Samstag, 9. Dezember 2017

Die Zeit verging wie im Flug und schon brach der 5.Urlaubstag an.

Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigte: einen strahlend blauen Himmel!!! Juchuuuuu!! Strandwetter!!! Wir würden den kompletten Tag am Strand verbringen. Marvin war aus dem Häuschen: ich sagte es ja schon einmal…für ihn ist Urlaub nur dann Urlaub wenn er ans Meer kann. 8o))

Also: alles zusammen packen was wir für einen Tag so brauchten und ab Richtung Meer.

Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Geschäft vorbei in dem es Luftmatratzen und Strandspielzeug gab. Marvin war nicht mehr zu halten: er brauchte UNBEDINGT eine Luftmatratze. Also gut. Am Ende wurde es dann ein fast 2 METER (!!!) großer aufgeblasener Delphin. Für Jonathan haben wir einen kleinen Drachen in Form einer Möwe gekauft.

Und dann ging es endlich in Richtung unseres Lieblingslokal wo wir uns wieder wohnlich einrichteten. 

Marvin war keine 5 Minuten dort und schon Richtung Meer verschwunden. Was auch besser so war weil dieser Delphin einen Platz einnahm im Lokal – das war mir schon peinlich! Mindestens 3 Leute hätten auf der Couch sitzen können wenn der Delphin nicht dort geparkt hätte.

Nun gut: das Gummitier und mein großer Sohn hatten Spaß im Wasser. Bis…der Himmel sich zuzog und ein Regenschauer kam. Ein so dermaßen heftiger Regenschauer! Ich bezweifelte das wir an diesem Tag noch mal an den Strand gehen könnten. Aber…das Wetter in Holland ist echt witzig! Keine halbe Stunde später war der Himmel wieder strahlend blau. Verrückt!

Wir haben den Drachen für Jonathan steigen lassen. Aber: er hat es nicht so richtig wahrgenommen. Vielleicht war der Drachen zu klein und er konnte ihn nicht gut sehen wenn er einige Meter über ihm geflogen ist. Vielleicht war er schlicht und einfach noch zu klein um das zu verstehen. Der Rest der Familie hatte aber trotzdem Spaß…

Später am Nachmittag haben wir Jonathan den UV-Anzug angezogen und ihn im Sand spielen lassen: mit nackten Füßen. Am Anfang fand er es ein wenig merkwürdig. Aber dann ist er gehüpft und hat sich gefreut.

Spannender fand er aber auf jeden Fall das Meer: die Wellen die an den Strand kamen und sich wieder zurückzogen haben ihn sehr fasziniert. Das Wetter war zwar traumhaft und uns war es auch warm, aber das Wasser war MEGA-KALT und aus diesem Grund wollten wir ihn nicht komplett ins Meer lassen, wir hatten Angst dass er sich erkälten könnte. Doch da er so fasziniert war haben wir seine Füße in den Sand gehalten und immer gewartet bis das Wasser sie berührt hat. Auch hier war er am Anfang skeptisch und etwas erschrocken, fand es danach aber super!!

Wir sind tatsächlich bis zum späten Nachmittag am Strand geblieben, für Marvin war das eigentlich noch nicht genug: er wäre auch bis zum Einbruch der Nacht hier geblieben. 8O))

Abends in der Ferienwohnung haben wir festgestellt das Jonathan gebadet werden musste: er hatte tatsächlich überall Sand – in den Haaren, in den Ohren, in der Windel…8o))

Nur: WO baden wir ihn?? Es gab keine Wanne, sondern nur eine Dusche, und die Duschwanne war so flach – sie eignete sich nicht für ein Bad. Also…dann blieb nur eins: das Spülbecken!! Jonathan war ja so klein das er problemlos hineinpasste. Wir haben also Wasser einlaufen lassen und ihn in der Spüle gebadet. Fand er prima!!

Am nächsten Morgen….begann der 6., und damit unser letzter!, Urlaubstag: morgen würden wir wieder nach Hause fahren. Warum geht die Zeit eigentlich immer so schnell vorbei wenn man Spaß an etwas hat???
Wir haben uns entschlossen in den Nachbarort zu fahren, Marvin wollte unbedingt nach Yu-Gi-Oh-Karten Ausschau halten. Ein Kartenspiel im Manga-Stil, ich denke die wenigsten in unserer Generation kennen es.

Um es kurz zu machen: er hat seine Karten gefunden und bekommen. 8o))) Nachdem wir in einem Cafe noch einen super leckeren Kakao getrunken hatten sind wir wieder zurück gefahren denn wir wollten unbedingt am letzten Tag noch mal an den Strand.

Das Wetter war super und so stand dem nichts im Wege.

Der Delphin kam wieder zum Einsatz; Jonathan genoss das Wetter, die Umgebung und das Meer.

Weil wir unseren Urlaub mit etwas besonderem ausklingen lassen wollten haben wir beschlossen abends kein Brot zu essen sondern uns an einem Wagen am Strand Fisch mitzunehmen. Gesagt, getan. Jetzt hatten wir aber diesen riesigen Delphin dabei und Marvin war nicht geneigt ihn an dieser Bude selbst zu halten „das ist ja voll peinlich!“. Also hat mein Mann sich den Delphin geschnappt und mit ihm zusammen in der Schlange angestellt. Ich muss mich heute noch jedes Mal kaputt lachen wenn ich das Foto sehe wo der Delphin an der Fischbude ansteht. 8o)))

Die letzte Nacht brach an…ich hatte abends schon begonnen zu packen. Denn am nächsten Morgen würde es früh Richtung Heimat gehen.

Schade dass der Urlaub schon vorbei war. Ja: erst war ich von der Vorstellung mit Jonathan in Urlaub zu fahren nicht so begeistert gewesen - mein Mann hatte mich überreden müssen. Aber nun konnte ich sagen dass er mit der Entscheidung auch Recht gehabt hatte! Es war gut gewesen raus zu kommen, und es war gut gewesen das Jonathan einmal andere Eindrücke bekommen hatte. Ganz davon abgesehen, das mir die Meerluft unfassbar gut getan hatte: seit ich vor einigen Jahren mehr als 5 Wochen mit Lungenentzündung zu kämpfen hatte bin ich Asthmatikerin. Hier am Meer, grade auch bei leichtem Wind, ist mir das Atmen so leicht gefallen wie seit Jahren nicht mehr!

Wir waren alle traurig das wir nun nach Hause mussten…aber es half ja nichts: der Urlaub war nun einmal zu Ende. Aber wir haben beschlossen im nächsten Jahr wiederzukommen. 8o))

Da Marvin extrem geknickt und traurig war haben wir beschlossen ihm die Rückfahrt dahingehend zu versüßen das wir bei der Fastfoodkette mit den „goldenen Bögen“ anhalten und er etwas dort essen darf. Das hat ihn dann auch aufgemuntert…lach…

Und Joni…der hat zum ersten Mal in seinem Leben eine Pommes versucht! Nach dem Gesichtsausdruck zu schließen war sie okay…aber das Eis, dass er von seinem Papa bekommen hat war eindeutig mehr nach seinem Geschmack. Da ging die kleine Schnute dauernd wieder auf und es wurde Nachschub gefordert.

Dass die Erholung relativ schnell vorbei war als wir zu Hause ankamen – weil Unmengen von Sachen ausgeladen/ausgeräumt und Wäsche gewaschen werden musste…das muss ich niemandem sagen. Ich war echt froh als das alles erledigt war!

In den kommenden Tagen hatte mein Mann noch Urlaub, aber wir hatten geplant nichts zu unternehmen und Jonathan jetzt –nach dieser einen Woche mit extrem vielen Eindrücken!- einfach mal einige Tage Ruhe zu gönnen.

Ja….und dann….war Jonathan dermaßen unleidlich!! Hat gequengelt und gemosert. Er war mit nichts zufrieden. Am zweiten Tag habe ich dann zu meinem Mann gesagt dass ich glaube…dass er sich langweilt!! Er hatte im Urlaub so viel Input und hat jeden Tag etwas anderes unternommen, er fand es öde wieder zu Hause zu sein und „nur“ zu spielen.

Wir haben überlegt was wir in der näheren Umgebung unternehmen könnten und sind dann zum Minigolf gefahren.

Kaum waren wir dort und Jonathan hatte wieder etwas Neues zum Anschauen: war er zufrieden und ruhig. Verrückt! Da dachten wir er braucht Ruhe…weit gefehlt! Action war angesagt…8o))

Marvin hatte noch Ferien, mein Mann noch Urlaub und wir hatten festgestellt das Jonathan keineswegs Ruhe brauchte – also: haben wir überlegt was wir in den kommenden Tagen noch unternehmen könnten. Es gab ein Ausflugsziel an das ich schon seit vielen Jahren fahren wollte und doch hatte es noch nie geklappt: das Kloster Eberbach. Hier wurde „Der Name der Rose“ gedreht, und das Kloster ist landschaftlich sehr schön gelegen. Und nicht so weit von uns entfernt.

Also: auf ins Kloster!! 8o)) 

Wir haben Jonathan aus dem Auto geholt und in seinen Buggy gesetzt. Er hat sofort alles aufmerksam in Augenschein genommen. Vielleicht ist ihm auch das aufgefallen was mir als erstes aufgefallen ist: die Ruhe…es war als würden alle Geräusche verschluckt.

Ein sehr beeindruckender Ort! Und nicht nur weil hier große Filmstars dieselben Wege gegangen sind wie die Besucher. Sondern auch weil das Gebäude sehr alt ist, hier ist Geschichte geschrieben worden. Ich habe mich gefragt was diese Mauern wohl schon alles gesehen haben mögen.

Wir haben hier einen sehr schönen Tag verbracht, alles angeschaut was man anschauen durfte: die Kapelle, die Weinpressen, die Ausstellung und alle frei zugänglichen Räume des Klosters. Dann haben wir etwas gegessen und Jonathan gefüttert, der nach dem Essen sofort und ohne Murren eingeschlafen ist. Es waren dann offensichtlich doch genug Eindrücke für ihn!

Eine Rittergewandung für Joni
Es ist kein Geheimnis: wir sind Mittelalterfans. Mein Mann und ich sind seit einem gemeinsam besuchten Mittelalterfestival ein Paar. Auch geheiratet wurde mittelalterlich: in Gewandungen auf einer Burg. Unsere komplette Hochzeitsgesellschaft, immerhin 30 Personen, mussten sich auch gewanden – und diesen Spaß haben alle mitgemacht!! Es war ein grandioser Tag, der natürlich auch mit einem Ritteressen ausgeklungen ist.

Das Schöne an dieser Art der Hochzeit ist: wir können unsere Hochzeitskleider regelmäßig tragen. Nämlich immer dann wenn wir mal wieder ein Mittelalterfestival besuchen – und das machen wir mehrmals im Jahr.

Marvin war bei der Hochzeit dabei und hatte seine Tempelrittergewandung. Aber Jonathan war noch nicht standesgemäß ausstaffiert und das wollten wir ändern! Denn wie sieht das aus wenn wir zu dritt in so tollen Kleidern auflaufen und Jonathan dann „normal“ aussieht…???

Also haben wir uns ins Auto gesetzt und sind in den Mittelalterladen unseres Vertrauens gefahren. Hier haben wir schon für unsere Hochzeit eingekauft, ich wusste also das der Laden mit einer Schneiderin zusammen arbeitet: sie hatte mein Brautkleid maßgeschneidert. Und das es eine Schneiderin gab war ja wichtig zu wissen: denn für Jonathan konnten wir definitiv nichts von der Stange kaufen!!!

Der Besitzer des Ladens kannte uns noch, Jonathan sah er heute zum ersten Mal. Wir haben ihm unsere Geschichte grob umrissen erzählt.

Und ihm gesagt das wir den Wunsch haben das Jonathan denselben Templerwaffenrock bekommt wie Marvin – nur einige Nummern kleiner eben. Er fand die Idee spitze und meinte das die Anfertigung auch kein Problem sei, es würde nur ein wenig dauern. Aber technisch: machbar. Jonathan wurde vermessen – seine Schulterbreite waren 10cm…das hat dem Besitzer des Ladens ein kleines Schmunzeln entlockt. So einen winzigen Waffenrock hatte er noch nie bestellt!

Wir haben uns noch über den Preis unterhalten – ein nicht unwichtiger Punkt für uns. Und der Waffenrock war schließlich eine Maßanfertigung!! Aber der genannte Preis lag sogar weit unter dem was wir uns als Obergrenze überlegt hatten, also wurde er bestellt. 8o)
(Michael: diesen Satz hast Du überlesen!! Lol)

Ein paar Wochen später wurden wir angerufen das die Gewandung für Jonathan fertig sei. Wir sind sofort in den Laden gefahren und haben ihm den Waffenrock angezogen. Er sah sooo süß aus damit!! Noch eine Kordel kaufen um den Waffenrock ordentlich festzubinden und…natürlich!!...ganz standesgemäß: ein Trinkhorn!!! Unser Mittelalterladen hat Trinkhörner für Babys, die haben sogar einen gefrästen Rand damit man einen Sauger für Milch oder Tee daran befestigen kann! 8o)) Und dann: konnte es losgehen zum nächsten Mittelalterfestival! Mit dem kleinsten Ritter den man jemals gesehen hatte.

Aber bevor wir vier in der Zeit zurückreisen und ins dunkle Mittelalter abtauchen konnten…stand Marvins Einschulung in der weiterführenden Schule auf dem Programm.

Marvins Einschulung in der 5.Klasse
Da Jonathan aufgrund seiner Krankheit ein schlechtes Immunsystem hat meiden wir mit ihm normalerweise große Menschenansammlungen – aus Angst dass er sich mit irgendetwas anstecken könnte. Aber für Marvin war die Einschulung ein wichtiger Tag, ein neuer Lebensabschnitt begann und er wollte seinen Bruder unbedingt dabei haben um das mit ihm zu teilen.

Also sind wir alle vier zur Einschulung gefahren. Einen Vorteil hatte das Ganze: alle Mitschüler - und die Eltern der Mitschüler -  würden Jonathan sehen, wir könnten erklären das er einen Gendefekt hat…und damit würden sich in Zukunft vielleicht Hänseleien oder dumme Kommentare gegenüber Marvin vermeiden lassen. Dachten wir. Aber es sollte an diesem Tag ganz anders kommen….

Eigentlich lief alles gut: die Feier war schön, die Klassenlehrerin schien nett zu sein und die meisten Mitschüler kannte Marvin schon aus der Grundschule oder dem Sportverein. Ich war erleichtert! Einem guten Start auf dieser Schule –meiner Schule: ich hatte hier mein Abitur gemacht- stand somit nichts im Weg.

Und dann sind wir zum Parkplatz gegangen um nach Hause zu fahren. Mein Mann trug Jonathan auf dem Arm und wir haben uns unterhalten. Als uns plötzlich eine Frau „überholte“, sich umdrehte, uns anschaute und dann sagte: „Ach Gott! Der sieht ja aus wie ein kleiner Affe!“……hallo???? Ich habe zu ihr gesagt das dass kein AFFE, sondern mein Kind ist!! Und Marvin…SO VIEL schlagfertiger als ich!!!...sagte: „Gegen das Aussehen könnte man ja was tun – aber Blödheit bleibt!“…….und das lassen wir jetzt mal so stehen.