltern aufgenommen und sie nach ihren Erfahrungen gefragt -
und das sie alle übereinstimmend sagten „nach Infektion/Impfung“ ließ mich
stutzig werden.
Ich habe mit
unserem Neurologen darüber geredet und er hat mehrere Bluttests angestoßen: man
kann wohl testen ob es eine Auto-Immun-Reaktion ist…wenn man weiß das man
danach sucht!!
An der
Behandlung ändert das zwar GAR NICHTS. Aber es hilft vielleicht UNS in der
Zukunft…mit Sicherheit hilft es aber den nachfolgenden Generationen betroffener
Kinder!!
Wir
warten noch immer auf das Ergebnis, diese Tests brauchen viel Zeit.
Weiterhin
habe ich mit dem führenden Forscher aus den USA Kontakt aufgenommen und er hat
mir gesagt dass man schon länger vermutet dass es einen Zusammenhang zwischen
Infekten und Hirnentzündungen/Schlaganfällen/Hirninfarkten gibt.
Wir sind
schon seit über einem Jahr Teil einer Studie die er führt und nicht nur
deswegen werden wir ihm alle Unterlagen und die MRT-Bilder nun zur Verfügung
stellen, sondern auch um sobald als möglich seine Meinung zu hören!
Ändern
wird auch das nichts. Aber vielleicht wird es uns helfen besser zu verstehen…unsere
Ängste für die Zukunft loszuwerden. Oder bessere Therapien für Jonathan zu
finden um seine motorischen Fähigkeiten zurückzugewinnen.
Und…für mich
fast am Wichtigsten!!...die Erkenntnisse die der Forscher nun durch uns gewinnt…werden
irgendwann einem anderen Kind mit MOPD Typ1 helfen! Diese schwierige Zeit die
wir grade durchmachen…Jonathans „Leid“…das ist nicht umsonst!! Es wird jemand
anderem helfen…
Ansonsten
kämpfen wir grade an ganz vielen Fronten…
-Jonathan
muss zunehmen: als wir aus dem Krankenhaus kamen wog er nur noch 4,5 Kilo bei
einer Größe von 74cm.
Hochkalorische
Drinks, Traubenzucker im Tee, eine Mahlzeit pro Tag mehr als sonst – alles mit
Sahne versetzt: wir „mästen“ den kleinen Mann. (Und es scheint zu helfen denn
ein bisschen zugenommen hat er mittlerweile auch wieder!)
-Jonathan
muss seine Ängste überwinden: als wir nach Hause kamen durfte sich ihm niemand
nähern, nicht einmal sein heißgeliebter Opa. Sofort hat der kleine Mann angefangen
zu schreien und zu toben. Auch die Physiotherapeutin die zum Hausbesuch kam
hatte keine Chance – mein Mann musste mit Jonathan den Raum verlassen während
ich Tipps für Physioübungen bekommen habe.
Offensichtlich
hat Jonathan Angst weil ihm in der Zeit in der Klinik zu viele Menschen wehgetan
haben. Er ist traumatisiert und es braucht Zeit das zu verarbeiten. Wir müssen
Geduld haben und kleine Schritte machen…
-Jonathan
verliert seine Milchzähne: mittlerweile sind drei Stück ausgefallen und wir
haben unseren Zahnarzt aufgesucht (nicht ganz leicht da Fremde sich Jonathan ja
aktuell nicht nähern dürfen, doch es musste sein!).
Durch die
Stomatitis ist das Zahnfleisch in Mitleidenschaft gezogen worden, die „Milchzahnhalterungen“
sind geschädigt und so fallen die Zähne einfach aus…mit Wurzel. Wir müssen Mund
und Zahnfleisch mit einer antibakteriellen Lösung behandeln und einfach hoffen
dass nicht noch mehr Zähne ausfallen. Grade hatte Jonathan doch begonnen besser
zu kauen – es ist einfach frustrierend!!
-Jonathan
hat Ausschlag im Mund: durch die Schädigungen des Zahnfleisches ist der ganze
Mund total empfindlich und nach dem Verzehr von säurehaltigen Produkten wie
Früchtetee oder bestimmten Obstsorten bekommt der kleine Mann Bläschen auf der
Zunge.
Wir
müssen also bei der Ernährung darauf achten WAS er isst und trinkt. Joni trinkt
NUR TEE, aktuell können wir ihm nur Kamille- oder Hagebuttentee anbieten und
beides findet er verabscheuungswürdig. Also ist TRINKEN grade auch ein großes
Thema bei uns und das ist schlecht denn:
-Jonathans
Leberwerte sind nicht gut.
Offensichtlich
durch die vielen Medikamente die er in der Klinik zur Behandlung der Stomatitis
und dann der Enzephalitis bekommen hat…hat nun die Leber so viel zu tun das die
Werte deutlich erhöht sind.
Wir
müssen nun wöchentlich zur Blutkontrolle und die Werte beobachten.
Hoffentlich
wird es nicht schlimmer, denn ein erneuter Klinikaufenthalt würde nicht dazu
beitragen das Jonathan das Trauma besser verarbeiten könnte!!
-Jonathans
Immunsystem ist durch die Kortison-Gabe zur Bekämpfung der Enzephalitis total
runtergefahren worden: momentan leben wir „isoliert“, wir bekommen keinen Besuch
und besuchen auch niemanden. Eingekauft wird nur OHNE Jonathan und Arztbesuche werden
auf das absolut nötige reduziert. Wir möchten nichts riskieren…wir möchten uns
nichts vorwerfen müssen, wollen alles versuchen um Infekte nun von Joni
fernzuhalten. Denn aktuell kann tatsächlich jeder Infekt seinen Tod bedeuten,
mehr als durch den Gendefekt ohnehin schon.
Wie lange
es dauert bis das Immunsystem wieder vorhanden ist?? Bei Menschen ohne diesen
Gendefekt laut unserem Immunologen 4 Wochen…bei Joni…? Keine Ahnung. Wir müssen
uns auf unser Bauchgefühl verlassen. Und das in der Grippe- und
Infektionshochzeit Winter!!! Sehr belastend weil Angsteinflößend.
-Jonathan
muss wieder lernen sich zu bewegen: er beginnt zu robben und hat es auch
geschafft sich einmal alleine hinzusetzen. Doch die Kraft fehlt und die muss
der kleine Mann mit viel Physiotherapie zurückerlangen. Ein weiter Weg liegt
vor uns und Jonathan ist nicht der geduldigste Mensch (das hat er von mir…). Er
verlangt sich sehr viel ab und gibt mehr als er kann was dazu führt das……
-Jonathan
hat jeden Abend Fieber: seit ein paar Tagen haben wir abends immer eine
Körpertemperatur von um die 39 Grad.
Wir haben
bereits mit dem Immunologen und nun auch mit dem Kinderarzt darüber geredet. Zum
einen sollte Joni mehr trinken: denn Anstrengung und zu wenig trinken kann zu
Fieber führen. Schwierig wenn der kleine Mann die Getränke die er trinken kann
nicht mag und jeder Tropfen sowieso schon eine Qual ist……zum anderen kann das
Fieber auch von der Leberproblematik kommen und das macht uns verrückt!! Wir
haben permanent Angst…grade ich möchte am liebsten gar nicht Fieber messen weil
ich denke wenn ich es nicht weiß – dann mache ich mir auch keine Gedanken. Was
Schwachsinn ist weil man sich die Gedanken ja trotzdem macht!!
Die Angst
vor einem erneuten Klinikaufenthalt ist ständig da….wir können sie nicht
wegschieben.
Das lässt
uns kaum Raum die ersten zarten Versuche eines Lächelns bei Joni zu genießen….oder
sein winken wenn er sich freut.
Vermutlich
brauchen wir alle einige Zeit um die letzten Wochen zu verarbeiten. Vielleicht
wird uns das auch nie ganz gelingen und die Angst immer unterschwellig mit da
sein….
Das ist
eben „Ein Leben mit MOPD TYP 1“.