Freitag, 26. Oktober 2018


Auf geht´s zur „Walking with giants“-Convention in Liverpool
Normalerweise bin ich vor Urlaubsreisen ja das reinste Nervenbündel. Zicke und schreie nur rum….motze….bin im Streß. Weil mir keiner beim Packen und Organisieren hilft…..
…lehne aber auch jegliche Hilfe beim Packen und Organisieren ab. Weil es dann vielleicht nicht „richtig“ gemacht wird.
Eine Zwickmühle. Lach….

Nun ja….vor der Convention war ich relativ entspannt. Finde ich. Was mein Mann dazu sagt weiß ich nicht.….ich frage ihn auch lieber nicht.

Das Packen jedenfalls war schon eine Herausforderung: das erste Mal würden wir FLIEGEN und da gibt es eine Höchstgrenze was das Gepäck wiegen darf – das ist anders wenn man mit dem Auto fährt. Außerdem wollten wir nach ENGLAND und dass das Wetter dort unbeständig ist wissen wir alle. Es musste also vorausschauend und gut gepackt werden.

Mein Mann sagte dass wir Jonathans Inhalator mitnehmen sollten. Ich fragte seufzend ob er das wirklich für nötig erachtet denn es sei kein Platz mehr im Koffer. Mein Mann bestand aber darauf – die richtige Entscheidung wie sich herausstellen sollte!

Unser „Abenteuer“ startete auch abenteuerlich. Am Flughafen, mit der Sicherheitskontrolle.

ICH hatte die meiste Angst davor dass man die im Handgepäck mitgeführten Medikamente beanstanden würde, das das Dokument des Kinderarztes nicht ausreichend wäre ODER das die mehr als 100ml großen Medikamentenflaschen dann DOCH NICHT mit an Bord des Flugzeuges durften.

Aber etwas ganz anderes war Grund für eine Beanstandung und DARAUF wäre ich NIE gekommen!
Mein Mann ging durch die Kontrolle, alles war ok. Ich reichte ihm Jonathan durch die Schleuse und schob den Buggy hinterher. Dann ging ich durch die Kontrolle. Na klar: wie immer musste ICH zum Bodycheck. Hmpf….

Dort gab es aber keine Beanstandungen, ich trat also aus der Kabine und…mein Mann rief:
„Wo sind unsere Dokumente, Jonathans Pass und das alles?“

….ich lief zu ihm und kramte die Unterlagen aus dem Rucksack, fragte ihn dabei warum er das brauchte. Er sagte….“Jonathan ist positiv auf Sprengstoff getestet worden!“…ich fing schallend an zu lachen und amüsierte mich königlich…bis mich eine Angestellte des Flughafens darauf aufmerksam machte dass es KEIN SCHERZ war und mir einen herbeieilenden Polizisten zeigte.

Ein Polizist in kompletter Montur: mit Schusssicherer Weste, Pistole, Schlagstock…was weiß ich noch alles. Und einem SEHR ERNSTEN GESICHTSAUSDRUCK.

O man.

Nun ja…der Polizist warf nur einen Blick auf unseren kleinen Joni und fragte: „Haben Sie ihn mit Bodylotion eingerieben?“ …ich bejahte und erklärte ihm das wir das sogar mehrfach am Tag machen müssten wegen der extrem trockenen Haut.

Daraufhin erfuhren wir das sich in Bodylotion Glycerin befindet – was auch ein Bestandteil von Sprengstoff ist. Und das die Tests nach Sprengstoff so sensibel sind das sie wegen Creme schon ausschlagen - oder auch wegen eines Labello….krass! Ich sagte direkt voller Inbrunst: „Ich benutze nie wieder Bodylotion wenn da Teile von Sprengstoff drin sind!“

Wir durften gehen. Unser Jonathan hat zwar einen explosiven Charakter, aber er ist nicht gefährlich für den Flugverkehr…lach….

Wir haben bis heute viel über diese Episode am Flughafen gelacht! In DEM MOMENT war es zwar nicht ganz so angenehm, aber mit Abstand betrachtet dann doch lustig. 8o))

Und uns ist noch etwas echt KRASSES am Flughafen passiert! Das hätte ich auch NIE für möglich gehalten…

Alle die unseren Blog komplett gelesen haben (oder uns bei Facebook folgen) wissen, wir hatten im letzten Jahr einige Zeitungsartikel und auch einen Fernsehbericht.
Hört sich jetzt zwar etwas eingebildet an…aber danach wurden wir in unserer kleinen Stadt schon des Öfteren mal auf der Straße erkannt – und auch angesprochen.

Irgendwann habe ich Marvin dann –mehr aus Scherz!- gefragt: „Sind wir jetzt berühmt?“…. und Marvin antwortete, ganz der Jugendliche der heutigen Zeit: „Mamaaaaaaaa, berühmt ist man wenn man auf der Straße um ein Selfie gebeten wird!“….da weißte Bescheid! So läuft das heute…

In MEINER JUGEND…gefühlt in der STEINZEIT..wussten wir gar nicht was SELFIES sind. Da hat man berühmte Leute um ihre Unterschrift gebeten, hieß damals AUTOGRAMM.
Und da es auch (nach Marvins Aussage!) in meiner Kindheit keine Autos gab weil die noch nicht erfunden waren…kam man nicht von A nach B. Man hat also sein Idol… PER POST und mit FRANKIERTEM RÜCKUMSCHLAG…!!!...um ein Autogramm gebeten und ist dann WOCHENLANG jeden Tag zum Briefkasten gelaufen um zu schauen ob schon Antwort da ist. Naja…ich schweife ab.

Heute jedenfalls läuft das alles digital und man muss SELFIES mit Promis machen. Ok….DAS hatte uns noch niemand gefragt.


Aber dann…stehen wir am Gate des wohl größten deutschen Flughafens und warten aufs Boarding. Weil Jonathan ein „Baby“ ist durften wir VOR die Absperrung und würden als Erste in den Shuttle-Bus zum Flugzeug steigen: damit niemand den kleinen Mann beim Drängeln verletzte.

Plötzlich….kommt eine Frau hinter der Absperrung zu uns und spricht mich auf Englisch an. Sie fragt ob das Jonathan sei. Und ich lache und sage sie hätte wohl seine Schuhe gesehen – Lederpuschen mit seinem Namen drauf. Doch sie sagt: „NEIN. Ich folge Ihnen schon sehr lange auf Facebook und habe Sie erkannt. Darf ich bitte ein Selfie mit Jonathan machen?“….

Also….mir ist ALLES aus dem Gesicht gefallen. ICH SCHWÖRE.

Am größten deutschen Flughafen werden WIR erkannt. Und um ein Selfie gebeten. UNFASSBAR.

Später hat sich dann rausgestellt das diese Dame die Freundin einer Bekannten von mir ist. Doch das hat dieses Erlebnis für mich nicht geschmälert. Ich gebe jetzt mal offen zu: DAS WAR SCHON EIN TOLLES GEFÜHL SICH MAL KURZE ZEIT BERÜHMT ZU FÜHLEN….lach… 
(…ach so: die Dame hat natürlich ihr Selfie bekommen…)

Mit diesem „Hochgefühl“ durften wir dann an Bord gehen. Und es war auch gut dass ich ein wenig euphorisch war – denn ich habe Flugangst. Normalerweise nehme ich Tabletten damit ich nicht haltlos anfange zu weinen im Flieger, doch die machen mich so schläfrig und benommen: das wollte ich bei Jonathans allererstem Flug auch nicht. Ich wollte doch alles mitbekommen, Fotos machen und einfach sehen ob es Jonathan gefällt zu fliegen - oder nicht.

Wir haben aber schon im Vorfeld beschlossen das mein Mann sich während des Fluges um den kleinen Mann kümmern würde, denn meine Nervosität würde sich bestimmt auf ihn übertragen – und das würde die Situation nicht besser machen.

Meine Flugangst vergaß ich aber erst einmal…denn ich regte mich haltlos auf als wir an Bord gingen!

Wir hatten die Flüge über ein Reisebüro gebucht. Dieses Reisebüro hatte bei der Fluglinie –in meinem BEISEIN!- angerufen und gesagt das Jonathan sehr klein sei und das man ihn mit einem Gurt auf den Bauch schnallen könne, er würde eigentlich keinen eigenen Sitz benötigen.

Eigentlich.

Denn die Fluglinie teilte mit: Jonathan ist älter als 3 Jahre und wegen der Versicherung müsse er einen eigenen Sitzplatz haben – unabhängig davon wie groß er sei. Wenn er nicht allein auf dem Sitz sitzen könnte: dann müsste er eben in einer geeigneten Babyschale angeschnallt werden.

Wir hatten das im Vorfeld so hingenommen. 200€ für Hin- und Rückflug für Jonathan bezahlt. Zum Glück hatten wir auch die Babyschale noch: sonst hätten wir ja noch eine kaufen müssen.

Und dann kommen wir in den Flieger, gehen zu unseren Plätzen und direkt kommt die Flugbegleiterin angeschossen – freundlich war sie ja, das muss ich sagen. Sie wolle die Babyschale kontrollieren – ob die denn überhaupt für ein Flugzeug zugelassen war.
(Da gibt es Unterschiede zum Auto? Das war MIR nicht bewußt!)
Die Schale war für Flugzeuge geeignet, stand drauf. So weit, so gut. Leider hatte die Airline aber keinen entsprechenden Gurtadapter an Bord um die Schale korrekt verankern zu können. WIE BITTE???

Ich möchte an der Stelle erwähnen das wir NICHT mit einer BILLIG-AIRLINE geflogen sind, sondern mit der wohl größten deutschen Airline überhaupt: der Kranich-Flotte.

Okay. Kein Gurtadapter also.
Die Flugbegleiterin erklärte uns dann auch dass sie es sowieso unverantwortlich finden würde wenn Jonathan „bei seiner Körpergröße“ allein auf einem Sitz sitzen würde – ob mit oder ohne Schale. Sicherer wäre er ja wohl wenn er bei einem von uns auf den Bauch geschnallt würde.

Ach neeeee: NICHT ihr Ernst!!!

Hatte das nicht unser Reisebüro bereits im Vorfeld telefonisch angesprochen?????  
Ich erklärte ihr dass wir das von Anfang an auch so gewollt hätten, aber die Hotline uns da etwas anderes gesagt habe. Und das wir nun wohl 200€ völlig umsonst ausgegeben hätten! Die Flugbegleiterin schaute betreten….aber klar: sie konnte ja nichts dafür.

Ein Sitz blieb also frei. Auch gut: hatten wir eben mehr Platz für unser Handgepäck.

Mein Mann schnallte sich Jonathan auf den Bauch, beim Start gaben wir ihm –wie der Kinderarzt gesagt hatte- Nasenspray, und: er machte das alles ganz hervorragend!! Er weinte nicht…weder beim Start noch bei der Landung. Na ok: letztere hat er auch komplett VERSCHLAFEN….ich dachte für einen kurzen Moment schon das er ohnmächtig sei, aber er hat einfach nur ganz tief geschlafen.

Während des Fluges (der nur knapp 1,5 Stunden dauerte) konnten wir ihn gut ablenken: mit Büchern….aus dem Fenster schauen…der Flug war insgesamt sehr entspannt.

Entspannt für meine Männer. Die zusammen in einer Dreierreihe über den Gang von mir entfernt saßen. Nicht entspannt für MEINEN Sitznachbarn. Beim Start habe ich dann nämlich doch Panik bekommen und mich in seinen Arm gekrallt. Ich kannte den Mann vor dem Flug nicht. Total peinlich also. Er schaute mich auch sehr irritiert an, sah aber die zwei/drei Tränchen kullern und dachte sich dann vermutlich auch: „Besser nichts sagen….ein falsches Wort – und heulende Frauen können zu Furien werden!“

Wir kamen jedenfalls alle heil in England an – auch mein Sitznachbar. Wobei ich nicht weiß ob er nicht blaue Flecken oder blutende Wunden von meinen Fingernägeln davon getragen hat. Für die ich mich hier an dieser Stelle sehr herzlich entschuldigen möchte!!!

Bis auf die Tatsache das ICH beim Fliegen ohne Beruhigungstabletten einfach nicht so gut klarkomme….hatten wir durch diesen Flug doch zwei Dinge gelernt: die Formalitäten mit den Medikamenten waren ein Klacks… und Jonathan kam mit dem Fliegen gut zurecht….

Das hieß für uns:
Wieder ein Stück Freiheit zurückerobert!!

Nun wäre es möglich auch mal eine Städtereise mit dem Flugzeug zu machen: London, Paris, Rom….alles Städte in die wir unbedingt (erneut) wollten!!!
Jetzt…nicht mehr unmöglich oder umständlich zu erreichen, sondern im Bereich des Machbaren.

Ich strahlte bei der Ankunft in England. Und das lag nicht NUR daran das wir gelandet waren.

Freitag, 19. Oktober 2018


Der Sommer vergeht….
Und WAS WAR das in diesem Jahr für ein Sommer!!
Temperaturen weit über 30 Grad, für WOCHEN am Stück. GENAU mein Wetter! (Die Liebe zur Hitze habe ich von meinem Vater geerbt.)

Leider konnte ich nicht so viel draußen in der Sonne sein wie es mir gefallen hätte, doch mit Jonathan war es einfach nicht möglich den ganzen Tag im Garten zu bleiben.

Aber….wir waren viel auf seiner Rutsche…im Planschbecken..und auch mal im Sandkasten unterwegs. Und der kleine Mann hatte einen riesigen Spaß dabei!

Außerdem machte Jonathan in diesem Sommer einen riesigen Entwicklungssprung!

Fast täglich lernte er etwas Neues - oft waren es nur Kleinigkeiten…doch uns fiel alles auf und wir freuten uns über jeden noch so kleinen Schritt! 8o))
Doch es gab auch große Dinge die er lernte wie Kniestand…oder…richtig KRABBELN!!!

Seinerzeit von den Ärzten nicht für möglich gehalten….hüpfte Jonathan nun auf allen Vieren wie ein kleiner Frosch durch die Wohnung. Und hatte sichtlich Spaß dabei!!

Weinen musste ich als er es das erste Mal schaffte sich auch allein hinzusetzen. Sah zwar etwas anders aus….aber er saß!! Unfassbar!!!

Wieder einmal trotzte er den Prognosen der Ärzte….und es freute mich einfach so sehr für IHN: er wurde selbstständiger… er konnte nun selber entscheiden was er spielen wollte – durch den Sitz und Kniestand reichte er nun an Dinge heran an die er vorher nicht herankam.

Mit über 3 Jahren eroberte sich der kleine Mann nun eine „neue Ebene“ in unserer Wohnung, eine Sicht auf sein Zuhause die er vorher nicht gehabt hatte.

Bei Marvin war es mir gar nicht so bewusst gewesen…bei ihm passierte in der Entwicklung ja alles mehr oder weniger „von allein“. Aber mittlerweile habe ich gelernt dass Kinder durch den „aufrechten Gang“ und die damit verbundenen neuen Eindrücke der Umwelt sich auch geistig weiterentwickeln. Sie BRAUCHEN das Laufen um dem Gehirn neue Informationen zu geben und es dadurch zu stimulieren.

Okay, Jonathan läuft noch nicht. Aber er krabbelt und ist im Kniestand. Fast ausschließlich. Er liegt so gut wie gar nicht mehr auf dem Rücken auf dem Boden. Also….vielleicht rührt der Entwicklungsschub ja auch ein bisschen von der „neuen Welt“,  die der kleine Mann sich nun erobert hat???

Auf jeden Fall war es sehr schön ihn so zufrieden und …ja: auch stolz!...zu sehen.


Dieser Sommer war so vollgepackt mit tollen Eindrücken und Erlebnissen!!

Jonathan hat seine Liebe zum Fahrradfahren entdeckt – natürlich nicht SELBER, so weit sind wir dann doch noch nicht. Aber im Fahrradsitz am Lenker von Papas Rad. Jeden Abend wenn Papa nach Hause kam und wir ihn an der Haustür empfangen haben hat Jonathan direkt euphorisch auf das Garagentor gezeigt und „DAAA!“ gesagt. Und der Papa ist mit ihm losgeradelt. 8o))

Wir waren so gut wie jede Woche (außer im Urlaub) bei der Reittherapie und auch hier hat Jonathan so viele Fortschritte gemacht!! Er hat sich getraut Bella (sein Therapiepferd) zu streicheln….ihre Nüstern berührt. Klar: das sind eigentlich nur „Kleinigkeiten“ und den meisten Eltern mag es „ganz normal“ vorkommen das Kinder Pferde berühren – doch für Jonathan war es eine große Herausforderung und es hat lange gedauert. Umso stolzer waren wir dann aber!

Ebenfalls jede Woche gingen wir zur Logopädie. Und auch hier erzielte Jonathan Fortschritte mit denen wir in dieser Form nicht gerechnet hätten!! Die Logopädin setzte „CrossTapes“ in der Therapie ein: das sind kleine Pflaster die (bei Jonathan) auf den Kaumuskeln geklebt werden. Dadurch entspannte er diesen und das hatte wirklich einen RIESIGEN ERFOLG!! Er hörte auf mit den Zähnen zu knirschen….benutzte endlich seine Zunge (ich glaube er ist das einzige Kind auf der Welt das AUFGEFORDERT wurde „Streck doch mal die Zunge raus!“… lach)… und begann zu kauen!!! Okay: wir sind noch nicht so weit das er sich an einem Brot „satt essen“ kann. Aber er beginnt zu kauen. Und das ist für uns schon ein wahnsinniger Erfolg.
Außerdem plappert er nun viel mehr….er sagt zwar weiterhin am liebsten „DA“, aber das nun in allen Stimmvariationen und Tonlagen…lach…

Wir machten auch ein paar „kleine Ausflüge“:
Einen Zoobesuch mit Marvins (Halb-)Schwester und ihrer Pflegefamilie – den ich SEHR genossen habe!! Ist diese Familie mir doch sehr ans Herz gewachsen, aber seit Jonathans Geburt können wir uns leider viel zu selten sehen. Umso schöner war es einfach mal einen kompletten Tag ganz entspannt zusammen zu verbringen!
Und NATÜRLICH genieße ich es immer so sehr „meine“ 3 Kinder beisammen zu haben und sie zusammen zu erleben. Diese Stunden sind rar…und deswegen so kostbar für mich.


Wir besuchten auch Jonathans Fußballmannschaft im Trainingslager. Jene Mannschaft die für uns ein Benefizturnier ausgerichtet und uns versprochen hatte: „WIR SIND JONATHAN“. Diesen Tag habe ich auch ungemein genossen!!

Zum einen haben wir so viel gelacht! 8o))
Als die Männer von ihrem morgendlichen Lauf zurückkamen und sich auf dem Sportplatz an der Umrandung noch dehnten….setzte ich Jonathan genau vor sie ins Gras, eigentlich nur damit er ihnen zusehen konnte. Doch einer des Teams sagte dann: „Männer, unser EL CAPITANO kniet: wir knien auch!“..und alle knieten nieder.
Jonathan schaute verwundert und wedelte mit der Hand. Das wurde dann als Aufforderung zum Liegestütz interpretiert: und alle Männer machten Liegestütz für meinen kleinen Jungen. Lach….es war echt so lustig anzuschauen.
Aber auch so ergreifend!!! Diese Männer hatten nicht einfach nur GESAGT das Jonathan ihr EL CAPITANO ist: sie zeigten das sie voll hinter dieser Aussage stehen. Mich hat das so sehr gerührt. Dieser Verein…ist eine ganz ganz tolle Truppe!!!
Dieser Verein..ist das was ein Verein sein sollte: sie halten zusammen und stehen für andere ein. Sie sind ein TEAM. Ich bin wirklich sehr stolz das dieser Verein nun UNSER VEREIN ist!!

Zum anderen haben wir auch sehr viel geredet an diesem Tag.
Seit dem Benefizspiel hatte es einige Neuzugänge in der Mannschaft gegeben und einer von ihnen, er war vielleicht 18-20 Jahre alt, stellte mir so viele Fragen. Intelligente und vorausschauende Fragen! Ich muss gestehen dass ich sehr verwundert war wie ein SO JUNGER MANN sich solche Gedanken machen kann. Das hätte ich nie erwartet! Aber es hat mich gefreut und ich habe versucht ihm alles zu beantworten.

Der Abschluss des Tages war auch sehr emotional!
Es sollte ein Mannschaftsfoto gemacht werden – für Facebook und die Homepage…und als die Mannschaft sich im Tor platzierte sagte man uns das Jonathan bitte mit aufs Bild müsste! Schließlich wäre er ja der EL CAPITANO.
Ich fand das so süß…so rührend….das hätte nicht sein MÜSSEN, und doch war es dem Team wichtig.
Und so…sitzt Jonathan auf dem Mannschaftsfoto auf dem Schoß eines der beiden Torhüter – und ehrlich: man muss ganz genau hinschauen um ihn zu sehen! Lach…

WALKING WITH GIANTS CONVENTION LIVERPOOL
Ende Juli wurden Koffer gepackt. Wofür?
Sicherlich für das größte Abenteuer das wir bisher mit Jonathan unternommen hatten!!

Schon vor circa einem Jahr haben wir uns einer Organisation in Liverpool angeschlossen: der WALKING WITH GIANTS FOUNDATION. Einer Organisation die sich ausschließlich um Kinder mit MPD (Mikrocephalem Primordialem Dwarfism/Kleinwuchs) kümmert. Die den Familien die Chance gibt sich einmal im Jahr auf einer Convention zu treffen und auszutauschen. Doch nicht nur andere betroffene Familien würde man dort treffen können: sondern auch die einzigen Forscher die es in diesem Krankheitsbereich gab. Einen Arzt aus Amerika und einen aus Schottland, die den Eltern die Möglichkeit gaben alle Fragen zu stellen und die Jonathan auch begutachten und uns sagen würden welche Untersuchungen für uns wichtig und notwendig wären.

Und genau für diese Convention packten wir nun unsere Koffer!!

Wir kannten zwar bereits zwei deutsche Familien mit Kindern mit MOPD Typ1…aber zum ersten Mal würden wir auf SO VIELE Familien treffen, auch mit anderen Krankheitsbildern. Und zum ersten Mal würden wir auch die führenden Forscher in diesem Bereich persönlich treffen können, ihre Meinung und Ratschläge hören und ihnen unsere Fragen stellen können.

Und zum ersten Mal…würden wir auch mit Jonathan fliegen!! Es war ein „Test“: denn im nächsten Jahr würde es nach Curacao gehen und DER Flug war ein wenig länger als einer nach Liverpool/Manchester.

Ich kann gar nicht in Worte fassen wie wir uns in den Tagen vor der Abreise fühlten…
Aufgeregt…ängstlich…freudig…gespannt……irgendwie von allem etwas!

Aufgeregt waren wir natürlich vor dem „unbekannten“ das uns erwartete. Theoretisch wussten wir wie die Convention ablaufen würde….aber wir hatten eben noch nie teilgenommen. In diesem Jahr…würden 226 Personen – 46 Familien- aus aller Welt vor Ort sein….das war schon eine Hausnummer!! Wir waren mehr als froh dass wir im Sommer in Holland schon einige Familien kennengelernt hatten und dann nicht über 200 Fremden gegenüberstehen würden…

Angst hatte ich vor allem vor dem Flug. Weil ich nicht wusste wie Jonathan das mitmachen würde. Und..um ehrlich zu sein..hatte ich Angst dass er im Flieger einen epileptischen Anfall bekommen würde.
Über dieses Thema hatte ich mit unserem Kinderarzt geredet und er meinte nur: „Warum sollte Jonathan im Flugzeug eher einen Anfall bekommen als auf der Erde?“…ja, keine Ahnung?? Ich war ein wenig beruhigt – aber nicht vollkommen. Mag auch daran liegen dass ich SELBER Flugangst habe.

Voller Freude war –zumindest- ich weil ich ENDLICH die Gründerin der Organisation und ihren Mann treffen würde. Wir hatten schon so viele Nachrichten ausgetauscht und uns über so viel unterhalten – sie war mir vertraut auf einer ganz besonderen Ebene wie ich es vorher ehrlich gesagt noch nie erlebt hatte: ich hatte das Gefühl einfach genau wie sie zu sein. (In Liverpool hat SIE es auf den Punkt gebracht: „You are my sister from another mister!“ ..Du bist meine Schwester von einem anderen Vater!....) Ich fieberte dem Moment entgegen in dem ich sie endlich in die Arme nehmen könnte und mein Herz klopfte vor Aufregung!

Gespannt waren wir vor allem auf das Gespräch mit den Ärzten. Was würden sie uns sagen können? Was für „Aufgaben“ würden sie uns für das kommende Jahr an die Hand geben? Einen der Forscher, Dr Michael Bober, kannte ich bereits aus einigen Fernsehberichten. Für MICH…war ER…die Koryphäe in diesem Bereich schlechthin! Er war mein „Rockstar“. Ich war aufgeregt wie ein Teenager der sein großes Idol treffen darf. (Über den Ausdruck ROCKSTAR haben sich in Liverpool dann übrigens fast ALLE lustig gemacht, inklusive Dr Bober. Es war der Running Gag der Convention!)

Gespannt waren wir aber auch auf die vielen anderen Familien. Ich würde mal behaupten dass wir 80% der Familien schon aus dem Internet kannten. Wir haben eine geschlossene Gruppe bei Facebook und wir hatten uns schon mit vielen anderen ausgetauscht.
Außerdem gab es über EINIGE Familien Fernsehberichte/Reportagen: auch diese waren uns bekannt.
Es ist schwer zu beschreiben wie es sich anfühlt jemanden aus dem Fernsehen/Internet zu kennen und zu wissen das er das eigene Schicksal teilt und das man ihn bald in live treffen wird. Auf jeden Fall freuten wir uns sehr darauf….

Die Flüge hatten wir über ein Reisebüro gebucht, weil wir nicht so genau wussten wie das mit der Medikamentenanmeldung ging. Die wollten/mussten wir ins Handgepäck nehmen und dachten das es einfacher für uns sei wenn das Reisebüro sich um die Abwicklung kümmern würde.

Weil eine Freundin uns von einem Buggy erzählt hatte den man so klein zusammenfalten kann das er im Flugzeug ins Handgepäck passt kümmerten wir uns noch um die Anschaffung. Ich wollte gerne Abstand davon nehmen den Reha-Buggy mitzunehmen: er war riesig und müsste als Sondergepäck aufgegeben werden, das würde bedeuten das wir Jonathan am Flughafen noch eine ganze Zeit lang tragen müssten. Und, viel wichtiger, was wäre wenn der Buggy kaputt gehen würde!!??

Auch den Kauf des Buggys haben wir rechtzeitig hinbekommen: Jonathan konnte darin gut sitzen und zusammengefaltet war der so klein…das hätte ich nie für möglich gehalten!!

Die Koffer waren gepackt…der Tag der Abreise rückte näher…und wir starteten in unser bis dahin wohl größtes Abenteuer als vierköpfige Familie!