Freitag, 24. November 2017

Ich hätte ja nicht geglaubt dass der Moment mal kommen würde, aber irgendwann war tatsächlich alles eingepackt und im Auto verstaut.

Wir sind wieder am frühen Morgen gefahren, mit der Uhrzeit hatten wir auch gute Erfahrungen auf dem Weg in den Playmobilpark gemacht.

Die Fahrt war gut: bis zu unserem Urlaubsort brauchten wir nicht einmal 4 Stunden. Pausen machten wir: Jonathan musste ja essen und seine Medikamente bekommen. Das klappte aber alles einwandfrei. Stau gab es auch keinen. Ein super Beginn unseres Urlaubs!

Per Mail hatten wir von unserer Vermieterin die Mitteilung bekommen das wir ab 15 Uhr unser Appartement beziehen könnten. Natürlich waren wir aber viel früher vor Ort. Wir haben vor der Unterkunft geparkt und das halbe Auto ausgeräumt um an den Kinderwagen zu kommen. 8o)

Dann haben wir die Taschen und Koffer durchwühlt, und unsere Strandsachen und Essen für Jonathan in den Wagen gepackt. UND DANN: ging es erstmal los ans Meer.

Marvin war nicht zu bändigen! Er liebt das Meer. Wenn man ihn fragt wohin er im Urlaub möchte, dann kann man sicher sein das er ans Meer will.

Der Weg war nicht so weit: vielleicht 800 Meter. Wir kamen auf der Strandpromenade an: herrlicher Sonnenschein und es war warm. Jonathan bekam seine Sonnenbrille und eine Sonnenmütze aufgezogen und dann ging es an den Strand. Marvin hatte uns seine Schuhe in die Hand gedrückt und war eh schon weg…

Wir mussten erstmal den Wagen eine Treppe hinunter-, und dann auch noch über den Strand tragen. Schieben auf Sand, wenn das Gefährt beladen ist mit Handtüchern und Essen – eher nicht möglich! Aber schnell hatten wir einen Platz gefunden an dem wir den Wagen lassen konnten, haben Jonathan aus seinem Wagen geholt und sind ans Wasser gegangen.

Er war so begeistert! So interessiert!! Hat sich alles betrachtet und auf die Geräusche gelauscht. Sich umgesehen. Es war einfach so schön zu sehen dass er Freude daran hat!!

Natürlich waren wir die Attraktion am Strand. Ein so winziges Baby mit Sonnenbrille und Mütze…viele Leute sind stehen geblieben und haben gelächelt oder uns gewunken. Wir sind es ja schon gewohnt…

Die Mittagszeit kam, Jonathan brauchte Medikamente und auch sein Essen. Also mussten wir uns wohl ein Lokal suchen.

Ich habe zu meinem Mann gesagt das ich mich in Holland ausschließlich von Fisch ernähren werde und wir deswegen ein Lokal suchen sollten in dem es Fisch gibt.

Also: den Wagen wieder auf die Strandpromenade tragen und sich umschauen was es da so gibt. Genau gegenüber auf der anderen Straßenseite gab es ein Lokal. Ich weiß den Namen nicht mehr, aber er versprach Fischgerichte. Also sind wir dorthin gegangen und haben uns einen Platz gesucht.

Es hat EWIG gedauert bis jemand zu uns kam. Aber nur um uns zu sagen das in diesem Lokal nur Gäste des Hotels essen dürften – das es eigentlich war. Super!! Mir hing der Magen in den Kniekehlen, Jonathan würde auch nicht mehr lange ruhig bleiben und dann waren wir hier nicht einmal erwünscht. Na gut: alles wieder einpacken und weiter suchen.

Relativ schnell haben wir ein weiteres Lokal entdeckt. Auch hier weiß ich den Namen nicht mehr. Aber die Dekoration waren Piraten, Schiffe und Angelutensilien. Also musste es hier ja wohl Fisch geben!
Wir haben uns einen Platz gesucht. Prompt kam eine Bedienung und wir haben Getränke geordert und die Speisekarte bekommen. Ja, und dann kam die große Überraschung: das hier war…ein PFANNKUCHENHAUS!!!

Ich wollte es nicht glauben. Direkt am Strand, eingerichtet wie ein Piratenschiff und dann gab es NUR PFANNKUCHEN.

Aber wir hatten Hunger, hatten schon Getränke bestellt und konnten jetzt auch nicht schon wieder auf die Suche nach einem neuen Lokal gehen. Also haben wir uns alle etwas ausgesucht und eben hier gegessen. Zumindest war das Lokal sehr kinderfreundlich: es gab eine Mikrowelle in der wir Jonathans Essen erwärmen konnten.

Zwar hatte ich mir mein erstes Essen in Holland am Meer etwas anders vorgestellt. Aber wenigstens haben wir heute noch diese Geschichte zu erzählen die uns immer wieder zum Schmunzeln bringt!! 8o)

Nachdem alle einen vollen Bauch  (und Jonathan auch eine frische Windel) hatten sind wir wieder an den Strand gegangen. Es war traumhaftes Wetter!!! Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und es war warm! Ich wünschte mir dass es die ganze Woche so bleiben möge. Jonathan hat das Meer betrachtet, dem Rauschen der Wellen gelauscht und war total fasziniert. Er hat sich umgeschaut, war ganz ruhig dabei und es sah aus als würde er alle diese Eindrücke in sich aufsaugen wie ein kleiner Schwamm.

Nachmittags mussten wir dann zu unserer Ferienwohnung: die Schlüsselübergabe sollte stattfinden, die Vermieterin hatte angerufen das alles bereit sei für uns. Wir haben alles zusammen gepackt und sind zurück gelaufen.

Die Vermieterin war wirklich sehr nett und unsere Wohnung zwar eine Kellerwohnung, aber sehr luxuriös eingerichtet: wir konnten uns auf knapp 100m2 austoben und das mit der edelsten Einrichtung! Regenwalddusche, eine tolle Couchlandschaft, ein großer Esstisch der zur abendlichen Spielerunde einlud, eine Stereoanlage mit CD´s quer durch sämtliche Genres, eine Küche mit allen Geräten die das Herz begehrte: ich war begeistert!! Wir würden ja jeden Tag ab dem frühen Abend hier sein weil Jonathan Abendessen und sicherlich auch ein wenig Ruhe benötigte, es war schön zu wissen das wir es hier so gemütlich hatten!

Jetzt hieß es: uns einrichten. Koffer auspacken und uns mit der neuen Umgebung vertraut machen. Damit endete der erste Tag unseres ersten Urlaubs!

Am nächsten Morgen, nach einer für Jonathan erstaunlich ruhigen Nacht, zeigte der Blick durchs Fenster einen grauen Himmel. Einen SEHR grauen Himmel!! Okay: Strandwetter war das eher nicht. Was sollten wir mit diesem Tag anfangen?? In unserer Wohnung lagen Broschüren mit Sehenswürdigkeiten aus der Gegend, die haben wir dann mal studiert. Und festgestellt das unser Ort eine Autorennstrecke besaß!! Früher war hier Formel1 gefahren worden - heute gab es noch die DTM-Rennen. Aktuell fand zwar kein Rennen statt, aber die Strecke konnte man sich trotzdem anschauen. Da unser Ferienort nicht grade eine Millionenmetropole war sollte die Distanz bis zur Rennstrecke gut zu Fuß zu bewältigen sein.

Mein Mann schaute sich auf dem Handy den Weg an, ich machte Jonathan „ausgehfertig“ und packte Essen und Medikamente ein. Und dann ging es los! Unsere erste Ortserkundung!! 8o))

Ich schob den Buggy mit Jonathan, Marvin ging neben uns und jammerte weil er keine Lust zum Spazieren gehen hatte und mein Mann lief vorne weg: sehr sicher wohin wir gehen mussten um zur Rennstrecke zu kommen. Am Anfang dachte ich mir noch nichts und lief ihm hinterher. Wir kamen durch ein Wohngebiet…dann an einer Schule vorbei…liefen auf einen Sportplatz zu…hinter dem Sportplatz war ein Golfplatz, das Betreten war nur Mitgliedern des Golfclubs erlaubt. Und hier endete die Straße. Es war eine Sackgasse.

Aber immer noch war mein Mann sich sicher das DAS der richtige Weg zur Rennstrecke war…ich wollte jemanden fragen, aber „Quatsch! Das ist richtig hier! Schau mal, da ist ein Weg: der führt auf die Dünen!“…auf die DÜNEN???? Mit dem BUGGY??? Ernsthaft???

Ich habe ihm gesagt dass das mit mir nicht machbar ist und dass wir einen anderen Weg brauchen. Und das es auch nicht richtige Weg sein KANN: es kann doch nicht angehen das der einzige Weg zu einer großen Rennstrecke über DÜNEN führt…

Also: wir wieder ein riesiges Stück zurück. Irgendwann kam ein Weg der Richtung Meer führte und wir wussten von Fotos das die Rennstrecke am Meer lag. Also haben wir beschlossen den Weg mal auszuprobieren. Wir haben Wohnanlagen gefunden – für TAUBEN!! Kein Scherz!! Das Gebiet rechts und links neben dem Weg sah aus wie eine Reihenhaussiedlung für Zwerge und hier wohnten TAUBEN. Die sind über uns herumgeflogen und haben gegurrt. Alles war voller Taubendreck und wieder…endete der Weg als Sackgasse. Und zwar nicht am Meer, sondern schon weit vorher. Also: wieder umdrehen und einen neuen Weg suchen.

Mittlerweile nörgelte Marvin stärker. Er hatte ja von Anfang an keine Lust zum Laufen gehabt und dass wir nun noch nicht mal den Weg fanden machte die Sache nicht besser!!

Ich wurde auch langsam unruhig. Jonathan würde bald Essen brauchen und es sah nicht so aus als würden wir in der näheren Zukunft an der Rennstrecke ankommen.

Wir sind bis ins Wohngebiet zurückgelaufen – und das war ein ziemliches Stück!! Hier war mein Mann sich dann sicher dass er nur falsch abgebogen war. Wir hätten nicht Richtung Schule laufen sollen sondern in die andere Richtung. Ok: probieren wir es aus! Was blieb uns auch anderes übrig.

Also in die andere Richtung. Alles was es hier gab war: Wohngebiet. Komisch. Weit und breit noch nicht mal Meer!! Aber mein Mann sagte dass wir bald da sein müssten, so weit war die Rennstrecke doch von unserer Ferienwohnung gar nicht entfernt. Also wackelten Marvin und ich immer hinter ihm her. Es begann zu regnen. Marvins Laune wurde dadurch nicht besser. Und ich immer genervter…und noch immer war keine Rennstrecke zu sehen.

Wir kamen an eine ziemlich große…Hauptstrasse??? Die hatte ich hier noch gar nicht gesehen. War das nun gut oder nicht?? Hmmm….

Ein CenterPark. Interessant. Da kamen wir nicht durch, wir mussten außen herum laufen. Marvin war mittlerweile im Dauernörgel-Modus: seine Füße taten weh, er hatte Hunger und es regnete – drei Dinge die für ihn gar nicht gehen.

Ich wurde immer wütender auf meinen Mann…wo war denn nun diese dumme Rennstrecke? Das konnte doch nicht sein!! Wir hatten uns verlaufen, da war ich ganz sicher und er konnte das nicht mal zugeben oder nach dem Weg fragen…schlimm!! 8o((  Zum Glück war Jonathan relativ entspannt. Er schaute sich seine Umgebung an, gut geschützt unter Decken und einem Regennetz. Trotzdem ging mein Blick immer wieder zur Uhr, die Zeit wurde knapp und das Ziel war noch nicht in Sicht. Mittlerweile war ich soweit das ich bei der Tankstelle, die ich einige hundert Meter vor uns sehen konnte, nach dem Weg fragen wollte. Aber wir kamen um die Kurve herum und…sahen das Meer und die Strandpromenade!! Halleluja!!

Jetzt ist es in unserem Ferienort so, dass am Strand ganz viele Lokale stehen. Und jedes Lokal hat eine Nummer, diese Nummer weht auch als Fahne über dem Lokal. So kann man sich super orientieren! Wir waren bei  Nummer 17 angekommen. Auf dem Lageplan stand dass die Rennstrecke bei Nummer 23 war. Das wäre noch ein gutes Stück zu laufen gewesen. Mit Marvin nicht mehr möglich. Und mit Jonathan auch nicht, der brauchte Medikamente und Essen. Also haben wir beschlossen in Nummer 17 einzukehren und etwas zu trinken, wenn es uns gefallen sollte: auch etwas zu essen. Marvin und ich waren versöhnt und machten meinem Mann auch nicht länger Vorwürfe…nein…jetzt machten wir uns lustig über ihn weil er den Weg nicht gefunden hatte. Der Weg wäre so leicht zu finden gewesen wenn wir einfach an der Uferpromenade entlang gegangen wären!!! Und nicht quer durch den Ort!!! …8o)) LOL

Diese Aktion ist ein „running gag“ bei uns geworden. Wenn wir nicht wissen wo genau es hingeht sagen wir meinem Mann immer das ER den Weg nicht raussuchen darf!!! Aber: Schwamm drüber… damals hat es mich sehr genervt, aber rückwirkend betrachtet war es doch irgendwie lustig. Weil so typisch MANN, oder?? Nicht nach dem Weg fragen wollen und so….

Jedenfalls kehrten wir nun in Nummer 17 ein. Nach dem langen Fußmarsch hatten wir Durst, also haben wir gleich große Getränke bestellt: Marvin eine Cola und wir jeweils ein Bier. Und dann haben wir uns die Karten fürs Mittagessen bringen lassen. Einmal reinschauen reichte: die Preise waren definitiv nicht unsere Liga!! Fast 6€ für ein 0,4l Bier….das war so krass! Ich brauchte die Speisekarte gar nicht anschauen, da verging einem ja der Appetit!

Also haben wir dem Kellner gesagt dass wir uns anders entschieden hätten und nichts essen wollten, aber gerne die Rechnung hätten. Und dann sind wir aufgebrochen und auf der Strandpromenade weitergelaufen um ein anderes Lokal zu finden. Die Suche nach einem Lokal kam mir bekannt vor! 8o))

Nun ja, heute brauchten wir nicht weit zu laufen: schon Nummer 18 sah vielversprechend aus. Vor dem Eingang stand ein Hummer aus Pappmache, das würde ja nun hoffentlich ein Fischlokal sein! Wir sind dort eingekehrt und was soll ich sagen? Dieses Lokal wurde für den kompletten Urlaub unser zweites Zuhause! (Und auch im Jahr danach, denn wir haben noch einmal in diesem Ort Urlaub gemacht!)


Freitag, 10. November 2017

Der 1.Urlaub am Meer
Nachdem ich bei unserem Wochenendtrip in den Playmobil-Park gesehen hatte WIEVIEL Gepäck wir mitschleppen mussten für 3 TAGE…hatte ich ja ÜBERHAUPT keine Lust zu einem längeren Urlaub!!

Für mich war der Kurzurlaub schon Stress pur gewesen! Alles packen…nichts vergessen…alles auspacken..alles wieder einpacken…daheim alles waschen..schrecklich! Aber ich denke das verstehen nur die Frauen unter den Lesern zu 100%! 8o))

Mein Mann jedenfalls war von der Idee, im Sommer einen gemeinsamen Urlaub fern der Heimat zu machen, mehr als begeistert. Nachdem ich ein- oder zweimal gesagt hatte das ich dazu wirklich keine Lust hätte weil das alles mit viel zu viel Aufwand verbunden sei, sagte er zu mir: „Lass uns das mal lieber machen. Wer weiß ob wir es nächstes Jahr mit Jonathan noch machen KÖNNEN!“…damit hatte er „gewonnen“: wir würden in Urlaub fahren. Denn er hatte ja Recht: wir durften nichts auf die lange Bank schieben.

Also haben wir eine Woche Holland gebucht, im Ferienhaus. So waren wir wenigstens unter uns - kein Speisezimmer im Hotel in dem Bakterien herumschwirrten. Und wir konnten kommen und gehen und essen wann wir wollten, bzw. wie es in Jonathans Tagesablauf hineinpasste.

Die Vorbereitungen…ätzend!! Wir wollten nach Holland. Und da wusste man ja nie wie das Wetter war – auch im Sommer nicht. Also mussten wir alle dünne Sachen mitnehmen (falls es warm war) und auch dicke Sachen (falls es kalt war). Da wir aber nicht wussten wie sich in der einen Woche das Wetter gestalten würde: mussten ausreichend Klamotten für warmes und kaltes Wetter mit – und das für 4 Personen! Von denen eine ein Baby war das sich gerne vollspuckte oder bei dem die Windel überlief. Also zumindest bei Jonathan: alles in dreifacher Ausfertigung.

Schon eine Woche bevor es losging war ich mit waschen beschäftigt. Und dann habe ich die Klamotten auf die Seite gelegt damit keiner sie mehr angezogen hat. Überall in den Schlafzimmern stapelten sich die Klamotten für die Reise.

Dann war ein Besuch in der Drogerie fällig: Gläschen, Quetschbeutel, Windeln und Feuchttücher einkaufen. Ich wollte lieber alles mitnehmen weil ich ja nicht wusste ob es das, was wir benutzen, auch im Ferienort geben würde. (Im Endeffekt tat ich gut mit dieser Entscheidung: die Gläschen die wir benutzen gab es im Ferienort NICHT. Die Windeln gab es, aber sie waren mehr als doppelt so teuer als in Deutschland!)

Die gesammelten Einkäufe aus der Drogerie kamen auf den Kinderzimmerboden, damit ich nichts vergaß wenn ich Koffer packte. Dazu noch die Spucktücher, Lätzchen, Jacken, Mützen und…Jonathans neue SONNENBRILLE!!! Bis wir die in den Händen halten konnten war es auch ein etwas längerer Weg….

Auf die Sonnenbrille waren wir besonders stolz: eine Maßanfertigung, natürlich!! Denn in Jonathans Größe, bzw für seinen kleinen Kopf, kann man keine Brille von der Stange kaufen.

Die Sonnenbrille ist nicht deswegen wichtig damit Jonathan „cool“ aussieht – was er definitiv mit der Brille tut, das ist gar nicht die Frage! Sie ist in Wahrheit aber wichtig weil der kleine Mann Probleme mit tränenden Augen hat. Das liegt vielleicht an den leichten Glubschaugen, ich weiß es nicht so genau. Auf jeden Fall tränen ihm sehr oft die Augen - wenn ihn die Sonne blendet ist es aber wirklich extrem schlimm: er kneift die Augen dann komplett zu und sieht nichts mehr. Und es wäre doch blöd wenn er in einer Woche Urlaub das Meer gar nicht sehen würde, oder???

Also überlegten wir was wir machen könnten. Und dann fiel mir ein das wir einen Optiker in der Nähe haben der tatsächlich noch eine eigene Werkstatt hat - und deswegen in der Lage ist auch auf individuelle Wünsche der Kunden einzugehen.

Als wir den Urlaub geplant hatten war ich mit Jonathan zu ihm gefahren und hatte erklärt was mir vorschwebte: eine kleine Sonnenbrille mit Bügeln die um die Ohren herum gehen damit sie nicht so leicht abzusetzen wäre.

Der Optiker hörte sich alles an und meinte dass er das „Grundgerüst“ einer Brille immer bestellen müsste. Das würde er jetzt mal tun: ein paar Brillen-Modelle von der kleinsten Sorte die es gebe. Dann würde er sich melden.

Das tat er auch und ich bin mit Jonathan wieder hingefahren. Ok….die Brillengestelle waren alle VIEL zu groß! Also von den Bügeln mal abgesehen  (die er sich hätte zweimal um den Kopf schlingen können), waren die Gläser auch viel zu riesig. Und die Nase zu klein: die Brille konnte auf der Nase nicht sitzen, sie rutschte herunter. Der Optiker kam ins Grübeln…

Er hat dann Jonathans Augenabstand, Länge bis zum Ohr, Länge der Nase usw ausgemessen und sich die Daten notiert. Eine Internetrecherche nach einem „Grundgerüst“ sei fällig. Er habe da schon so eine Idee wo er das herbekommen könnte. Er würde sich melden…

Nach einer Woche hat er mich angerufen und gesagt dass er nur ein Brillengestell finden konnte das von den Maßen her einigermaßen passen könnte – wenn man es noch ein wenig anpasste und umbaute. Ich sollte vorbeikommen und es mir ansehen. Mittlerweile hatte ich die Hoffnung auf eine Sonnenbrille für Jonathan schon fast aufgegeben und als er mir sagte das es EIN Gestell gebe..da war es mir egal wie das aussieht! Ich hätte auch rosa mit Blumenmuster genommen!

Aber…die Brille war blau und rund und ich fand sie auch noch hübsch!! Was will man mehr!!

Natürlich war sie zu groß. Der Optiker hat Jonathan die Brille aufgesetzt und die benötigte Länge an den Bügeln angezeichnet. Dann hat er gesagt dass er die Bügel nun entsprechend kürzen und den Bogen der auf dem Nasenrücken sitzt schmaler machen würde. Dann kämen Sonnengläser hinein, denn momentan war es einfach ein „normales“ Brillengestell. Er würde sich bei mir melden.

Zu dem Zeitpunkt bekam ich das erste Mal Zweifel ob die Brille noch bis zum Urlaub fertig werden würde! Ich sagte dem Optiker wann ich sie spätestens benötigte und er versprach mir sein Möglichstes zu tun.

Ich hörte nichts mehr vom Optikergeschäft. Nach einiger Zeit habe ich dort angerufen und gefragt wie weit man sei. Noch nicht fertig, man würde sich bei mir melden.

Jetzt bekam ich zum zweiten Mal Zweifel und sagte schon zu meinem Mann dass es nichts werden würde mit der Brille. Die Zeit wurde langsam knapp! Und wenn ich zum Abholen fuhr und sie nicht passte – dann hätten wir ein Problem!!

Aber…nur wenige Tage vor der „deadline“ rief der Optiker an und sagte ich könnte kommen. Habe ich umgehend gemacht. Und was soll ich sagen? Die Brille passte perfekt!!!

Die Bügel waren gekürzt und es waren Gummiaufsätze draufgesteckt worden die halbrund waren und das Ohr umschlossen. Diese Aufsätze waren so lang das ich sie, sollte Jonathan wachsen, noch ein wenig herausziehen konnte um den Bügel zu verlängern. So würden wir nicht sofort eine neue Brille benötigen!! Perfekt.

Das Gestell war aus einer Art Gummi, so konnte es nicht kaputt gehen wenn Jonathan die Brille mal ein wenig rabiater behandelte.

Ich war glücklich! Der Holland-Urlaub mit viel Sonnenschein konnte beginnen!!!

…wenn wir Brillenträger unter den Lesern haben wird denen nun die Frage nach den Kosten durch den Kopf gehen. Das kann ich an der Stelle gerne beantworten. Denn es ist mal ein positiver Punkt den ich über unsere Krankenkasse zu berichten habe..
Die Brille hat 120€ gekostet und die Kosten wurden komplett von der Krankenkasse übernommen.
Wir haben alle zwei Jahre das Recht auf eine Brille für Jonathan. Ob es eine Sonnenbrille oder eine „normale“ Brille ist, spielt keine Rolle.

Also auch die Sonnenbrille kam in ihrem Etui nun auf den Haufen der Dinge die ich noch einpacken musste.

Die Augen waren nun also vor der Sonne geschützt, aber was war mit der Haut??? Sollte es warm genug sein das wir Zeit am Strand verbringen oder sogar ins Meer gehen könnten dann müsste Jonathan entsprechende Kleidung haben! Grade bei der empfindlichen Haut die er hat…

Von Marvins Kleinkindzeit wusste ich dass wir gute Erfahrungen mit UV-Anzügen gemacht hatten. Meist Ganzkörperanzüge, ein- oder zweiteilig, die einen Lichtschutzfaktor hatten und so die empfindliche Haut vor Sonnenbrand schützen könnten. Dazu passend gab es meist noch Mützen mit Sonnenschutz im Nacken.

Davon erzählte ich meinem Mann und sagte dass ich so etwas bestellen wollte. Gesagt, getan. Das es problematisch werden würde bemerkte ich erst als ich am Internet saß und sah, in welchen Größen diese Anzüge vorhanden waren: es gab sie definitiv nicht in Jonathans Größe. Sie waren alle meilenweit zu groß! Und wenn der Anzug an allen Ecken und Enden schlabbert, sei mal dahin gestellt ob der UV-Schutz dann wirken würde!

Also: stundenlange Recherche im Internet! Bei einem (ausländischen) Anbieter haben wir dann etwas in der nächstgrößeren Größe gefunden: einen einteiligen Anzug und einen Zweiteiler. Wir haben beides bestellt.

Schon kurze Zeit später hielt ich mein Päckchen in den Händen.

Der Zweiteiler hatte lange Arme und lange Beine – und die waren wirklich lang! ZU lang. Der ging echt gar nicht. Klar hätten wir die Ärmel umkrempeln können, aber das UV-Schutz-Material ist ja glatt, und so rutschten die Ärmel immer wieder auf…also: zurückschicken.

Der Einteiler hatte kurze Arme und Beine. Und das war unser Glück! Denn die waren bei Jonathan genau richtig lang!!! Der Schritt saß zwar knapp über dem Knie und der Halsausschnitt bedeckte das Kinn – aber es ging einigermaßen und mit dem Anzug wäre Jonathan gut vor der Sonne geschützt. Also: den würden wir behalten!!
(Heute, mehr als 1 Jahr später…haben wir den Anzug immer noch und er ist immer noch zu groß!)

Schwimmwindeln und Anzug kamen auf den Boden im Kinderzimmer. Man wusste ja nicht ob es nicht DOCH warm genug sein würde um im Meer zu planschen! Und besser man war für alle Eventualitäten gerüstet.


Weiter ging es mit…den Medikamenten. Dafür hatte ich mir vom Kinderarzt noch Rezepte geholt und war in die Apotheke gefahren: das Medikament das uns aus den USA geliefert wurde noch einmal bestellen. Denn sollte das Fläschchen das wir hatten in Holland kaputt gehen, würden wir dumm aus der Wäsche schauen. Also lieber schon im Vorfeld für Ersatz sorgen! Genau wie bei dem Medikament für den Bluthochdruck, das dauernd gekühlt werden muss. Das wurde ja für uns in der Apotheke gemischt. Also lieber auch doppelt dabei haben.

Elektrolyte und den Rest hatten wir noch. Also: alles auf den Kinderzimmerboden gestellt.

Jetzt noch Milchpulver. Gab es auch nur in der Apotheke, also eine ausreichende Menge mitnehmen! Lieber ein bisschen zu viel.

Fläschchen…Schnuller…seinen Wärmeteller und Löffel. Eine Waage: denn wir wiegen das Essen immer, um eine Übersicht zu haben wieviel er so zu sich nimmt am Tag. Spritzen für die Medikamente, Behälter um die Elektrolyte mitzunehmen wenn wir unterwegs sein sollten…

Spielzeug für Jonathan. Einen Schlafsack. Oder lieber mal zwei??? Bücher. Seine Kuscheltiere…Ich legte alles auf den Boden im Kinderzimmer.

Sandspielzeug??? Nun ja: Jonathan konnte noch nicht allein sitzen. Aber vielleicht hätte er trotzdem Lust mal eine Schippe in die Hand zu nehmen und mit uns gemeinsam im Sand zu buddeln??? Also kam auch eine Tüte mit Sandspielzeug auf den Kinderzimmerboden.

Sollte es sonnig werden in Holland: bräuchten wir Schatten wenn wir den ganzen Tag mit Jonathan am Meer sein wollten. Zum Glück hatten wir noch eine Strandmuschel aus einem Urlaub von vor einigen Jahren. Schnell in den Keller laufen und die Strandmuschel holen. Und zu den anderen Sachen legen.

Schwimmflügel??? Zum ersten Mal dachte ich darüber nach was passieren würde wenn Jonathan im Wasser planschen wollte. Normalerweise kauft man dann Schwimmflügel und legt sie dem Kind an – zur Sicherheit. ABER: das war bei uns ja gar nicht möglich!! Joni hat so dünne, kleine Arme…es gibt einfach keine passenden Schwimmflügel für ihn!

Vielleicht einen Schwimmgürtel??? Den man um den Bauch macht?? Eigentlich eine gute Idee. Aber leider auch das nicht möglich weil Jonathans Bauchumfang zu schmal ist für diese Gürtel, die halten bei ihm gar nicht.

Für dieses Problem haben wir damals keine Lösung gefunden und uns dann einfach gesagt: WENN das Wetter gut genug ist das er ins Meer kann, dann wird immer einer von uns mitgehen und ihn festhalten. Anders ist es nicht möglich.

Das Reisebett musste auch noch mit: denn irgendwo musste Jonathan ja schlafen. Für dieses Bett hatten wir eine Matratze gekauft damit er ein wenig weicher und komfortabler liegen könnte. Die beiden Sachen kamen also auch noch auf den Boden dazu.

Mir fiel nichts mehr ein was ich noch einpacken müsste, ich glaubte dass ich nun an alles gedacht hätte. Und deswegen schaute ich mich mal etwas genauer um. Jonathans Zimmer ist nicht klein, aber auch nicht riesig. Jedenfalls war der komplette Boden mit Gepäck bedeckt. Ich fragte mich wie DAS alles ins Auto passen sollte! Und das war ja nur Jonathans Gepäck! Es gab aber noch drei Personen in diesem Haushalt!!

Ich schaute alles noch einmal durch und überlegte genau ob ich es wirklich brauchte. Das war aber der Fall: es gab nichts dass ich überflüssig fand. Also musste das wohl alles mit!!

Am Ende hatte Jonathan zwei Koffer dabei: einer mit Medikamenten und Essen und einer mit dem Rest. Marvin hatte einen Koffer dabei: mit Kleidung und jeder Menge Büchern (er ist eine Leseratte!). Und mein Mann und ich teilten uns einen Koffer. Dazu kam dann noch die Kühlbox und…unser Buggy. Hierbei handelt es sich um einen Rehabuggy, das bedeutet er ist nicht klein. Hat annähernd die Ausmaße eines Rollstuhls.


Mein Mann fährt einen Van mit einem echt großen Kofferraum. Aber wir bekamen trotzdem nicht alles hinein. Und haben uns dann entschieden das der Rehabuggy zu Hause bleiben muss. Stattdessen haben wir dann den Unterteil des Kinderwagens mit einem Adapter für das MaxiCosi eingepackt: das nahm doch etwas weniger Platz weg. War aber auch nicht so schön für Jonathan weil er darin weniger sah als in seinem Buggy. Aber wir mussten Abstriche machen wenn wir nicht noch einen Anhänger kaufen wollten für den Urlaub!!

Freitag, 3. November 2017

Ich war früher ein sehr aktiver Mensch: engagiert im Beruf und immer offen dort Neues zu lernen, mich weiterzubilden. Geistig fit zu bleiben. Es gab viele Themen für die ich mich interessiert habe und ich war sehr oft unterwegs. Heute…ist das alles nicht mehr in der Form möglich und wird es nie mehr für mich sein.

Zwar beabsichtige ich tatsächlich wieder arbeiten zu gehen, doch das wird nur noch in Teilzeit stattfinden können – denn Jonathan braucht ja Betreuung. Ein so großes Engagement wie früher, das auch Dienstreisen beinhaltete, wird für mich nicht mehr möglich sein.

Und ausgehen…naja…Herbst/Winter/Frühling sind bestimmt von Infektionskrankheiten. Und die könnten für Jonathan gefährlich werden. Also muss ich mir sehr genau überlegen wohin ich gehen möchte, denn ich darf mich am besten mit nichts anstecken. Und da mein Mann arbeitet und ich Jonathan zu Hause betreue…verbringen wir die meisten Tage in diesen Jahreszeiten in unserem Haus. Und außer unseren Therapeuten ist mein Mann dann oft für mehrere Tage der einzige erwachsene Mensch den ich sehe…

Jonathan schläft immer noch nicht durch. Nächte in denen er das mal getan hat können wir auch heute noch an einer Hand abzählen. Es ist anstrengend, besonders für meinen Mann. Denn ich bin tagsüber so unter Druck an alle Medikamente zu denken, den Zeitplan einzuhalten, mich um beide Jungs  UND den Haushalt zu kümmern…das ich nachts einfach nicht wach werde wenn Jonathan schreit. Ich bin dermaßen erschöpft und am Ende das ich NICHTS um mich herum mehr mitbekomme. Und deswegen steht mein Mann jede Nacht auf. Jede Nacht mehrmals. Aber er muss am nächsten Morgen auch zur Arbeit fahren.

Und zu allem Überfluss ist da immer der Gedanke an die frühe Sterblichkeit von Jonathan. Das ist belastend. Sehr.

Durch Jonathans Gendefekt haben wir auch von einem „Traum“ Abschied genommen: der Traum eines dritten Kindes. Eigentlich hatten wir den Gedanken daran seit der Fehlgeburt der Zwillinge. Denn hätten wir sie bekommen hätten wir auch drei Kinder gehabt!

Aber heute wissen wir das MOPD I vererbt wird und wir es beide in uns tragen. Die Chancen dass ein weiteres Kind diese Krankheit auch hätte liegen zwar nur bei 25%, aber die Gefahr besteht. Und was machen wir wenn wir in der Schwangerschaft erfahren dass dieses Kind auch krank ist?? Was machen wir wenn die Schwangerschaft so problematisch verläuft wie die mit Jonathan: wenn ich nur liegen muss, aber mich doch um die Kinder kümmern muss?? Was machen wir wenn es ein Frühchen wird zu dem ich täglich in die Klinik fahren will, aber Jonathan nicht mitnehmen darf?? Nicht zu vergessen die psychische Belastung die eine weitere Schwangerschaft für mich bedeuten würde. Und aus diesen Gründen haben wir entschieden Maßnahmen zu ergreifen damit auf keinen Fall eine weitere Schwangerschaft stattfinden kann. Aber es ist mir nicht leicht gefallen mich von diesem Gedanken zu verabschieden! Ich habe monatelang mit mir gehadert und überlegt…mein Herz hat JA geschrien: ich will noch ein Kind!! Aber der Kopf hat gesiegt…

Ja…das ist heute unser Leben. Und so hat es sich verändert durch Jonathans Geburt.

Wenn ich meine eigenen Worte noch einmal lese dann habe ich einen Kloß im Hals. So schwarz auf weiß zu sehen wie viele negative Dinge und Momente der Alltag mit dem kleinen Mann mit sich bringt tut schon weh…das ist nicht das Leben das ich eigentlich führen wollte – so habe ich mir das nicht vorgestellt. Und doch ist es nun so…und mich hat niemand um meine Meinung gefragt.

Aber…dann sehe ich ihn an und er lacht mit mir. Seine Augen strahlen und er ist so wissbegierig! Und neugierig darauf seine kleine Welt zu entdecken!! Er möchte so viel und ist so dickköpfig!! Er lässt sich nichts sagen und trotzt allen Prognosen.

Und wenn ich das dann sehe und darüber nachdenke wie schlecht die Prognosen eigentlich waren und was wir gemeinsam schon erreicht haben…dann muss ich weinen weil ich glücklich darüber bin. Und dann sagt mein Herz mir das es das alles wert ist. Alles und noch viel mehr.

Auch wenn es nicht das Leben ist das ich führen wollte…das ist das Leben das ich habe! Und daraus muss ich nun das Beste machen. Das versuche ich ohne zu jammern….ich hoffe alle diejenigen die mich persönlich kennen empfinden das auch so!

Nun..das ist also in etwa das, was ich unseren Bekannten an diesem Abend im Playmobil-Park zu vermitteln versucht habe.

Ich hätte es vielleicht auch etwas kürzer ausdrücken können:
DAS LEBEN IST KEIN PONYHOF!!!

Der Abend im Biergarten des Playmobil-Funparks neigte sich dem Ende zu, es war mittlerweile sehr spät geworden.

Die „großen“ Kinder spielten Mini-Golf und Air-Hockey. Mein Mann war schon vor längerer Zeit mit Jonathan auf unser Zimmer gegangen um ihn ins Bett zu bringen. Es war ein großer Vorteil das wir das Parkhotel gebucht hatten: so war es möglich das ich mit meiner Freundin noch ein paar ruhige Stunden verbringen konnte. Denn die Zeit die wir miteinander verbringen ist rar - und geht für meinen Geschmack auch immer viel zu schnell vorbei. 8o))

Man verabschiedete sich, wir würden uns in einem Jahr wieder hier treffen. So wie wir es schon immer machen seit wir uns in einer Mutter-Kind-Kur kennengelernt haben – ein Ritual das ich sehr lieb gewonnen habe und auf das ich mich immer wochenlang im Vorfeld freue.

Und jetzt war es Zeit für mich und Marvin auch ins Hotel zu gehen. Die Nacht war etwas unruhig, Jonathan schläft sowieso schlecht und eine fremde Umgebung macht das nicht besser. Aber am nächsten Morgen konnten wir trotzdem voller Elan aufstehen: wir würden noch einen halben Tag im Funpark verbringen und erst nach dem Mittagessen wieder Richtung Heimat fahren.

Wir begannen den Tag mit einem Frühstück im „HOB-Center“. Dieses Gebäude ist Teil des Parks, es dient den Hotelgästen morgens als Frühstücksraum und ist eigentlich…eine riesige Indoor-Spielhalle!!! Es gibt einen Klettergarten, eine Bühne für die tägliche Minidisko und jede Menge Playmobil. Nach Themenwelten sortiert stand hier alles was der Spielzeugladen zu bieten hatte. Die Kinder konnten nach Herzenslust damit spielen…

…und wir Eltern: in Ruhe frühstücken! 8o) So lange der Park noch nicht geöffnet hat sind die Türen des HOB-Center verschlossen, man kann sein Kind also „frei laufen“ lassen – es kann nicht aus dem Raum hinaus. Ich genieße jedes Jahr aufs Neue hier ein ausgiebiges Frühstück während ich sicher bin das Marvin einen unbändigen Spaß hat!

Als der Park öffnete sind wir als erstes in die Goldgräberstadt. Auch eine Tradition bei uns: als erstes wird morgens nach Gold gegraben! Wir haben zwar mittlerweile gefühlte 5 Kilo Gold zu Hause, aber egal: Marvin muss immer wieder schürfen gehen. Also machen wir das.

Jonathan hatte aber auch furchtbaren Spaß in der Goldgräberstadt! Hier gibt es Sand ohne Ende und da es nicht kalt war haben wir ihm Schuhe und Socken ausgezogen und ihn den Sand an den Füßen spüren lassen. Er hat gequietscht und sich gefreut und wenn man ihn hochgehoben hat sah es aus als wolle er durch den Sand laufen! 

Wir hatten ein ganz tolles Wochenende hier im Park. Besonders schön fand ich das auch Jonathan hier etwas „tun“ und „erleben“ konnte: er hatte an den Wasserstraßen und im Sand gespielt, er hatte die überall herumstehenden (überdimensionalen) bunten Playmobil-Püppchen bestaunt, er hatte in einer Schaukel gelegen und auch kurz in einem Boot gesessen. Eine (Plastik-)Kuh gestreichelt und mit Papa gerutscht. Er hatte Eis gegessen.

Für ihn waren diese beiden Tage ein sehr aufregendes Erlebnis, er hatte unglaubliche viele neue Eindrücke gesammelt. Und man hatte gemerkt: es hatte ihn nicht geängstigt. Er hatte alles in sich aufgesogen, offensichtlich brauchte er mittlerweile immer wieder neuen „Input“.

Für uns bedeutete das: wir konnten unser altes Leben ein Stück weit wieder aufnehmen, wir konnten mit Jonathan aktiver werden und den ein oder anderen Ausflug unternehmen. Langsam zwar, nicht zu viel auf einmal – wir wollten ihn ja nicht überfordern! Aber wir spürten nach diesen beiden Tagen dass wir unser Leben erneut ein wenig verändern und für uns wieder ein Stückchen lebenswerter machen konnten. Das war ein sehr schönes Gefühl! Ein Gefühl als würde man ein wenig Kontrolle über sein Leben zurückbekommen…ein bisschen freier werden. Wir waren alle total euphorisch und machten uns schon Gedanken darüber wohin es als nächstes gehen sollte!! 8o))

Ein außergewöhnlicher Tagesausflug
Nur zwei Wochen später haben wir einen mal ganz anderen Tagesausflug gemacht: wir haben eine Straußenfarm besucht. Es gibt eine nur wenige Kilometer von uns entfernt. Hier werden die Strauße in Freilandhaltung gehalten. Und zwar ganzjährig.

Der Besuch begann mit einem Frühstück: Brötchen, Marmelade, Nutella und auch….Straußenwurst. Sehr außergewöhnlich und interessant. Nicht unlecker. Aber anders.

Nachdem wir uns alle gestärkt hatten sind wir in eine kleine Bahn eingestiegen. Kennt man als Touristen-Bahn aus jeder größeren Stadt: lauter kleine Wagen die von einer Lok gezogen werden. Jonathan hat das erste Mal in so einer Bahn gesessen: er hat sich sehr neugierig umgeschaut und als es losging hat er die vorbei rauschende Landschaft aufmerksam betrachtet.

Wir sind um die Weideflächen der Strauße herum gefahren, der Besitzer der Farm hat uns unterwegs mit Informationen über die Tiere versorgt: was essen sie, wie überstehen sie den Winter, sind sie aggressiv usw. Ok: das war für Jonathan weniger interessant, denn er hat nichts davon verstanden. Aber die riesigen Tiere die am Zaun standen hat er sehr wohl gesehen – und gerochen! Denn Strauße riechen sehr streng, das muss an der Stelle mal gesagt sein.

Nach der Rundfahrt ging es dann zurück auf den Hof. Hier gab es nun eine ganz besondere Leckerei: Straußenrührei. Ein Ei reicht für….20 Personen!! Echt krass!! Der Besitzer der Farm hat uns erklärt wie man ein Ei richtig öffnet, danach sind alle Kinder mit der „Bäuerin“ in die Küche gegangen und haben Rührei zubereitet. Wir haben in dieser Zeit erklärt bekommen wie man Straußenleder herstellt und wieviel dieses exklusive Leder kostet. Nichts vom Strauß wird auf dieser Farm verschwendet: auch die Federn werden weiter verarbeitet.

Das Rührei schmeckte –genau wie die Wurst vom Frühstück- anders, aber nicht unangenehm. Auch Jonathan hat ein wenig probiert. Nachdem wir alle noch etwas getrunken und in der Scheune mit den Straußenartikeln gestöbert hatten, ging es dann auch schon wieder nach Hause.

Ok, zugegeben: für Jonathan war der Ausflug eher weniger spannend. Aber wir genossen es wieder einmal etwas als Familie unternehmen zu können – Jonathan war dabei, zufrieden und offensichtlich glücklich. Was wollten wir mehr????


Der erste Besuch beim Ur-Opa
Mein Opa, der Vater meines Vaters, erfreut sich noch bester Gesundheit. Jonathan ist nicht sein erster Urenkel. Aber ein besonderer Urenkel: denn mein Opa hat Medizin studiert. Und interessiert sich im hohen Alter von 98 Jahren immer noch für Krankheiten, Gendefekte und all das was damit zusammenhängt.

Warum wir ihn erst so spät zum ersten Mal besuchten weiß ich heute auch nicht mehr so genau…ich weiß nur: mein Opa wohnt nicht um die Ecke und als Jonathan aus dem Krankenhaus entlassen wurde - waren lange Autofahrten mit ihm etwas schwierig. Außerdem stehen mit Jonathan immer so viele Termine an, ganz ehrlich: da bin ich auch froh wenn ich mal NICHT Auto fahren muss….

Nun stand aber endlich ein Besuch bei meinem Opa an. Mein Vater hatte ihn natürlich über alles informiert, er wusste also das Jonathan sehr klein war und auch warum. Kleinwuchs war ihm als Mediziner ja nun auch nicht ganz fremd! Vielleicht konnte er mit dieser Diagnose sogar mehr anfangen als jeder andere in unserer Familie. 8o)))

Jedenfalls haben wir uns dann auf die Couch gesetzt und mein Opa hat Jonathan betrachtet. Seine Hände angefasst und die Finger angeschaut. Irgendwann meinte er dann: „Kind, können wir ihn mal bis auf die Windel ausziehen? Ich würde seine Arme und Beine gerne mal nackt sehen!“…lol…ich finde es soooo cool dass sich mein Opa in seinem Alter noch so für medizinische Aspekte interessiert. Und deswegen: klar habe ich es gemacht!! Habe Jonathan auf den Couchtisch gelegt und ausgezogen.

Mein Opa hat ihn betrachtet, berührt, abgetastet…Und man hat gemerkt: der Uropa hatte sichtlich Spaß dabei! Jonathan übrigens auch. Er hat gelacht, sehr zum Gefallen meines Opas. 8o))

Irgendwann durfte ich den kleinen Mann wieder anziehen und dann haben mein Opa und ich die Prognosen der Ärzte durchgesprochen, ich habe alles erläutert was ich wusste. Mein Opa hat schon damals gesagt das er Jonathan nur in die Augen zu sehen braucht und einfach weiß, das er sehr pfiffig ist und alles nicht so schlimm kommen wird wie die Ärzte sagen! (Lebens-)Erfahrung ist manchmal mit Gold nicht aufzuwiegen….

Ich bin sehr froh meinen Opa noch zu haben, das ist nicht selbstverständlich in meinem Alter! Und dann ist mein Opa geistig auch noch rege und nimmt Anteil an Jonathans Erkrankung, ist interessiert an ihm und seiner Entwicklung und diskutiert mit mir immer wieder medizinische Befunde. Eine Erfahrung die nicht jedem vergönnt ist und deswegen bin ich sehr dankbar dafür.