Freitag, 26. Oktober 2018


Auf geht´s zur „Walking with giants“-Convention in Liverpool
Normalerweise bin ich vor Urlaubsreisen ja das reinste Nervenbündel. Zicke und schreie nur rum….motze….bin im Streß. Weil mir keiner beim Packen und Organisieren hilft…..
…lehne aber auch jegliche Hilfe beim Packen und Organisieren ab. Weil es dann vielleicht nicht „richtig“ gemacht wird.
Eine Zwickmühle. Lach….

Nun ja….vor der Convention war ich relativ entspannt. Finde ich. Was mein Mann dazu sagt weiß ich nicht.….ich frage ihn auch lieber nicht.

Das Packen jedenfalls war schon eine Herausforderung: das erste Mal würden wir FLIEGEN und da gibt es eine Höchstgrenze was das Gepäck wiegen darf – das ist anders wenn man mit dem Auto fährt. Außerdem wollten wir nach ENGLAND und dass das Wetter dort unbeständig ist wissen wir alle. Es musste also vorausschauend und gut gepackt werden.

Mein Mann sagte dass wir Jonathans Inhalator mitnehmen sollten. Ich fragte seufzend ob er das wirklich für nötig erachtet denn es sei kein Platz mehr im Koffer. Mein Mann bestand aber darauf – die richtige Entscheidung wie sich herausstellen sollte!

Unser „Abenteuer“ startete auch abenteuerlich. Am Flughafen, mit der Sicherheitskontrolle.

ICH hatte die meiste Angst davor dass man die im Handgepäck mitgeführten Medikamente beanstanden würde, das das Dokument des Kinderarztes nicht ausreichend wäre ODER das die mehr als 100ml großen Medikamentenflaschen dann DOCH NICHT mit an Bord des Flugzeuges durften.

Aber etwas ganz anderes war Grund für eine Beanstandung und DARAUF wäre ich NIE gekommen!
Mein Mann ging durch die Kontrolle, alles war ok. Ich reichte ihm Jonathan durch die Schleuse und schob den Buggy hinterher. Dann ging ich durch die Kontrolle. Na klar: wie immer musste ICH zum Bodycheck. Hmpf….

Dort gab es aber keine Beanstandungen, ich trat also aus der Kabine und…mein Mann rief:
„Wo sind unsere Dokumente, Jonathans Pass und das alles?“

….ich lief zu ihm und kramte die Unterlagen aus dem Rucksack, fragte ihn dabei warum er das brauchte. Er sagte….“Jonathan ist positiv auf Sprengstoff getestet worden!“…ich fing schallend an zu lachen und amüsierte mich königlich…bis mich eine Angestellte des Flughafens darauf aufmerksam machte dass es KEIN SCHERZ war und mir einen herbeieilenden Polizisten zeigte.

Ein Polizist in kompletter Montur: mit Schusssicherer Weste, Pistole, Schlagstock…was weiß ich noch alles. Und einem SEHR ERNSTEN GESICHTSAUSDRUCK.

O man.

Nun ja…der Polizist warf nur einen Blick auf unseren kleinen Joni und fragte: „Haben Sie ihn mit Bodylotion eingerieben?“ …ich bejahte und erklärte ihm das wir das sogar mehrfach am Tag machen müssten wegen der extrem trockenen Haut.

Daraufhin erfuhren wir das sich in Bodylotion Glycerin befindet – was auch ein Bestandteil von Sprengstoff ist. Und das die Tests nach Sprengstoff so sensibel sind das sie wegen Creme schon ausschlagen - oder auch wegen eines Labello….krass! Ich sagte direkt voller Inbrunst: „Ich benutze nie wieder Bodylotion wenn da Teile von Sprengstoff drin sind!“

Wir durften gehen. Unser Jonathan hat zwar einen explosiven Charakter, aber er ist nicht gefährlich für den Flugverkehr…lach….

Wir haben bis heute viel über diese Episode am Flughafen gelacht! In DEM MOMENT war es zwar nicht ganz so angenehm, aber mit Abstand betrachtet dann doch lustig. 8o))

Und uns ist noch etwas echt KRASSES am Flughafen passiert! Das hätte ich auch NIE für möglich gehalten…

Alle die unseren Blog komplett gelesen haben (oder uns bei Facebook folgen) wissen, wir hatten im letzten Jahr einige Zeitungsartikel und auch einen Fernsehbericht.
Hört sich jetzt zwar etwas eingebildet an…aber danach wurden wir in unserer kleinen Stadt schon des Öfteren mal auf der Straße erkannt – und auch angesprochen.

Irgendwann habe ich Marvin dann –mehr aus Scherz!- gefragt: „Sind wir jetzt berühmt?“…. und Marvin antwortete, ganz der Jugendliche der heutigen Zeit: „Mamaaaaaaaa, berühmt ist man wenn man auf der Straße um ein Selfie gebeten wird!“….da weißte Bescheid! So läuft das heute…

In MEINER JUGEND…gefühlt in der STEINZEIT..wussten wir gar nicht was SELFIES sind. Da hat man berühmte Leute um ihre Unterschrift gebeten, hieß damals AUTOGRAMM.
Und da es auch (nach Marvins Aussage!) in meiner Kindheit keine Autos gab weil die noch nicht erfunden waren…kam man nicht von A nach B. Man hat also sein Idol… PER POST und mit FRANKIERTEM RÜCKUMSCHLAG…!!!...um ein Autogramm gebeten und ist dann WOCHENLANG jeden Tag zum Briefkasten gelaufen um zu schauen ob schon Antwort da ist. Naja…ich schweife ab.

Heute jedenfalls läuft das alles digital und man muss SELFIES mit Promis machen. Ok….DAS hatte uns noch niemand gefragt.


Aber dann…stehen wir am Gate des wohl größten deutschen Flughafens und warten aufs Boarding. Weil Jonathan ein „Baby“ ist durften wir VOR die Absperrung und würden als Erste in den Shuttle-Bus zum Flugzeug steigen: damit niemand den kleinen Mann beim Drängeln verletzte.

Plötzlich….kommt eine Frau hinter der Absperrung zu uns und spricht mich auf Englisch an. Sie fragt ob das Jonathan sei. Und ich lache und sage sie hätte wohl seine Schuhe gesehen – Lederpuschen mit seinem Namen drauf. Doch sie sagt: „NEIN. Ich folge Ihnen schon sehr lange auf Facebook und habe Sie erkannt. Darf ich bitte ein Selfie mit Jonathan machen?“….

Also….mir ist ALLES aus dem Gesicht gefallen. ICH SCHWÖRE.

Am größten deutschen Flughafen werden WIR erkannt. Und um ein Selfie gebeten. UNFASSBAR.

Später hat sich dann rausgestellt das diese Dame die Freundin einer Bekannten von mir ist. Doch das hat dieses Erlebnis für mich nicht geschmälert. Ich gebe jetzt mal offen zu: DAS WAR SCHON EIN TOLLES GEFÜHL SICH MAL KURZE ZEIT BERÜHMT ZU FÜHLEN….lach… 
(…ach so: die Dame hat natürlich ihr Selfie bekommen…)

Mit diesem „Hochgefühl“ durften wir dann an Bord gehen. Und es war auch gut dass ich ein wenig euphorisch war – denn ich habe Flugangst. Normalerweise nehme ich Tabletten damit ich nicht haltlos anfange zu weinen im Flieger, doch die machen mich so schläfrig und benommen: das wollte ich bei Jonathans allererstem Flug auch nicht. Ich wollte doch alles mitbekommen, Fotos machen und einfach sehen ob es Jonathan gefällt zu fliegen - oder nicht.

Wir haben aber schon im Vorfeld beschlossen das mein Mann sich während des Fluges um den kleinen Mann kümmern würde, denn meine Nervosität würde sich bestimmt auf ihn übertragen – und das würde die Situation nicht besser machen.

Meine Flugangst vergaß ich aber erst einmal…denn ich regte mich haltlos auf als wir an Bord gingen!

Wir hatten die Flüge über ein Reisebüro gebucht. Dieses Reisebüro hatte bei der Fluglinie –in meinem BEISEIN!- angerufen und gesagt das Jonathan sehr klein sei und das man ihn mit einem Gurt auf den Bauch schnallen könne, er würde eigentlich keinen eigenen Sitz benötigen.

Eigentlich.

Denn die Fluglinie teilte mit: Jonathan ist älter als 3 Jahre und wegen der Versicherung müsse er einen eigenen Sitzplatz haben – unabhängig davon wie groß er sei. Wenn er nicht allein auf dem Sitz sitzen könnte: dann müsste er eben in einer geeigneten Babyschale angeschnallt werden.

Wir hatten das im Vorfeld so hingenommen. 200€ für Hin- und Rückflug für Jonathan bezahlt. Zum Glück hatten wir auch die Babyschale noch: sonst hätten wir ja noch eine kaufen müssen.

Und dann kommen wir in den Flieger, gehen zu unseren Plätzen und direkt kommt die Flugbegleiterin angeschossen – freundlich war sie ja, das muss ich sagen. Sie wolle die Babyschale kontrollieren – ob die denn überhaupt für ein Flugzeug zugelassen war.
(Da gibt es Unterschiede zum Auto? Das war MIR nicht bewußt!)
Die Schale war für Flugzeuge geeignet, stand drauf. So weit, so gut. Leider hatte die Airline aber keinen entsprechenden Gurtadapter an Bord um die Schale korrekt verankern zu können. WIE BITTE???

Ich möchte an der Stelle erwähnen das wir NICHT mit einer BILLIG-AIRLINE geflogen sind, sondern mit der wohl größten deutschen Airline überhaupt: der Kranich-Flotte.

Okay. Kein Gurtadapter also.
Die Flugbegleiterin erklärte uns dann auch dass sie es sowieso unverantwortlich finden würde wenn Jonathan „bei seiner Körpergröße“ allein auf einem Sitz sitzen würde – ob mit oder ohne Schale. Sicherer wäre er ja wohl wenn er bei einem von uns auf den Bauch geschnallt würde.

Ach neeeee: NICHT ihr Ernst!!!

Hatte das nicht unser Reisebüro bereits im Vorfeld telefonisch angesprochen?????  
Ich erklärte ihr dass wir das von Anfang an auch so gewollt hätten, aber die Hotline uns da etwas anderes gesagt habe. Und das wir nun wohl 200€ völlig umsonst ausgegeben hätten! Die Flugbegleiterin schaute betreten….aber klar: sie konnte ja nichts dafür.

Ein Sitz blieb also frei. Auch gut: hatten wir eben mehr Platz für unser Handgepäck.

Mein Mann schnallte sich Jonathan auf den Bauch, beim Start gaben wir ihm –wie der Kinderarzt gesagt hatte- Nasenspray, und: er machte das alles ganz hervorragend!! Er weinte nicht…weder beim Start noch bei der Landung. Na ok: letztere hat er auch komplett VERSCHLAFEN….ich dachte für einen kurzen Moment schon das er ohnmächtig sei, aber er hat einfach nur ganz tief geschlafen.

Während des Fluges (der nur knapp 1,5 Stunden dauerte) konnten wir ihn gut ablenken: mit Büchern….aus dem Fenster schauen…der Flug war insgesamt sehr entspannt.

Entspannt für meine Männer. Die zusammen in einer Dreierreihe über den Gang von mir entfernt saßen. Nicht entspannt für MEINEN Sitznachbarn. Beim Start habe ich dann nämlich doch Panik bekommen und mich in seinen Arm gekrallt. Ich kannte den Mann vor dem Flug nicht. Total peinlich also. Er schaute mich auch sehr irritiert an, sah aber die zwei/drei Tränchen kullern und dachte sich dann vermutlich auch: „Besser nichts sagen….ein falsches Wort – und heulende Frauen können zu Furien werden!“

Wir kamen jedenfalls alle heil in England an – auch mein Sitznachbar. Wobei ich nicht weiß ob er nicht blaue Flecken oder blutende Wunden von meinen Fingernägeln davon getragen hat. Für die ich mich hier an dieser Stelle sehr herzlich entschuldigen möchte!!!

Bis auf die Tatsache das ICH beim Fliegen ohne Beruhigungstabletten einfach nicht so gut klarkomme….hatten wir durch diesen Flug doch zwei Dinge gelernt: die Formalitäten mit den Medikamenten waren ein Klacks… und Jonathan kam mit dem Fliegen gut zurecht….

Das hieß für uns:
Wieder ein Stück Freiheit zurückerobert!!

Nun wäre es möglich auch mal eine Städtereise mit dem Flugzeug zu machen: London, Paris, Rom….alles Städte in die wir unbedingt (erneut) wollten!!!
Jetzt…nicht mehr unmöglich oder umständlich zu erreichen, sondern im Bereich des Machbaren.

Ich strahlte bei der Ankunft in England. Und das lag nicht NUR daran das wir gelandet waren.