Freitag, 29. Dezember 2017

Silvester
…haben wir in diesem Jahr so unspektakulär gefeiert wie noch nie….nämlich irgendwie gar nicht.

Wir hatten Fingerfood vorbereitet weil uns das an unserer Halloween-Party so gut geschmeckt hatte. Und dann haben wir traditionell auch wieder „Dinner for one“ angeschaut. Ein paar Brettspiele gespielt, nachdem Jonathan im Bett war. Und dann…wurden Marvin und ich müde…der junge Mann ist auf der Couch eingeschlafen – das ist sonst immer mir vorbehalten. Und deswegen habe ich mich zu ihm gelegt und auch die Augen zugemacht.

Mein Mann hat uns kurz vor Mitternacht geweckt, wir sind auf die Straße gegangen und haben unser kleines Feuerwerk angezündet und angestoßen. Dann sind wir wieder reingegangen und wollten eigentlich noch das Tischfeuerwerk anzünden das wir für Marvin gekauft hatten. Aber er war zu müde und hatte gar keine Lust dazu: er wollte lieber ins Bett und schlafen.

Ein sehr merkwürdiges Silvesterfest. Hatten wir in der Form auch noch nicht. So vollkommen unspektakulär…

Eine weitere OP
Am 3.1. stand eine weitere (geplante) OP an, diesmal aber zum Glück nur ambulant.

Bei der OP des Leistenbruchs hatten die Augenärzte den Augenhintergrund untersucht. Aufgrund dessen das bei MOPD eine verstärkte Neigung zu Glaukomen besteht sollten wir das häufiger kontrollieren lassen, was nur unter Vollnarkose möglich ist - weil Jonathan sonst nicht richtig still hält.

Und diese Kontrolle war nun geplant. Gleichzeitig sollte noch ein Gerstenkorn entfernt werden das sich am linken oberen Augenlid gebildet hatte.

Dass die OP überhaupt stattfinden konnte grenzte auch an ein Wunder – fast hätten uns mal wieder Klinikvorschriften einen Strich durch die Rechnung gemacht…

Mit den Augenärzten war beim letzten Termin alles besprochen worden. Zwischen den Jahren sollte dann noch der Termin mit den Anästhesisten stattfinden.

Es war Erkältungszeit und wir versuchen immer Jonathan (soweit das möglich ist) vor Infekten zu schützen. Außerdem sollte die OP in der Klinik stattfinden in der Jonathan zur Welt gekommen und die ersten 5 Monate seines Lebens verbracht hatte, in der Klinik in der schon mal eine Operation unter Beteiligung der Augenklinik und natürlich auch der Anästhesisten stattgefunden hatte.

Von daher habe ich mir unseren medizinischen Ordner geschnappt und bin allein zum Termin beim Anästhesisten gefahren.

Und wurde im Vorzimmer heruntergeputzt: „Wo ist das Kind? Das geht so gar nicht! Ohne das Kind kann hier kein Narkosegespräch stattfinden!“

Ich war wirklich etwas irritiert weil ich die Problematik nicht verstand. Jonathan war doch hier bekannt und es gab Unterlagen über ihn. Musste man ihn SEHEN um eine Narkose BESPRECHEN zu können???

Nachdem ich der Dame erklärt hatte WARUM Jonathan nicht dabei war, nämlich wegen seines schlechten Immunsystems, wurde eine Anästhesistin herbeigerufen die beurteilen sollte ob man das Gespräch auch ohne „das Kind“ führen könne. Ich habe dieser Dame auch erklärt warum Jonathan nicht anwesend ist und sie fand das zum Glück nicht so problematisch wie die Dame am Empfang….Juchuuuu! Also: ab zum Anästhesie-Gespräch, ich hatte schon geglaubt die Fahrt sei umsonst gewesen.

Wir haben über die Grunderkrankung geredet, über den Bluthochdruck und die Herzfrequenzabfälle die zu Klinikzeiten verstärkt vorhanden gewesen waren.

Das bei der letzten OP keine Komplikationen aufgetreten waren (außer dass es schwierig gewesen war den Zugang für die Narkose zu legen)  konnte die Ärztin im Computer nachlesen.

Da Jonathan nicht dabei war hat sie mir erklärt dass er am Tag der OP gewogen werden müsse um zu ermitteln wie viel Narkosemittel er benötige. Außerdem sollte ich noch eine aktuelle Aufstellung der Blutwerte von unserem Kinderarzt mitbringen. Das war ja alles kein Problem!

Am Operationstag sind mein Mann und ich dann morgens mit Jonathan in die Klinik gefahren. Marvin war an diesem Tag bei seinen Großeltern, es waren ja noch Ferien und mitnehmen wollten/konnten wir ihn nicht.

Als wir durch die Türen der Klinik traten ging mir mal wieder der Hals zu…die Gerüche, die Geräusche…die ganze lange Zeit die wir mit Jonathan hier verbracht hatten – alles wieder da und so greifbar.

Zudem stand heute wieder eine OP auf dem Plan und ich war MEGA aufgeregt und hatte Angst dass etwas schief gehen könnte. Zwar waren nur circa 20 Minuten angesetzt, aber auch dabei konnte viel passieren.

Mein Mann war die Ruhe selbst. Er hat Jonathan auf dem Arm herum getragen und belustigt während wir warteten – ich hätte dafür überhaupt keinen Nerv gehabt, ich hatte mit mir selber mehr als genug zu tun. Die Zeit verging, und niemand holte uns ab. Dabei war es schon eine halbe Stunde später als vereinbart!! Mein Magen tat weh…

Irgendwann wurden wir dann aber abgeholt. Eine junge Ärztin kam zu uns, holte die Blutwerte von Jonathan ab die uns unser Kinderarzt ausgehändigt hatte und schaute sich das Gerstenkorn noch einmal an.

Dann wurden wir in einen Raum geführt in dem wir Jonathan ausziehen und ihm einen OP-Kittel anziehen sollten. Das gestaltete sich aber etwas schwierig, weil…es keinen Kittel in seiner Größe gab!! Der kleinste Kittel war RIESIG für ihn…wir haben die Ärmel gefühlte 10Mal umgeschlagen, der Kittel selber war ungefähr doppelt so lang wie Jonathan! Wir konnten ihn komplett darin einwickeln wie in eine Decke…8o))

Anschließend habe ich mich noch umgekleidet um Jonathan in den OP-Bereich zu bringen. Mein Mann musste warten, es durfte nur einer von uns hinein.

Ich bin mit dem kleinen Mann in eine Art Aufwachraum gegangen, dort kamen dann 3 Anästhesisten und noch ein paar Ärzte zu mir und haben mir Fragen gestellt. Über die Krankheit an sich: scheinbar hatte sich herum gesprochen dass heute ein Kind mit seltenem Gendefekt hier war. Ich habe alle Fragen so gut ich konnte beantwortet, noch einmal darauf hingewiesen das das Legen eines Zugangs bei Jonathan nicht ganz so einfach war und ihn dann einer Anästhesistin in die Arme gedrückt. Habe ihm TSCHÜSS gesagt und bin gegangen.

Es war sehr schwer ihn einfach dort, bei Fremden, so zurückzulassen! Aber manchmal muss man eben Dinge tun die man nicht mag…

Zurück in die Schleuse und wieder die normalen Klamotten anziehen und dann zu meinem Mann in den Wartebereich…und jetzt hieß es mal wieder: warten…..ätzend!!

Irgendwie dauerte es länger als wir gedacht hatten. Ich wurde unruhig. War doch etwas schief gegangen? Oder hatte man im Augenhintergrund etwas Beunruhigendes gefunden???
Ich hatte eine Zeitung zum Lesen dabei, konnte mich aber überhaupt nicht konzentrieren und gab schließlich auf es zu versuchen. Rutschte auf meinem Stuhl hin und her….und hoffte dass bald jemand kommen und uns gute Nachrichten bringen würde.

Irgendwann öffnete sich die Tür und der Arzt den wir bei der letzten OP schon als Koryphäe im Glaukombereich kennengelernt hatten kam heraus. Endlich! Er kam zu uns und sagte das soweit alles ok sei: er habe die Untersuchung ohne Probleme durchführen können. Und im Augenhintergrund etwas gesehen…er sei zwar eigentlich sicher dass es KEIN Glaukom sei, aber er wisse momentan nicht genau WAS es sei. Und somit wäre dann eine erneute regelmäßige Kontrolle notwendig. Augeninnendruck und sonstiges sei alles ok, da bestünde kein Grund zur Sorge. Aktuell werde noch das Gerstenkorn entfernt, in wenigen Minuten könnten wir dann zu unserem Sohn.

Na, zum Glück! Auch das hatten wir dann offensichtlich gut hinter uns gebracht! Ich war erleichtert. Jetzt fiel mir das Warten nicht mehr so schwer, ich wusste ja schon dass das Schlimmste geschafft war und es Jonathan gut ging.

Es dauerte dann auch nicht mehr lange und die junge Ärztin die morgens das Gerstenkorn untersucht hatte kam zu uns. Alles ok: einer von uns dürfte nun zu Jonathan.

Ich brauchte meinen Mann nur anzuschauen und er wusste das ich diejenige sein wollte die hinein ging. Also wieder in die Schleuse und Kittel überstreifen und dann durfte ich zu meinem Baby…

Was uns keiner gesagt hatte und uns beide schockte: er hatte einen riesigen Verband auf dem Auge. Mit Mullbinden. Das Auge war gar nicht mehr zu sehen und weil der Kopf so klein ist – war auch der halbe Kopf verschwunden. Darauf war ich in keinster Weise vorbereitet! Ich hätte nicht gedacht dass die Entfernung eines Gerstenkorns solch einen Verband nötig macht.
Die Schwester die mich kurz informierte teilte mir mit, dass Jonathan eine richtige Wunde am Auge habe und diese auch blutet. Deswegen wäre es am besten wenn der Verband bis zum folgenden Tag am Auge bleiben könnte. WHAT???

Also wir hatten ja schon eine Untersuchung an den Augen hinter uns gebracht und ich wusste somit ziemlich genau wie schlimm es gewesen war als er nicht richtig gesehen hatte wegen der Pupillenerweiternden Tropfen…wenn jetzt einen Tag lang das eine Auge komplett abgeklebt bleiben sollte: PROST MAHLZEIT…

Noch war Jonathan nicht wach, er jammerte ein wenig vor sich hin – aber im Schlaf…ich habe mich an sein Bett gesetzt und seine Hand gesucht um sie zu halten und zu streicheln. Er war eingepackt wie ein kleiner Eskimo: in Tücher und Decken…

Es dauerte nicht lange und er wurde wach. Jammerte und weinte. Ich habe ihn auf den Arm genommen und die Schwester kam um seine Werte zu kontrollieren. Da wir ganz allein in dem Raum waren habe ich sie gefragt ob mein Mann vielleicht ausnahmsweise dazu kommen darf, er wäre sowieso derjenige von uns der Jonathan viel besser beruhigen könnte wenn er weinte. Weil wir wirklich komplett allein im Raum waren und die Schwester offensichtlich auch ein wenig fasziniert von Jonathan war…ist sie meinen Mann holen gegangen.

Rückwirkend betrachtet hatten wir in solchen OP-Situationen wirklich immer Glück und durften GEMEINSAM an Jonathans Bett sitzen. Was diese Momente für mich erträglicher macht…ich bin ja eher der hippelige, ungeduldige und manchmal auch unruhige Typ: und das ist in solchen Momenten oftmals nicht gut. Mein Mann ist der ruhige, leise und EXTREM geduldige Part in unserer Beziehung und er holt mich dann immer auf den Boden zurück und beruhigt mich…8o))

Jonathan hat an diesem Vormittag wieder extrem geweint und ständig versucht den Verband von seinem Auge zu ziehen. Wir haben ihm zwar immer gesagt das er den Verband drauf lassen muss – aber, um ehrlich zu sein: das versteht er ja leider nicht. Also mussten wir ihm die Hände festhalten, was auch nicht unbedingt dazu führte das er besser gelaunt gewesen wäre.

Ich konnte ihn ja auch verstehen! Man wird aus der Narkose wach und das eine Auge „ist weg“. Und er verstand nicht warum es weg war und das es wiederkommen würde. Alles was er tun konnte um seinen Unmut zu äußern war eben schreien….also schrie er.
(Hatten wir ja schon mal erlebt, als er die OP am Hodenhochstand gehabt und man ihm die Pupillenerweiternden Tropfen gegeben hatte.)

Am späten Vormittag durften wir Jonathan Milch geben und danach beruhigte er sich ein wenig und schlief wieder ein. Seine Werte wurden noch mehrfach kontrolliert und waren immer gut, also durften wir relativ schnell wieder nach Hause fahren. Erfreulich: wir hatten uns eigentlich nach unseren diversen Krankenhauserfahrungen auf einen längeren Aufenthalt eingestellt.

Als wir im Anmeldebereich auf unsere Entlassungspapiere warteten, haben wir mit dem Handy Fotos für unsere Eltern gemacht und sie ihnen geschickt. Alle waren total geschockt vom Anblick unseres kleinen Zwerges: ein RIESEN-Pflaster auf dem Auge….und das auch noch etwas blutig. Sah schon schlimm aus.

Auf der Heimfahrt hat Jonathan geschlafen, er war noch total erledigt von der OP. Als wir zu Hause ankamen wachte er aber sofort auf und schien so erleichtert wieder hier zu sein. Das ist ein Verhalten das ich schon öfter bei ihm beobachtet habe: wenn wir aus der Klinik heimkommen (vom stationären oder auch nur ambulanten Aufenthalt) dann betrachtet er seine Umgebung so aufmerksam und scheint erleichtert zu sein. Er ist aufgedreht und möchte alles erkunden: wie um sich zu versichern das er wirklich wieder hier ist.

Wir haben ihn dann auch den Boden zum Spielen gelegt um in Ruhe sein Essen machen und alles ausräumen zu können.

Was soll ich sagen? Es hat keine 15 Minuten gedauert und das Pflaster war abgerissen. Jonathan kann sehr hartnäckig sein wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat – und offensichtlich hatte er sich in den Kopf gesetzt dass das Pflaster runtermusste….

Das Auge sah gar nicht so schlimm aus: es war nur ein kleines Loch auf dem Augenlid zu sehen wo das Gerstenkorn gewesen war. Und das Loch war ein wenig blutig. Aber ansonsten…sah man nichts.


Und Jonathan war hoch zufrieden dass er nun wieder beide Augen benutzen konnte!! 8o)) 

Freitag, 22. Dezember 2017

Es war im November 2016 als Jonathan sich das erste Mal von allein …drehte!!

Er war jetzt etwas mehr als 1 Jahr aus dem Krankenhaus entlassen und genauso lange arbeiteten wir schon mit der Physiotherapie an seiner Motorik. Bisher erfolglos. Es passierte nichts, es ging nicht vorwärts. Zeitweise war ich schon kurz davor gewesen einfach aufzugeben…schließlich hatten die Ärzte im Krankenhaus gesagt das er nicht in der Lage sein würde zu krabbeln oder zu laufen – vielleicht hatten sie ja Recht damit und ich bemühte mich hier völlig umsonst.

Und…das habe ich in einem früheren Beitrag schon mal erwähnt: die Therapie nach Vojta war nicht angenehm!! Jonathan weinte und wehrte sich mitunter ziemlich stark…TROTZDEM: ich habe jeden Tag mit ihm geturnt!! Jeden Tag….außer sonntags, da hatten wir frei.

Also: ein Jahr lang turnte ich täglich mit ihm und es passierte einfach…NICHTS…das war SO frustrierend!!

Und dann, ganz plötzlich! Liegt er unter seinem Spielbogen und fängt an auf dem Popo zu hopsen und sich mit den Beinen abzustoßen. Dabei kam er vorwärts…naja, eigentlich eher: rückwärts…also er ist in die Richtung gekommen in der sein Kopf lag, aber halt auf dem Rücken liegend. Es sah zum Schießen aus!!

Irgendwie hat er ziemlich überrascht geschaut dass er auf einmal ganz allein seine Position verändern kann. Und dann hat es nicht mehr lange gedauert bis er raus hatte das er seine Position auch ändern kann indem er sich umdreht.

Ich habe grade mit ihm gespielt als er auf einmal sehr angestrengt aus der Wäsche schaute und sich mit aller Macht nach rechts schmiss: die erste Drehung war gelungen….ich hatte Tränen in den Augen und habe sofort meinen Mann angerufen und versucht seine Drehungen auf Video aufzunehmen. Was aber nicht geklappt hat. (Kennt ihr das? Das Kind kann was Neues und GENAU DANN wenn man es filmen will: macht das Kind es einfach nicht mehr…)

Dieser ersten Drehung sollten in den nächsten Wochen noch ganz viele folgen, allerdings immer NUR über die rechte Seite und nie über die linke. Er hatte eine Lieblingsseite entwickelt. Die Frühforderung und ich haben verstärkt darauf geachtet ihn auch für die linke Seite zu sensibilisieren – was schlussendlich auch funktioniert hat: heute dreht er sich über beide Seiten. Aber auch das war harte Arbeit und kam nicht von allein. Wie fast nichts bei Jonathan…

Er hat in den folgenden Wochen auch seine Technik perfektioniert sich auf seinem Po in Richtung seines Kopfes fortzubewegen. Das hat irgendwann gut und schnell geklappt. Allerdings kam er so nie dorthin wo er EIGENTLICH hinwollte weil er ja nichts gesehen hat…das führte dann zu Frust und Heulerei…

Mitunter nicht einfach mit anzusehen wenn das Kind etwas möchte, aber einfach nicht in der Lage ist das auch umzusetzen! Und man es ihm nicht erklären kann weil es einen nicht versteht….an der Stelle ist es manchmal schwierig ein behindertes Kind zu haben. Das Mama-Herz blutet und man kann nicht helfen, man muss die Situation einfach aushalten. Mit dem Kind weiterarbeiten und hoffen dass es irgendwann in der Lage sein wird seine Ziele auch umzusetzen…

Nikolaus
Auch in diesem Jahr, zum zweiten Mal für Jonathan, hatten wir einen Nikolaus vom Nikolausservice unserer Stadt bestellt.

Marvins bester Freund und dessen Mutter, die Jonathans Patentante ist, waren an diesem Tag bei uns und warteten mit uns gemeinsam darauf das es klingeln würde.

Das tat es auch irgendwann. Und herein kamen …ein ENGELCHEN..und der Nikolaus in rotem Ornat und so groß das er gebückt durch unsere Tür gehen musste.

Die großen Jungs waren BESTENS vorbereitet…nämlich überhaupt nicht! O man…sie konnten kein Gedicht und kein Lied….aber wenigstens konnten sie die Geschichte vom Heiligen Nikolaus erzählen und retteten somit ihre Ehre. 8o))

Das kleine Engelchen war schockverliebt in Jonathan und dem Nikolaus beim Besuch bei uns keine große Hilfe…lach…

Und Jonathan selbst?? Der saß mit offenem Mund auf meinem Schoß und starrte den Nikolaus ehrfürchtig an. Der nahm sich Zeit und redete lange mit ihm: auch wenn Jonathan noch so „klein“ war erzählte der Nikolaus ihm doch trotzdem was er gut machte (das er so gut bei der Physiotherapie mitmachte und schon Erfolge erzielte) – und was er nicht so gut machte: zum Beispiel das er nicht durchschlafen wollte in der Nacht. (Genutzt hat diese Ansage aber nichts, der junge Mann schläft immer noch nicht durch!)

Geschenke gab es dann selbstverständlich auch noch für die Kinder und Jonathan schaute dem Nikolaus lange hinterher als dieser sich mit einem „Husch, husch kleines Engelchen!“ verabschiedete.

Weihnachtsmarktbesuch
Traditionell sind wir auch in diesem Jahr wieder auf den Weihnachtsmarkt in unsere Landeshauptstadt gefahren. Hier waren wir im letzten Jahr auch schon und mussten einiges ertragen: von angeglotzt werden, über Antatschen und dumme Kommentare war damals alles dabei. Aber…wir trauten uns trotzdem und fuhren hin! Schlimmer konnte es ja dieses Jahr nicht mehr kommen…

Kam es auch nicht. Es war okay. Vielleicht lag es daran das wir nun, ein Jahr später, besser in der Lage waren mit der Situation umzugehen. Vielleicht lag es auch einfach daran das Jonathan doch ein wenig größer geworden war. Zwar sah er nicht aus als sei er eineinhalb Jahre alt, sondern eher als sei er wenige Wochen alt – aber er war nicht mehr so auffällig klein wie im vergangenen Jahr. Und so wurden wir weitgehend in Ruhe gelassen….natürlich sprach der ein oder andere uns an und wollte wissen wie alt Jonathan war, aber damit hatte es sich dann auch.

Und so konnten wir den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt genießen. Jonathan betrachtete die ganzen Lichter, bestaunte das Karussell. Wir haben auch mal kurz überlegt ob wir ihn damit eine Runde drehen lassen sollten, aber die Betreiber teilten uns mit das es leider nicht möglich sei das ein Erwachsener mit auf dem Karussell fuhr – auch dann nicht wenn er bezahlte. Und somit war das Vorhaben für uns gestorben, Jonathan konnte ja nicht alleine sitzen und deswegen auch nicht alleine fahren….



Der Weihnachtsbaum der Familie Braunsdorf-Kremer….8o))
Dieses Jahr feierten wir zwar nicht das erste Mal Weihnachten mit Jonathan, aber wir feierten das erste Mal Weihnachten in unserem eigenen Haus. Und deswegen hatte Marvin eine Idee von der er sich nicht mehr abbringen ließ: wir würden unseren Weihnachtsbaum dieses Jahr SELBER SCHLAGEN gehen.

Okay: dann also los!

Es gibt in unserer Nähe einen Tannenbaumverkauf wo man einen Baum selber schlagen kann: ein riesiges Gelände, man bekommt eine Säge und dann geht man los und sucht sich einen Baum. Hat man ihn gefunden: fällt man ihn und schleppt ihn zur Kasse. Der Preis berechnet sich nach Größe und Art des Baumes, man weiß also vorher nicht so ganz genau was er kosten wird….

Eine Woche vor Weihnachten haben wir Jonathan dick eingepackt und sind losgezogen um uns unseren Weihnachtsbaum auszusuchen.

Ich kam mir ein bisschen vor wie die Familie Griswold auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum, nur das bei uns kein Schnee lag wie im Film.

Wir sind über das Gelände gestiefelt und haben die Bäume betrachtet. Der eine war zu krumm, der andere zu klein, ein weiterer hatte kaum Äste oder eine unschöne Spitze: es war nicht einfach mit Marvin DEN Baum zu finden! Aber irgendwann hatte er sich für einen entschieden.

Also haben mein Mann und Marvin die Säge gezückt und losgelegt. Gar nicht so einfach einen Baum selber zu schlagen stellte Marvin fest: denn während man sägt..hängen einem ja die Äste ins Gesicht!! Mein Mann hat sich auch prompt eine blutige Wunde im Gesicht geholt, aber zum Glück ist er kein typischer Mann und jammert nicht bei jeder Kleinigkeit. 8o)))

Nachdem der Baum geschlagen, zur Kasse geschleift und bezahlt, in ein Netz verpackt und im Auto verstaut war….gab es zur Belohnung noch warmen Kakao und eine Waffel. Für Jonathan war der Ausflug so anstrengend (oder aufregend) dass er eingeschlafen ist bevor wir überhaupt die Getränke hatten!! 

Und noch eine Sache ist mir von diesem Tag in Erinnerung geblieben…wir haben unseren Nikolaus beim Baum schlagen getroffen!!! Natürlich war er nicht als Nikolaus hier, sondern „in Zivil“ – deswegen habe ich ihn erstmal nicht erkannt (schäm). Wie auch schon am Nikolausabend war er in Begleitung seiner Tochter. Bei Getränken und Waffeln hat sich ein wunderschönes, so verständnisinniges Gespräch entwickelt an das ich noch lange zurückdenken musste.

Wieder einmal hatten wir –durch Jonathan!- so wundervolle Menschen kennengelernt. DAS ist ein Geschenk das wir durch unseren Sohn bekommen: wir haben in den letzten 2,5 Jahren so viele tolle Menschen kennengelernt – so viele tolle Gespräche geführt – so viel Verständnis erfahren. Ohne Jonathan…wäre das nicht so und wir wüssten es auch nicht zu schätzen.

Zu Hause angekommen haben wir unseren Baum ins Wohnzimmer gestellt und das Netz zerschnitten. Und NEIN: die Äste haben NICHT die Wohnzimmerscheibe zerschmettert! 8o))
Da stand unser Baum und er roch so gut und er sah auch gut aus! Wir haben beschlossen ihn sofort zu schmücken…EINE WOCHE vor Weihnachten!! Das haben wir auch noch nie gemacht…aber gut: manchmal ist einfach die Zeit gekommen neue Traditionen auszuprobieren!

Wir haben uns für die rot/weiße Deko entschieden und auch Jonathan hat geholfen die Kugeln an den Baum zu hängen. Dazu ließen wir Weihnachtsmusik laufen um uns schon mal in Stimmung zu bringen! 8o)

Heiligabend
Wie jedes Jahr schien der Tag des Heiligen Abends viel länger zu sein als alle anderen Tage im Jahr – jedenfalls für Marvin!! Obwohl er nun schon so GROSS war und gar nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubte..hatte dieses Fest für ihn seinen Reiz nicht verloren und er war den ganzen Tag über aufgeregt und ungeduldig. Am Nachmittag begannen seine Ohren zu glühen und wurden rot: eine Sache die er von seinem Papa hat! Der hatte auch immer rote Ohren bei Aufregung und Vorfreude…8o))

Nun ja…ich muss gestehen das mein Mann und ich diesen Tag dahingehend ein wenig auskosten das wir alles extrem laaaaaaaangsam angehen lassen und uns gar nicht heeeetzen….8o))

Nachdem es mittags nur eine Kleinigkeit zu essen gegeben hatte kochten wir abends. Dann wurde in aller Ruhe ein Drei-Gänge-Menu verspeist. Marvin rutschte schon nach der Vorspeise ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her…

Nach dem Essen setzten wir uns alle vor den Weihnachtsbaum auf den Boden, Marvin und ich packten unsere Flöten aus und dann wurden ein paar Weihnachtslieder gespielt – mein Mann sang. Und erst DANACH konnte die Bescherung beginnen. Ich glaube länger hätten wir Marvin auch nicht mehr hinhalten können!! 8o))

Jonathan war ganz erstaunt und neugierig was hier nun wohl passieren würde. Der Kamin war an, die Kerzen am Baum brannten, im Hintergrund leise Weihnachtsmusik aus dem CD-Player. (Wenn ich heute so drüber schreibe kann ich fast den Geruch des Weihnachtsbaums noch riechen! Es war ein wirklich schöner Abend!)

Bei uns läuft die Bescherung sehr gemütlich ab und zieht sich sehr lange hin: ein Geschenk wird unter dem Baum hervorgeholt und verteilt. Dann schauen alle zu was da ausgepackt wird und freuen sich mit dem Beschenkten. Oftmals wird das Geschenk auch erst noch „ausprobiert“, bevor dann das nächste Päckchen den Weg zu seinem neuen Besitzer findet.

So dauerte die Bescherung recht lange, obwohl es nicht wahnsinnig viele Geschenke gab:

Jonathan bekam die Weltraumstation von den TutTut-Babyflitzern und hatte Spaß mit dem kleinen Raumschiff.
Außerdem bekam er „Prinz Henry“ von der KLEINEN ENTDECKERBANDE: ein Püppchen das man auf den Rücken eines Pferdes setzt und dann läuft das Pferd von allein durch den Raum. SEHR faszinierend für Jonathan! Er hatte noch nie ein Spielzeug gehabt das sich von allein bewegte.

Natürlich hatte sich „der Weihnachtsmann“ bei diesem Geschenk etwas gedacht: Jonathan krabbelte oder robbte zu diesem Zeitpunkt noch nicht und eventuell könnte ihn Prinz Henry ja dazu animieren???

Ob es daran lag oder an anderen Dingen, aber zwei Monate später begann Jonathan tatsächlich sich vorwärts zu bewegen….8o))

So schön der Abend auch war und so viel Spaß wir auch hatten: Jonathan wurde natürlich zur gewohnten Zeit müde und musste ins Bett gebracht werden. Marvin hingegen liebt eine ganz bestimmte Familientradition an Weihnachten: er darf so lange aufbleiben wie er will – quasi bis er unter dem Weihnachtsbaum einschläft. Also haben wir nachdem Jonathan im Bett war noch die neuen Brettspiele ausprobiert und die Männer haben noch ein wenig auf der Konsole „gezockt“.

Die Weihnachtsfeiertage verbringen wir normalerweise immer bei unseren Eltern: am einen Tag bei den einen, am anderen Tag bei den anderen. 8o)

In diesem Jahr sah das aber leider etwas anders aus…

Aufgrund seiner Grunderkrankung hat Jonathan ja leider ein schlechtes Immunsystem. Und wenn man auch nicht viel über MOPD Typ 1 weiß (weil es in 200 Jahren nur 40 betroffene Kinder gegeben hat), so weiß man eins ganz sicher: wenn diese Kinder sterben, dann sterben sie an Infekten. Also sind wir immer sehr vorsichtig, grade im Herbst und Winter wenn viele Infekte auftreten. Bedeutet: wer krank ist kommt nicht zu uns zu Besuch. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!! Warum etwas riskieren das man auch vermeiden kann???

Tja, und in diesem Jahr waren meine Eltern leider an Weihnachten erkältet. Deswegen fiel der Besuch bei ihnen aus, aus Vorsicht. Denn an einem Tisch zu sitzen und zusammen zu essen war natürlich „gefährlich“: ganz schnell fing man sich so die herumschwirrenden Bakterien ein…

Für mich war es total deprimierend. Ich kann mich nicht erinnern in meinem ganzen Leben ein Weihnachtsfest ohne meine Eltern gefeiert zu haben….deswegen haben mein Mann und ich die Möglichkeit diskutiert das ich allein zu meinen Eltern fahre, mit Mundschutz um mich nicht anzustecken. Aber das wäre einfach nicht dasselbe gewesen: Weihnachten ist ein Fest für die Kinder, und dann ohne die Enkel hinfahren???

Im Endeffekt kamen meine Eltern für eine Stunde am Nachmittag zu uns, haben sich jeweils einen Mundschutz übergestreift und sich von Jonathan ferngehalten. Sie haben unsere Geschenke gebracht, ihre Geschenke bekommen und vor allem hatte man sich so an Weihnachten gesehen – wenn auch nur sehr kurz und ganz anders als wir es gewohnt waren…

Den anderen Weihnachtsfeiertag verbrachten wir bei und mit der Familie meines Mannes, die zum Glück alle gesund waren.

Und auch die Paten von Jonathan waren von der grassierenden Erkältungswelle zum Glück verschont geblieben und konnten uns so zwischen den Jahren einen Besuch abstatten.

Nachdem also alle Weihnachtsbesuche erledigt waren neigte das alte Jahr sich auch langsam dem Ende zu….


Freitag, 15. Dezember 2017

Jonathans erster Besuch auf einem Mittelaltermarkt
Nur wenige Wochen nachdem wir den kleinen Tempelritter-Waffenrock bekommen hatten, ergab sich die Gelegenheit ihn zum ersten Mal „auszuführen“.

In unserer Stadt fand ein (kleiner) Mittelaltermarkt statt. Genau das Richtige für Jonathan!! Nicht so groß und voll das es ihn überfordern würde, aber doch groß genug um ein paar neue Eindrücke zu gewinnen.

Also haben wir uns alle gewandet, Jonathan bekam sein kleines Trinkhorn und dann sind wir losgezogen. Ich war total aufgedreht!! Schön, dass wir dieses Hobby nun auch zu viert genießen konnten!!

Natürlich war Jonathan DIE Attraktion auf dem Mittelaltermarkt. So viele Leute haben geschaut, gelacht und uns angesprochen: „Das ist aber ein süßer kleiner Ritter!“..8o))

Jonathan selbst war DAS natürlich egal. Aber er hatte seinen Spaß mit den Stelzenläufern die vor Ort waren!! Aufmerksam betrachtete er den Waldläufer und eine Fee (ich hoffe ich gebe es richtig wieder!!!). Jonathan war dermaßen fasziniert, vermutlich von der Größe: für IHN müssen die beiden ja noch größer gewesen sein als für uns!! Er hat die Fee angehimmelt und die hat Seifenblasen für ihn gemacht…es war wirklich wirklich schön!!

Und dann kamen dunkle Gestalten: Orks näherten sich…8o)) Ich dachte schon das Jonathan jetzt Angst bekommen würde, denn ehrlich: die sahen gruselig aus!!! Die Masken und die Verkleidung waren HAMMER GEIL, aber eben auch schaurig….doch Jonathan…war einfach nur fasziniert und selbst als der Ork ihm eine Kralle reichte war unser „Zwerg“ weder ängstlich noch angewidert - sondern einfach nur neugierig.

Marvin durfte bei einem Schmied richtig schmieden: eine Brosche in Drachenform entstand – mit viel Schweiß und lahmen Armen!!! 8o))
Zum Abschluss des Besuches auf dem Mittelaltermarkt durfte Jonathan aus seinem Horn einen Saft trinken und an einem Schokoladenbrötchen lutschen – und hat sich natürlich direkt den ganzen Waffenrock beschmiert….zum Glück kann man den aber selber waschen und muss ihn nicht in die Reinigung bringen, von daher war es mir egal!


Kirmes
Mittlerweile war es Oktober geworden und in unserem Ort stand die Kirmes bevor.

Wir wohnen ländlich…SEHR ländlich. Vielleicht liegt es daran das es hier nicht viel Ablenkung gibt: wir können FEIERN…was das Zeug hält!! Und das tun wir einmal im Jahr an Kirmes. Und zwar gleich für 5 Tage!!

Es war nicht Jonathans erste Kirmes, im letzten Jahr waren wir mit ihm auch schon hier gewesen – damals war er grade mal 4 Wochen aus dem Krankenhaus zu Hause. Aber er hatte im vorigen Jahr von allem nichts mitbekommen und in seinem Kinderwagen geschlafen.

Dieses Jahr war das anders. Er saß in seinem Reha-Buggy und konnte sich alles ansehen. Natürlich konnte er nicht viel „machen“: Entchen angeln oder Autoscooter fahren waren nichts für ihn. Trotzdem wollten wir dass unsere Kirmes für ihn ein Erlebnis wird und deswegen haben wir ihm einen Schaumkuss gekauft – seinen allerersten Schaumkuss. Er mochte ihn!! 8o))

Und dann durfte er mit Papa eine Runde auf dem Karussell drehen: auf einem Pferdchen-Karussell. Das war genau nach Jonathans Geschmack! Er hatte ein Lächeln im Gesicht….es war soo schön anzusehen!!

Am zweiten Tag unserer Kirmes kamen wir ein wenig ins Grübeln. Es ist Usus das die Eltern den Kindern „Kirmesgeld“ geben: und das dürfen die Kinder auf der Kirmes nach Herzenslust ausgeben – für Süßkram, Fahrgeschäfte oder auch an der Schießbude.

Natürlich hatte auch Marvin Kirmesgeld bekommen. Jonathan aber nicht...und außer mal einer Runde auf dem Karussell würde er auf dem Kirmesplatz auch nichts machen können. Und dann kam mir der Gedanke…das er eben eine andere Art von „Kirmesgeld“ bekommen würde!

Schon damals liebte Jonathan seine TutTut-Babyflitzer über alles (und das ist bis heute so geblieben!). Und deswegen hat er ein Straßenset mit einer Ampel bekommen, die blinkt… singt… und redet. Und ich muss an der Stelle sagen…dieses Set…war UNUNTERBROCHEN…JEDEN TAG…für 10 Monate in Gebrauch bevor ich es wegräumen konnte ohne das er gejammert und es gesucht hat. 8o))

(Marvin war zwischenzeitlich schon mehr als genervt von den immer wiederkehrenden Melodien und Sätzen der Ampel. Ich weiß auch nicht wie oft wir die Batterien ausgetauscht haben weil sie leer waren. Aber Jonathan konnte sich nicht allein fortbewegen und irgendwie war es für ihn total super auf diese Ampel zu drücken und dadurch das Blinken und die Musik auszulösen.)

So schön unsere Kirmes auch ist und so heftig wir „Landeier“ auch feiern können – irgendwann neigen sich diese 5 Tage trotzdem dem Ende zu.

Und dieses Ende wird bei uns traditionell mit einem Markttag gefeiert. Händler aus der ganzen Region kommen in den Ort und bauen ihre Marktstände auf: man kann von der Blumenzwiebel über Socken und Kochtöpfe bis zu Gewürzen alles kaufen. Der halbe Ort ist mit Marktbuden zugestellt (ok..unser Ort ist auch KLEIN, aber trotzdem!) und jedes Jahr auf´s Neue bricht das Verkehrschaos aus weil hunderte von Besuchern in unseren Ort kommen und irgendwo parken müssen - einige Straßen aber von vornherein gesperrt sind wegen der Buden.

Überall unterschiedliche Gerüche…so viele bunte Farben…laut schreiende und um Käufer buhlende Händler: für mich einer der schönsten Tage im Jahr…schon seit meiner Kindheit und bis heute!!

Für Jonathan war es der erste Markt den er bewusst mitbekommen hat. Und er war sehr aufmerksam und neugierig. Hat sich überall umgeschaut und alles genau betrachtet. So viel Neues und so vieles zu entdecken!! Der Mittagsschlaf ist an diesem Tag ausgefallen….8o))

Als Abschluss unserer Kirmes durfte der kleine Mann dann noch mal auf dem Pferdchen-Karussell fahren. Er sah so unfassbar glücklich aus!

Das war ich auch…weil es einfach wundervolle Tage gewesen waren. Auch das, Kirmes feiern, war nun mit Jonathan möglich! Wir mussten nicht zu Hause sitzen bleiben – wir konnten am Ortsgeschehen teilnehmen.

Und das wir das auch taten..kam bei einigen anderen Einwohnern ziemlich gut an! Wir wurden mehrfach angesprochen: wie schön es doch sei das wir uns im Ort zeigten..das wir Jonathan zeigten! Uns nicht schämten oder verkrochen, sondern einfach offensiv damit umgingen das wir ein behindertes Kind hatten – dazu standen und darüber redeten.

Viele mögen jetzt denken: ja – wofür sollte man sich auch schämen? Und warum sollte man nicht mit Jonathan in die Öffentlichkeit gehen???

Sehe ich genauso!! Aber wir wohnen eben in einem sehr kleinen Ort…in einem Ort in dem die Uhren noch anders ticken, wo der Altersdurchschnitt sehr hoch ist – viele hier gehören einer anderen Generation an und wurden anders erzogen. Über Behinderungen redet man nicht, die werden tot geschwiegen oder bestenfalls schön geredet. „Es gehört sich nicht“ so etwas zu thematisieren und es ist ein Stück weit sowieso „peinlich“ wenn man einen Behinderten in der Familie hat.

Von daher war unser offensiver Umgang mit diesem Thema anders. Neu.  Modern?? Es war und ist bis heute auf jeden Fall UNSER Weg….und wir fahren gut damit.

Auch wenn es nicht jedem passt. NATÜRLICH wird in einem so kleinen Ort wie unserem geredet!!! „Tratschen“ (wie es bei uns heißt) ist das größte Hobby von sicherlich mehr als der Hälfte der Einwohner!!! Es passiert ja sonst auch nicht viel, irgendwie muss man sich beschäftigen…8o))

Es passte nicht jedem das mein Mann und ich auch Kirmes feierten: das wir Bier tranken!! Hinter unserem Rücken wurde geredet….“Die haben ein BEHINDERTES KIND und trinken ALKOHOL!“ SKANDAL!!!

….LOL…ich habe noch NIE etwas darauf gegeben was andere reden/lästern. Interessiert mich nicht DIE BOHNE. Es hat uns eher amüsiert das wir SO WICHTIG waren das man über uns geredet hat!! Ich war noch nicht oft Thema des Dorftratsches!! 8o))

Das war im Jahr 2016. In 2017 haben wir mittlerweile auch Kirmes gefeiert – und mein Mann und ich haben WIEDER Bier getrunken!! 8o))) Lol …


Der erste Besuch auf dem Bauernhof
Da wir auf dem Land wohnen gibt es bei uns natürlich einige Bauernhöfe. Mit einem Landwirt bin ich schon seit der Grundschule bekannt/befreundet. Er hat einen Milchbetrieb (ich hoffe das ist das richtige Wort mein Lieber???), hat also nur Kühe – und Felder.

Schon in unserer Jugend war es so dass bei seinen Geburtstagsfeiern alle Bier oder Radler getrunken haben – nur ich nicht: ich wollte MILCH. Warm, direkt von der Kuh. Lach…

Und nun wollte ich Jonathan auch gern mal frische Kuhmilch trinken lassen. Die schmeckt nämlich wirklich um LÄNGEN besser als die, die man im Supermarkt kaufen kann.

Also: schnell eine SMS geschrieben und gefragt ob wir kommen dürfen. Klar durften wir!!!

Zuerst sind wir mit Jonathan mal in den Kuhstall gegangen und haben uns die Kühe „von Angesicht zu Angesicht“ angesehen. So ein Kuhkopf ist im Verhältnis zu Jonathans Kopf wirklich ganz schön groß!! Aber Angst hatte der kleine Mann keine, er war neugierig.

Danach durfte er mit Papa auf den großen Traktor klettern und am Steuer sitzen. Und der Traktor WAR groß: die Reifen überragten MICH ein ganzes Stück! Aber auch hier hatte Jonathan keine Angst, neugierig schaute er sich die Umgebung an…sicher in Papas Arm sitzend.

Und bevor wir heimgingen bekamen wir dann noch eine Flasche mit 1 Liter frischer Kuhmilch. Die haben wir an diesem Abend zum Abendbrot getrunken, auch Jonathan!! Der hat aber erst mal nur einen kleinen Schluck bekommen weil ich nicht wusste ob er sie verträgt.

Er hat die Milch vertragen, das kann ich schon mal vorweg nehmen…und er hat sie GELIEBT!! Er konnte gar nicht genug bekommen: dauernd hat er seinen kleinen Mund aufgesperrt und wollte MEHR!!! 8o))) So niedlich!!

Halloween-Party
Nur wenige Tage nach unserem Besuch auf dem Bauernhof war Halloween. EIGENTLICH finde ich es ja wichtiger am 31.10. Reformationstag zu feiern….aber was will man machen wenn man Kinder (Marvin) hat die Halloween feiern möchten??? Naja…man feiert eben.

Also haben wir Jonathans Patentante mit Familie eingeladen, ihr Sohn ist Marvins bester Freund. Und eine Party vorbereitet. Inklusive Deko im Esszimmer. Zu essen gab es Fingerfood und wir wollten alle zusammen Brettspiele spielen.

Es war keine Kostümparty, das ist nicht so unser Ding…aber die „großen Kinder“ waren unterwegs und haben Süßigkeiten gesammelt. Jonathan blieb zwar zu Hause, hatte aber auch ein Skelett-Kostüm an und hat mit uns zusammen die Tür geöffnet wenn Kinder klingelten. Die meisten haben sich über ihn einfach kaputt gelacht! Weil er ÜBERHAUPT nicht zum Fürchten aussah – sondern einfach nur niedlich…8o))


Der 1.Sankt-Martins-Umzug
….wäre fast ins Wasser gefallen. Weil ich (mal wieder) nicht mitbekommen hatte WANN er in unserem Ort stattfinden sollte. Ich kann mich auch nicht mehr erinnern wie ich überhaupt von dem Termin erfahren habe – auf jeden Fall habe ich vormittags erfahren das am selben Tag abends der Umzug war…und ich hatte die Laterne noch nicht gebastelt!!

Da bin ich in Panik verfallen! Das war schließlich der ERSTE Sankt-Martins-Umzug auf den wir mit Jonathan gehen wollten, das konnte ja nicht einfach ausfallen….also habe ich mich ans Basteln gemacht. Nicht ohne Murren und Motzen weil ich eigentlich gar keinen Bock hatte…meine Männer hatten es an diesem Vormittag weiß Gott nicht leicht mit mir!

Unter großem Getöse habe ich das Bastelset zusammengesetzt, das hatte ich zum Glück schon gekauft! Ein kleiner grüner Drache sollte es werden. Und es wurde auch ein kleiner grüner Drache den Jonathan sehr skeptisch beäugte als er fertig war.

Es wurde Abend, Jonathan bekam etwas früher als üblich sein Abendbrot. Dann wurde er ganz dick eingepackt und kam zu mir in die Bauchtrage. Die Laterne festhalten konnte der kleine Mann leider noch nicht, also habe ich den Laternenstab seitlich auch in die Bauchtrage geklemmt: so schwang der kleine leuchtende Drache vor Jonathans Gesicht. 8o))

Und los ging´s! Ich war ganz schön aufgeregt!!

Der erste Sankt-Martin mit Jonathan…und der erste Sankt-Martin ohne Marvin!! Denn er war seit kurzem bei der Jugendfeuerwehr und musste an diesem Abend „arbeiten“: Wege absperren, mit der Fackel den Weg erleuchten, das Martinsfeuer entzünden und bewachen, die Martinsbrezeln verteilen…. Ich habe ihn an diesem Abend nur kurz gesehen und ein Foto mit ihm gemacht. Beim Umzug wusste ich nicht wo er war und habe ihn auch nicht gesehen. Das war schon ein bisschen komisch für mich! So zum ersten Mal…

Dafür konnte ich mich dann voll und ganz auf Jonathan konzentrieren. Der hatte sehr viel Spaß!! Er schaute sich um und beobachtete die Laternen die überall leuchteten. Drehte seinen Kopf hierhin und dorthin um nur ja nichts zu verpassen…war sehr aufmerksam als die Sankt-Martins-Lieder gesungen wurden.

Und auch das Feuer das vor unserer Mehrzweckhalle entzündet worden war hat ihn schwer fasziniert. Sowas hatte er ja auch noch nie gesehen!!!

Als dann Marvin auf uns zukam hat Jonathan ihn sofort erkannt und ist wie verrückt in der Bauchtrage herumgehüpft!! 8o))


Alles in allem: ein sehr gelungener erster Laternen-Umzug. Ich war glücklich! Weil Jonathan glücklich schien…für mich ist es einfach gut zu sehen das er sein Umfeld wahr- und am Geschehen auch teilnimmt. Es könnte alles noch sooo viel schlimmer sein!! 

Samstag, 9. Dezember 2017

Die Zeit verging wie im Flug und schon brach der 5.Urlaubstag an.

Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigte: einen strahlend blauen Himmel!!! Juchuuuuu!! Strandwetter!!! Wir würden den kompletten Tag am Strand verbringen. Marvin war aus dem Häuschen: ich sagte es ja schon einmal…für ihn ist Urlaub nur dann Urlaub wenn er ans Meer kann. 8o))

Also: alles zusammen packen was wir für einen Tag so brauchten und ab Richtung Meer.

Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Geschäft vorbei in dem es Luftmatratzen und Strandspielzeug gab. Marvin war nicht mehr zu halten: er brauchte UNBEDINGT eine Luftmatratze. Also gut. Am Ende wurde es dann ein fast 2 METER (!!!) großer aufgeblasener Delphin. Für Jonathan haben wir einen kleinen Drachen in Form einer Möwe gekauft.

Und dann ging es endlich in Richtung unseres Lieblingslokal wo wir uns wieder wohnlich einrichteten. 

Marvin war keine 5 Minuten dort und schon Richtung Meer verschwunden. Was auch besser so war weil dieser Delphin einen Platz einnahm im Lokal – das war mir schon peinlich! Mindestens 3 Leute hätten auf der Couch sitzen können wenn der Delphin nicht dort geparkt hätte.

Nun gut: das Gummitier und mein großer Sohn hatten Spaß im Wasser. Bis…der Himmel sich zuzog und ein Regenschauer kam. Ein so dermaßen heftiger Regenschauer! Ich bezweifelte das wir an diesem Tag noch mal an den Strand gehen könnten. Aber…das Wetter in Holland ist echt witzig! Keine halbe Stunde später war der Himmel wieder strahlend blau. Verrückt!

Wir haben den Drachen für Jonathan steigen lassen. Aber: er hat es nicht so richtig wahrgenommen. Vielleicht war der Drachen zu klein und er konnte ihn nicht gut sehen wenn er einige Meter über ihm geflogen ist. Vielleicht war er schlicht und einfach noch zu klein um das zu verstehen. Der Rest der Familie hatte aber trotzdem Spaß…

Später am Nachmittag haben wir Jonathan den UV-Anzug angezogen und ihn im Sand spielen lassen: mit nackten Füßen. Am Anfang fand er es ein wenig merkwürdig. Aber dann ist er gehüpft und hat sich gefreut.

Spannender fand er aber auf jeden Fall das Meer: die Wellen die an den Strand kamen und sich wieder zurückzogen haben ihn sehr fasziniert. Das Wetter war zwar traumhaft und uns war es auch warm, aber das Wasser war MEGA-KALT und aus diesem Grund wollten wir ihn nicht komplett ins Meer lassen, wir hatten Angst dass er sich erkälten könnte. Doch da er so fasziniert war haben wir seine Füße in den Sand gehalten und immer gewartet bis das Wasser sie berührt hat. Auch hier war er am Anfang skeptisch und etwas erschrocken, fand es danach aber super!!

Wir sind tatsächlich bis zum späten Nachmittag am Strand geblieben, für Marvin war das eigentlich noch nicht genug: er wäre auch bis zum Einbruch der Nacht hier geblieben. 8O))

Abends in der Ferienwohnung haben wir festgestellt das Jonathan gebadet werden musste: er hatte tatsächlich überall Sand – in den Haaren, in den Ohren, in der Windel…8o))

Nur: WO baden wir ihn?? Es gab keine Wanne, sondern nur eine Dusche, und die Duschwanne war so flach – sie eignete sich nicht für ein Bad. Also…dann blieb nur eins: das Spülbecken!! Jonathan war ja so klein das er problemlos hineinpasste. Wir haben also Wasser einlaufen lassen und ihn in der Spüle gebadet. Fand er prima!!

Am nächsten Morgen….begann der 6., und damit unser letzter!, Urlaubstag: morgen würden wir wieder nach Hause fahren. Warum geht die Zeit eigentlich immer so schnell vorbei wenn man Spaß an etwas hat???
Wir haben uns entschlossen in den Nachbarort zu fahren, Marvin wollte unbedingt nach Yu-Gi-Oh-Karten Ausschau halten. Ein Kartenspiel im Manga-Stil, ich denke die wenigsten in unserer Generation kennen es.

Um es kurz zu machen: er hat seine Karten gefunden und bekommen. 8o))) Nachdem wir in einem Cafe noch einen super leckeren Kakao getrunken hatten sind wir wieder zurück gefahren denn wir wollten unbedingt am letzten Tag noch mal an den Strand.

Das Wetter war super und so stand dem nichts im Wege.

Der Delphin kam wieder zum Einsatz; Jonathan genoss das Wetter, die Umgebung und das Meer.

Weil wir unseren Urlaub mit etwas besonderem ausklingen lassen wollten haben wir beschlossen abends kein Brot zu essen sondern uns an einem Wagen am Strand Fisch mitzunehmen. Gesagt, getan. Jetzt hatten wir aber diesen riesigen Delphin dabei und Marvin war nicht geneigt ihn an dieser Bude selbst zu halten „das ist ja voll peinlich!“. Also hat mein Mann sich den Delphin geschnappt und mit ihm zusammen in der Schlange angestellt. Ich muss mich heute noch jedes Mal kaputt lachen wenn ich das Foto sehe wo der Delphin an der Fischbude ansteht. 8o)))

Die letzte Nacht brach an…ich hatte abends schon begonnen zu packen. Denn am nächsten Morgen würde es früh Richtung Heimat gehen.

Schade dass der Urlaub schon vorbei war. Ja: erst war ich von der Vorstellung mit Jonathan in Urlaub zu fahren nicht so begeistert gewesen - mein Mann hatte mich überreden müssen. Aber nun konnte ich sagen dass er mit der Entscheidung auch Recht gehabt hatte! Es war gut gewesen raus zu kommen, und es war gut gewesen das Jonathan einmal andere Eindrücke bekommen hatte. Ganz davon abgesehen, das mir die Meerluft unfassbar gut getan hatte: seit ich vor einigen Jahren mehr als 5 Wochen mit Lungenentzündung zu kämpfen hatte bin ich Asthmatikerin. Hier am Meer, grade auch bei leichtem Wind, ist mir das Atmen so leicht gefallen wie seit Jahren nicht mehr!

Wir waren alle traurig das wir nun nach Hause mussten…aber es half ja nichts: der Urlaub war nun einmal zu Ende. Aber wir haben beschlossen im nächsten Jahr wiederzukommen. 8o))

Da Marvin extrem geknickt und traurig war haben wir beschlossen ihm die Rückfahrt dahingehend zu versüßen das wir bei der Fastfoodkette mit den „goldenen Bögen“ anhalten und er etwas dort essen darf. Das hat ihn dann auch aufgemuntert…lach…

Und Joni…der hat zum ersten Mal in seinem Leben eine Pommes versucht! Nach dem Gesichtsausdruck zu schließen war sie okay…aber das Eis, dass er von seinem Papa bekommen hat war eindeutig mehr nach seinem Geschmack. Da ging die kleine Schnute dauernd wieder auf und es wurde Nachschub gefordert.

Dass die Erholung relativ schnell vorbei war als wir zu Hause ankamen – weil Unmengen von Sachen ausgeladen/ausgeräumt und Wäsche gewaschen werden musste…das muss ich niemandem sagen. Ich war echt froh als das alles erledigt war!

In den kommenden Tagen hatte mein Mann noch Urlaub, aber wir hatten geplant nichts zu unternehmen und Jonathan jetzt –nach dieser einen Woche mit extrem vielen Eindrücken!- einfach mal einige Tage Ruhe zu gönnen.

Ja….und dann….war Jonathan dermaßen unleidlich!! Hat gequengelt und gemosert. Er war mit nichts zufrieden. Am zweiten Tag habe ich dann zu meinem Mann gesagt dass ich glaube…dass er sich langweilt!! Er hatte im Urlaub so viel Input und hat jeden Tag etwas anderes unternommen, er fand es öde wieder zu Hause zu sein und „nur“ zu spielen.

Wir haben überlegt was wir in der näheren Umgebung unternehmen könnten und sind dann zum Minigolf gefahren.

Kaum waren wir dort und Jonathan hatte wieder etwas Neues zum Anschauen: war er zufrieden und ruhig. Verrückt! Da dachten wir er braucht Ruhe…weit gefehlt! Action war angesagt…8o))

Marvin hatte noch Ferien, mein Mann noch Urlaub und wir hatten festgestellt das Jonathan keineswegs Ruhe brauchte – also: haben wir überlegt was wir in den kommenden Tagen noch unternehmen könnten. Es gab ein Ausflugsziel an das ich schon seit vielen Jahren fahren wollte und doch hatte es noch nie geklappt: das Kloster Eberbach. Hier wurde „Der Name der Rose“ gedreht, und das Kloster ist landschaftlich sehr schön gelegen. Und nicht so weit von uns entfernt.

Also: auf ins Kloster!! 8o)) 

Wir haben Jonathan aus dem Auto geholt und in seinen Buggy gesetzt. Er hat sofort alles aufmerksam in Augenschein genommen. Vielleicht ist ihm auch das aufgefallen was mir als erstes aufgefallen ist: die Ruhe…es war als würden alle Geräusche verschluckt.

Ein sehr beeindruckender Ort! Und nicht nur weil hier große Filmstars dieselben Wege gegangen sind wie die Besucher. Sondern auch weil das Gebäude sehr alt ist, hier ist Geschichte geschrieben worden. Ich habe mich gefragt was diese Mauern wohl schon alles gesehen haben mögen.

Wir haben hier einen sehr schönen Tag verbracht, alles angeschaut was man anschauen durfte: die Kapelle, die Weinpressen, die Ausstellung und alle frei zugänglichen Räume des Klosters. Dann haben wir etwas gegessen und Jonathan gefüttert, der nach dem Essen sofort und ohne Murren eingeschlafen ist. Es waren dann offensichtlich doch genug Eindrücke für ihn!

Eine Rittergewandung für Joni
Es ist kein Geheimnis: wir sind Mittelalterfans. Mein Mann und ich sind seit einem gemeinsam besuchten Mittelalterfestival ein Paar. Auch geheiratet wurde mittelalterlich: in Gewandungen auf einer Burg. Unsere komplette Hochzeitsgesellschaft, immerhin 30 Personen, mussten sich auch gewanden – und diesen Spaß haben alle mitgemacht!! Es war ein grandioser Tag, der natürlich auch mit einem Ritteressen ausgeklungen ist.

Das Schöne an dieser Art der Hochzeit ist: wir können unsere Hochzeitskleider regelmäßig tragen. Nämlich immer dann wenn wir mal wieder ein Mittelalterfestival besuchen – und das machen wir mehrmals im Jahr.

Marvin war bei der Hochzeit dabei und hatte seine Tempelrittergewandung. Aber Jonathan war noch nicht standesgemäß ausstaffiert und das wollten wir ändern! Denn wie sieht das aus wenn wir zu dritt in so tollen Kleidern auflaufen und Jonathan dann „normal“ aussieht…???

Also haben wir uns ins Auto gesetzt und sind in den Mittelalterladen unseres Vertrauens gefahren. Hier haben wir schon für unsere Hochzeit eingekauft, ich wusste also das der Laden mit einer Schneiderin zusammen arbeitet: sie hatte mein Brautkleid maßgeschneidert. Und das es eine Schneiderin gab war ja wichtig zu wissen: denn für Jonathan konnten wir definitiv nichts von der Stange kaufen!!!

Der Besitzer des Ladens kannte uns noch, Jonathan sah er heute zum ersten Mal. Wir haben ihm unsere Geschichte grob umrissen erzählt.

Und ihm gesagt das wir den Wunsch haben das Jonathan denselben Templerwaffenrock bekommt wie Marvin – nur einige Nummern kleiner eben. Er fand die Idee spitze und meinte das die Anfertigung auch kein Problem sei, es würde nur ein wenig dauern. Aber technisch: machbar. Jonathan wurde vermessen – seine Schulterbreite waren 10cm…das hat dem Besitzer des Ladens ein kleines Schmunzeln entlockt. So einen winzigen Waffenrock hatte er noch nie bestellt!

Wir haben uns noch über den Preis unterhalten – ein nicht unwichtiger Punkt für uns. Und der Waffenrock war schließlich eine Maßanfertigung!! Aber der genannte Preis lag sogar weit unter dem was wir uns als Obergrenze überlegt hatten, also wurde er bestellt. 8o)
(Michael: diesen Satz hast Du überlesen!! Lol)

Ein paar Wochen später wurden wir angerufen das die Gewandung für Jonathan fertig sei. Wir sind sofort in den Laden gefahren und haben ihm den Waffenrock angezogen. Er sah sooo süß aus damit!! Noch eine Kordel kaufen um den Waffenrock ordentlich festzubinden und…natürlich!!...ganz standesgemäß: ein Trinkhorn!!! Unser Mittelalterladen hat Trinkhörner für Babys, die haben sogar einen gefrästen Rand damit man einen Sauger für Milch oder Tee daran befestigen kann! 8o)) Und dann: konnte es losgehen zum nächsten Mittelalterfestival! Mit dem kleinsten Ritter den man jemals gesehen hatte.

Aber bevor wir vier in der Zeit zurückreisen und ins dunkle Mittelalter abtauchen konnten…stand Marvins Einschulung in der weiterführenden Schule auf dem Programm.

Marvins Einschulung in der 5.Klasse
Da Jonathan aufgrund seiner Krankheit ein schlechtes Immunsystem hat meiden wir mit ihm normalerweise große Menschenansammlungen – aus Angst dass er sich mit irgendetwas anstecken könnte. Aber für Marvin war die Einschulung ein wichtiger Tag, ein neuer Lebensabschnitt begann und er wollte seinen Bruder unbedingt dabei haben um das mit ihm zu teilen.

Also sind wir alle vier zur Einschulung gefahren. Einen Vorteil hatte das Ganze: alle Mitschüler - und die Eltern der Mitschüler -  würden Jonathan sehen, wir könnten erklären das er einen Gendefekt hat…und damit würden sich in Zukunft vielleicht Hänseleien oder dumme Kommentare gegenüber Marvin vermeiden lassen. Dachten wir. Aber es sollte an diesem Tag ganz anders kommen….

Eigentlich lief alles gut: die Feier war schön, die Klassenlehrerin schien nett zu sein und die meisten Mitschüler kannte Marvin schon aus der Grundschule oder dem Sportverein. Ich war erleichtert! Einem guten Start auf dieser Schule –meiner Schule: ich hatte hier mein Abitur gemacht- stand somit nichts im Weg.

Und dann sind wir zum Parkplatz gegangen um nach Hause zu fahren. Mein Mann trug Jonathan auf dem Arm und wir haben uns unterhalten. Als uns plötzlich eine Frau „überholte“, sich umdrehte, uns anschaute und dann sagte: „Ach Gott! Der sieht ja aus wie ein kleiner Affe!“……hallo???? Ich habe zu ihr gesagt das dass kein AFFE, sondern mein Kind ist!! Und Marvin…SO VIEL schlagfertiger als ich!!!...sagte: „Gegen das Aussehen könnte man ja was tun – aber Blödheit bleibt!“…….und das lassen wir jetzt mal so stehen.



Freitag, 1. Dezember 2017

Dieses Lokal war für mich der Himmel auf Erden: Fisch auf der Speisekarte soweit das Auge reichte! Endlich!! Auch die Preise schienen moderat zu sein. Wir waren froh dass wir uns gegen das erste Restaurant entschieden hatten, denn so waren wir hier gelandet.

Unser erster Fisch in Holland war KIBBELING. Hörte sich lustig an und ich dachte noch so bei mir das ich das noch NIE gegessen hatte, obwohl ich immer viel Fisch esse. Bis die Bedienung, die perfekt Deutsch konnte, dann erklärte das es sich hierbei schlicht und ergreifend um KABELJAU handele. LOL. Ok, hatte ich vielleicht ja doch schon mal gegessen!

Wir haben alle drei Kibbeling gegessen, und er war wirklich fantastisch zubereitet. Jonathan hat eine Pommes bekommen und begeistert auf ihr rumgelutscht.

Das Lokal selber war toll eingerichtet: überall hingen Fischer-Utensilien, sogar eine Gallionsfigur konnte man sehen. Draußen gab es eine Terrasse mit direktem Blick zum Meer. Glasscheiben schützen aber vor herumfliegendem Sand und auf den meisten Tischen brannte ein kleines Feuer. Dann gab es noch eine überdachte Couchlandschaft: und hier haben wir uns eingerichtet. Und das… für die komplette nächste Woche! Wir sind jeden Tag mit Buggy und Gepäck in diesem Lokal eingefallen: haben uns auf der Couchlandschaft ausgebreitet, uns in der Toilette zum Schwimmen gehen umgezogen, danach in der Toilette wieder „trocken gelegt“, haben Jonathan dort gefüttert und gewickelt.

In den ersten Tagen habe ich mich ein wenig unwohl gefühlt weil ich dauernd dachte das gleich ein Kellner kommt der uns rausschmeißt weil wir uns ein bißchen ZU WOHL dort fühlen…aber es hat nie jemand ein Wort gesagt. Okay: wenn wir den ganzen Tag dort waren haben wir natürlich auch einiges getrunken und gegessen. Vielleicht hat dieser Punkt überwogen. Oder es war Jonathan geschuldet: in ihn waren alle Kellner und Kellnerinnen total verliebt!

(Und, das muss ich mal an der Stelle vorweg nehmen: unsere 4 Lieblingskellner haben uns ein Jahr später tatsächlich wiedererkannt und wussten auch unsere Namen noch!! Das hat mich schon schwer beeindruckt, denn in einem Jahr sieht man als Kellner in Holland vermutlich schon einige Gesichter!!)

An unserem zweiten Urlaubstag besserte sich das Wetter nicht mehr. Wir sind nach dem Essen zwar noch mal auf den Strand und ans Meer gegangen – haben die Wellen angeschaut und angehört und wir „Großen“ waren auch mal mit den Füßen im Wasser, aber wirklich Strandwetter war das nicht. Also haben wir überlegt wie wir diesen Tag sinnvoll nutzen könnten und haben uns entschieden durch den Ort zu bummeln.

Marvin war begeistert: er LIEBT bummeln und shoppen. (Das hat er NICHT von mir! Lach)

Wir sind also durch die Fußgängerzone gelaufen und haben Schaufenster betrachtet, sind auch in ein paar Läden hinein gegangen und haben uns umgesehen. Als wir einen Spielzeugladen entdeckt haben gab es für Marvin kein Halten mehr!!

Er war direkt verschwunden auf der Suche nach LEGO und PLAYMOBIL. Vielleicht gab es hier in Holland ja ein paar Sets die es in Deutschland nicht gab???

Eigentlich hatten wir nicht beabsichtigt für Jonathan etwas zu kaufen, aber…kaum das wir den Laden betreten hatten haben wir die TutTut-Babyflitzer entdeckt. Da gab es nun für MICH kein Halten mehr! 8o))

Leider gab es keine anderen Autos als in Deutschland, aber diese hier sprachen natürlich holländisch und ich habe mich relativ schnell in ein Taxi verliebt: Thjis. Der Name war so lustig!!! Also habe ich meinen Mann so sehr genervt bis er sagte: er kauft das Auto. Und das war das Beste was wir tun konnten, denn den restlichen Urlaub hat Jonathan das Auto nicht mehr aus der Hand gelegt, wir hätten keine anderen Spielsachen gebraucht! Und bis heute ist es eins seiner absoluten Lieblingsautos. 8o))

Den restlichen Abend haben wir also mit dem TutTut-Taxi verbracht und sind dann recht früh zu Bett gegangen. Die Seeluft macht wirklich wirklich müde!!

Und da wir recht früh ins Bett gegangen waren…waren wir auch früh wieder wach. Aber der Blick aus dem Fenster zeigte uns das das Wetter sich seit dem Vortag nicht verbessert hatte: eher im Gegenteil – wir hatten starken Wind. SEHR starken Wind…

Nach dem Frühstück haben wir beschlossen wieder in unser Lieblingsrestaurant zu gehen und uns dort „breitzumachen“. Vielleicht würde das Wetter im Laufe des Tages ja besser werden.

Als wir die Ferienwohnung verlassen haben....haben wir eine MINI-Schnecke gefunden. Und ich meine: eine Mini-Schnecke. Ich habe noch nie in meinem Leben so eine kleine Schnecke gesehen! Sie war wie für Jonathan gemacht. Kleine Hände, kleine Schnecke! 8o)) Wir haben sie ihm auf die Hand gesetzt und er hat sie sehr neugierig betrachtet. Offensichtlich hat sie ihn auch gekitzelt, denn er hat mehrfach gelacht…

Nachdem der kleine Mann aber genug von der kleinen Schnecke hatte sind wir losgegangen Richtung Strand. (Wir haben uns zum Glück auch nicht verlaufen!) Es war so windig, das war unfassbar!!! Ich hatte das Gefühl das wir weg geweht werden. Auf der Strandpromenade haben wir den Buggy losgelassen und er ist von allein gefahren…und das obwohl er voll beladen war mit Handtüchern, Windeln, Klamotten, Essen, Büchern, Spielen und noch einigem mehr…

Zuerst mal sind wir in unserem neuen Lieblingsrestaurant eingekehrt und auch trotz des Windes ans Meer gegangen. Ich habe Jonathan über meinen Kopf in die Luft gehalten und der Wind war so stark das sein Schnuller an der Schnullerkette waagrecht in der Luft hing. 8o) Uns war klar: Strandtag ist das leider wieder nicht.

Bis zum Mittagessen sind wir trotzdem am Strand und im Lokal geblieben. Als dann alle gegessen hatten haben wir beschlossen einen Spaziergang am Meer entlang zu machen. Bei Wind. Mit dem Buggy. Das mache ich NIE mehr, ich schwöre!! Allein den beladenen Buggy durch den Sand zu schieben ist eine Kunst für sich – aber wenn es auch noch stürmt und einem der Sand in die Augen fliegt…nein, nicht schön!!

Mehrfach mussten mein Mann und ich den Buggy gemeinsam tragen weil es anders nicht ging. Das hieß dann gebückt aber den Strand laufen und einen Buggy tragen der gefühlte 25 Kilo wog und dabei flog einem der Sand um den Kopf. Igitt…es war die falsche Entscheidung nicht die Uferpromenade zu nehmen. Lol….

Aber wenigstens haben wir SO unser Ausflugsziel für den Nachmittag gefunden: am Strand gab es ein „Museum“ - klein aber der Eintritt war kostenlos. Hier wurden Strandfundstücke ausgestellt. Fanden wir alle ziemlich spannend und deswegen haben wir beschlossen uns das anzuschauen. Draußen konnte man eh nicht viel unternehmen bei dem Wetter, also…

Total witzig was dort alles zu sehen war: von Rinderknochen (da hatte bestimmt jemand auf einem Schiff gegrillt und die Knochen über Bord geworfen), über Schnuller und Barbiepuppen, Matchbox-Autos, Playmobil, Ferngläser, Taschenlampen und Abzeichen von Bundeswehr und Marine bis hin zu Baby-Trinkflaschen und Gummi-Dinosauriern war alles vertreten. Bei diesen Sachen konnte man sich ja noch vorstellen dass sie beim Spielen oder versehentlich ins Meer geraten waren…aber bei den ganzen Abfällen die auch im Museum zu sehen waren ahnte man das hier Vorsatz am Werk gewesen war. Selbst Marvin war betroffen als wir die Tonnen von Plastikmüll, Kanistern und sonstigem Kram betrachteten die man am Strand gefunden hatte, weil sie von der Flut angeschwemmt worden waren. Traurig was die Menschen ihrer Umwelt so antun!!!

Doch neben der Betroffenheit hatten wir auch Spaß in diesem Museum…es gab Aquarien in denen lebende Tiere ausgestellt waren…es gab Sattelitenteile der NASA zu bestaunen die im Meer gelandet waren und wir lernten: Strandgut gehört offiziell dem Bürgermeister der Stadt. Das hieß für uns: sollten wir einen Schatz am Strand finden, gehörte er dem Bürgermeister und nicht uns…8o)))

Wir ließen den Tag bei einem ausgiebigen Abendessen ausklingen und hofften dass am nächsten Tag besseres Wetter sein möge damit wir einen Strandtag einlegen könnten.

Dem war aber leider nicht so. Am nächsten Morgen zeigte der erste Blick aus dem Fenster einen genauso grauen Himmel wie in den Tagen davor. Aber: wir ließen uns davon nicht die Laune verderben! Wir hatten Urlaub, den ersten Urlaub mit Jonathan, und daraus würden wir das Beste machen.

Also beschlossen wir: der richtige Tag um mit dem Zug nach Amsterdam zu fahren und uns die Stadt anzusehen!!

Weder mein Mann noch ich waren jemals in Amsterdam gewesen. Wir wollten dort eine Stadtrundfahrt machen, im HardRock-Cafe zu Mittag essen und dann auch schon gemütlich wieder zurück fahren um Jonathan nicht zu überfordern.

Gesagt, getan. Der Buggy wurde mit allem beladen was wir so für einen Tag mit Jonathan brauchten. Dann haben wir unsere Sachen zusammen gepackt, Regenjacken angezogen und sind losgelaufen. Der Bahnhof war quasi um die Ecke und die Fahrt nach Amsterdam sollte laut unserer Vermieterin nur circa 30 Minuten dauern.

Aber allein die Tickets zu kaufen war eine Herausforderung. Es gab keinen Ticketschalter an dem man mit einem Menschen hätte reden können. Die Tickets mussten an einem Automaten erstanden werden und der konnte nicht richtig Deutsch…aber irgendwann hatte mein Mann es geschafft und drei Tickets für die Hin- und Rückfahrt in der Hand.

Also ab in den Zug und los ging´s. Jonathans erste Zugfahrt. Marvin hat ihn auf den Arm genommen und durch das Fenster hat Jonathan staunend die vorbeirasende Landschaft betrachtet. Ich habe ein Foto nach dem anderen geschossen. Wir waren einfach total glücklich! Fühlten uns frei…eine Zugfahrt und eine Stadtbesichtigung mit Jonathan. Wer hätte gedacht das dass eines Tages einmal möglich sein würde?? Wahnsinn…

Nach etwas mehr als einer halben Stunde kamen wir in Amsterdam an. Als wir aus dem Hauptbahnhof heraus und auf die Straße gingen fiel mir als erstes ein Gebäude auf…ein Parkhaus. An sich ja nichts Besonderes: gibt es bei uns überall. Aber: das hier war ein Parkhaus für….FAHRRÄDER!!! Sowas hatte ich noch nicht gesehen. Mehrere Ebenen und jede Ebene war überflutet mit Fahrrädern. Total krass. Tausende von Fahrrädern! Ich habe direkt zu meinen Männern gesagt: „Wie soll man da SEIN Fahrrad wiederfinden?“

Gegenüber vom Fahrrad-Parkhaus war ein Cafe, und da Jonathan Hunger hatte sind wir dort hingegangen um ihn vor der Stadtrundfahrt noch zu füttern. Eins muss man sagen: die Holländer sind ja wirklich kinderfreundlich!! Wir wurden hier nicht so angestarrt wie zu Hause oder mit Fragen gelöchert. Man hat uns weitestgehend in Ruhe gelassen und das war wirklich SEHR entspannend!!!

Nach der „Raubtierfütterung“ sind wir dann zu einer Stadtrundfahrt mit einem „Hop on/Hop of-Bus“ aufgebrochen. Zuerst habe ich mir ein paar Gedanken gemacht ob Jonathan eine knapp 2stündige Busfahrt gut mitmacht. Oder ob es ihm zu langweilig ist und er am Ende den ganzen Bus zusammen schreit. Aber weit gefehlt!!! Er hat bei meinem Mann auf dem Schoß gesessen und aus dem Fenster geschaut. Und zwar INTERSSIERT aus dem Fenster geschaut!!! Zwar nicht die komplette Fahrt über, das ist klar. Aber er hat Kanäle mit Hausbooten gesehen und eine Windmühle. Und fand es offensichtlich spannend!!

Am HardRock-Cafe sind wir aus dem Bus ausgestiegen: mein Mann ist riesiger Fan und das HardRock-Cafe Amsterdam hatte er noch nie besucht. Es war mittlerweile sowieso schon fast Mittag und dann könnten wir dort auch gleich noch etwas essen.

Das HardRock-Cafe selbst ist echt cool!! Toll eingerichtet, toll gelegen und hat tolle Erinnerungsstücke an große Künstler ausgestellt. Aber vom Service waren wir ein wenig enttäuscht. Im kinderfreundlichen Holland war es hier leider nicht möglich ein Gläschen für Jonathan in der Mikrowelle aufzuwärmen. So etwas haben wir weder vor unserem Besuch hier, noch danach jemals erlebt. Man konnte uns auch nicht sagen wo genau das Problem lag, nur dass es nicht möglich ist. Wir haben ein großes Glas gefüllt mit heißem Wasser auf den Tisch gestellt bekommen und mussten dann selbst versuchen das Gläschen darin zu erwärmen. Was von mäßigem Erfolg gekrönt war: wir haben das Essen nur lauwarm bekommen. Und lauwarme Pute mit Kartoffelpüree und Mais fand Jonathan nicht ganz so spannend….hmmmm.

Wir waren enttäuscht von dieser „Behandlung“. Ganz ehrlich: bei den Preisen die man im HardRock-Cafe für Essen und Getränke bezahlt hatte ich eigentlich ein wenig mehr Entgegenkommen von Seiten der Service-Kräfte erwartet. Natürlich ist es sicherlich nicht Usus das Kleinkinder hier zum Essen herkommen – aber ein Wickelraum existierte, also so ganz unvorbereitet war man auf den Besuch von Windelträgern offensichtlich nicht.

Nun ja…wir haben dann spontan beschlossen dass wir KEIN HardRock-Cafe mehr zu einer Mahlzeit aufsuchen werden bis Jonathan alt genug ist vom Tisch zu essen.

Trotz dieser kleinen „Panne“: uns hat das Essen geschmeckt, natürlich sind wir danach noch im Shop gewesen und haben ein paar Kleinigkeiten als Erinnerungen gekauft. Dann ging es wieder zurück zum Bus um den Rest der Stadtrundfahrt zu machen. Jonathan war müde und hat diesen Teil der Fahrt verschlafen. 8o))
Als wir wieder am Hauptbahnhof, und damit dem Ende der Stadtrundfahrt ankamen, haben wir uns entschieden dass der Tag in Amsterdam für uns damit zu Ende geht. Natürlich hätte es noch einige Sachen gegeben die wir gerne gemacht hätten: zugesehen wie in einer Fabrik Diamanten geschliffen werden, den Zoo besuchen, in der ICE-BAR etwas trinken…aber wir wollten Jonathans Geduld nicht überstrapazieren und ihn auch nicht überfordern.

Wir sind also zurück gefahren in unseren Urlaubsort, und was soll ich sagen? Als wir dort ankamen hatten wir STRAHLENDEN SONNENSCHEIN!! Wir haben uns ein bisschen geärgert das wir nicht doch hier geblieben waren: wer weiß wie lange das Wetter schon so traumhaft war, da hätten wir einen prima Strandtag einlegen können!! Aber gut…ließ sich nicht ändern!

Jetzt wollten wir keine einzige Minute Sonnenschein verpassen und sind direkt an den Strand gegangen! Die Jungs hatten Spaß: Marvin hat im Sand getobt und war im Meer schwimmen. Jonathan hat die Wellen beobachtet, dem Rauschen des Meeres zugehört, und alles beobachtet was am Strand so los war.

Natürlich sind auch an diesem Tag wieder eine Menge Menschen stehen geblieben und haben ihn angelächelt – er sieht aber mit dieser Sonnenbrille einfach zu niedlich aus!!

Es war für uns ein rundum perfekter Tag und eigentlich wollten wir ihn auch nicht beenden…aber Jonathan brauchte Medikamente, Abendessen und ein wenig Ruhe. Also mussten wir aufbrechen.

An diesem Abend haben wir noch eine Runde UNO gespielt um den Tag ausklingen zu lassen. Das wir zusammen spielen ist nichts Besonderes, das machen wir öfter. Aber dieser Spieleabend ist mir in Erinnerung geblieben weil Jonathan mitgespielt hat! 8o))

Er saß auf dem Arm meines Mannes und hat ihm in die Karten geschaut (leider kann er nicht sprechen, sonst wäre er ein prima Spion gewesen!). Und dann hat er sich irgendwann eine Karte ausgesucht und sie sich geschnappt. Was ein Zufall war es eine Karte die grade für meinen Mann passend zum Ablegen war. Und deswegen hat er Jonathan erklärt dass die nun auf den Tisch gelegt werden muss. Er hat Jonathan über den Tisch gehalten, aber…es war nichts zu machen! Der junge Mann wollte die Karte nicht mehr hergeben. Wir mussten sie ihm dann mit „Gewalt“ abnehmen, aber das fand er nicht lustig.

An dem Abend haben wir einige Witze darüber gerissen das Jonathan das Spiel noch nicht verstanden hat…8o))