Ein Traum
wird wahr
Wer
unseren Blog schon länger verfolgt weiß, wie die Idee zur Delphintherapie
entstanden ist und auch welche wundervollen Aktionen für Jonathan auf die Beine
gestellt wurden um das nötige Geld dafür zu sammeln.
Auch habe
ich vor einiger Zeit in einem Beitrag erklärt warum wir uns ausgerechnet eine
Therapiestätte in Curacao (also in der Karibik) ausgesucht haben.
Knapp 1,5
Jahre lagen zwischen der Idee und der Verwirklichung. Im Juli 2019 ging es los:
unser bislang größtes Abenteuer begann!!
9,5
Stunden Flug ab Amsterdam (es gibt von Deutschland KEINE Direktflüge nach
Curacao mehr). 6 Stunden Zeitverschiebung. Temperaturen von über 35 Grad bei
70-80% Luftfeuchtigkeit.
Ehrlich
gesagt hatte ich, was Jonathan betrifft, insgesamt ganz schön die Hosen voll!
Vor allem
wegen dem Flug.
Es sollte
an der Stelle erwähnt werden das ICH unter Flugangst leide und nur äußerst
ungern in ein Flugzeug steige – bei Start und Landung laufen immer die Tränen
und ich habe den Drang einfach aufzustehen und auszusteigen. Ich bin also im
Flieger keine Hilfe bei der Belustigung des Kindes weil ich erstens mit mir
selbst genug zu tun habe und zweitens meine Angst sonst auch auf Joni
übertragen würde.
Wie würde
ER sich verhalten bei dieser langen Zeit in einem Flieger? Fernsehen schauen,
malen oder kneten interessieren ihn sowas von gar nicht. Er will krabbeln und
ACTION! Beides eher schwierig….
Meine
nächste Angst war das der kleine Mann einen epileptischen Anfall bekommen würde
wegen des veränderten Drucks in der Kabine oder der Aufregung. Einige Male habe
ich mit dem Kinderarzt darüber geredet, aber der sagte immer: „Warum sollte er
in der Luft einen Anfall bekommen wenn er ihn auf dem Boden nicht bekommt?“ Ja,
stimmt schon. Doch die Angst blieb.
ABER…wir
hatten uns entschieden diese Therapie zu machen – nun würde das auch
durchgezogen!!
Wir
flogen nicht allein nach Curacao: meine Eltern begleiteten uns. So hatten wir
sowohl im Flieger als auch auf Curacao ein bisschen Hilfe mit Jonathan.
Und noch
jemand begleitete uns: ein Kamerateam von SAT1.
Einige
Wochen bevor wir die Reise zur Delphintherapie antraten hatten wir eine Email
erhalten: SAT1-Akte wollte mit uns drehen, Jonathans Krankheit und unseren
Alltag zeigen, aber auch unseren Verein vorstellen. Dieser letzte Punkt war
derjenige der mich dazu brachte mit dem Team zusammenzuarbeiten! Ich bin
nämlich überzeugt davon das es noch mehr betroffene Familien in Deutschland gibt
als die, die wir kennen….wenn wir im DEUTSCHLANDWEITEN Fernsehen zu sehen waren
bestand immerhin die Möglichkeit das sich weitere Betroffene bei uns melden
würden. Und….natürlich!...bestand auch die Möglichkeit das wir als Verein Spenden
erhielten mit denen wir den anderen deutschen Familien dann würden helfen
können Therapien oder andere notwendige Dinge zu bezahlen.
Und so
kam es das das Team von AKTE in den ersten drei Tagen der Therapie in Curacao dabei
war. Sie filmten Jonathans ersten Kontakt mit dem Delphin von GANZ NAH. Die
Therapeuten wurden interviewt und auch eine andere Familie die mit ihrer
Tochter grade zum zweiten Mal dort waren. Außerdem wurden wir als Familie
begleitet und interviewt.
Ich muss
gestehen dass ICH nicht unbedingt dafür war das Kamerateam mitzunehmen. Denn
ich wollte dass diese Zeit etwas ganz besonderes würde – nur für uns als
Familie.
Doch wie
jede Entscheidung wurde auch diese im Familienrat besprochen und MARVIN war es
der das ausschlaggebende Argument lieferte dem ich nichts mehr hinzuzufügen
hatte: „Mama, wir können nur fahren weil so viele Leute Geld gespendet haben.
Klar zeigst Du das alles auf Facebook – nur hat das ja nicht jeder. Aber wenn
es im FERNSEHEN gezeigt wird: dann kann es JEDER sehen und das haben die
Spender verdient!“ ..dem ist nichts mehr hinzuzufügen…
…am Ende
muss ich sagen:
JA, die
Dreharbeiten waren anstrengend – das sind Dreharbeiten aber tatsächlich immer.
Und JA,
es war die richtige Entscheidung das Team mitzunehmen. Aus mehreren Gründen.
Zum einen
werden es wundervolle Bilder sein – WIR durften nicht sooo nah ran, also für
uns eine unbezahlbare Erinnerung.
Zum
anderen habe ich anhand vieler Kommentare in den sozialen Netzwerken gemerkt
das vielen Menschen nicht klar ist was eine Delphintherapie überhaupt ist oder
wie sie von statten geht. Und ich freue mich dass der Beitrag dabei helfen wird
hier Aufklärung zu betreiben!
So viel
dazu.
Aber wie
war es denn nun überhaupt und wie hat Jonathan das alles mitgemacht???
Jonathan
hat das alles SO TOLL mitgemacht!
Der Flug
war überhaupt nicht schlimm. Er hat sich sehr gut beschäftigen lassen, alle
Passagiere in unserer Umgebung unterhalten und ihnen ein Lächeln ins Gesicht
gezaubert. Nach dem Mittagsschlaf hat er 45 Minuten geweint, vermutlich war er
noch nicht ausgeschlafen. Aber ansonsten war alles echt easy.
Eine Dame
von der Kabinencrew ist ihm total verfallen. Sie hat sich eine halbe Stunde
lang zu uns gesetzt und wollte unsere Geschichte hören, folgt uns nun bei
Facebook und liest auch hier mit. 8o) Von ihr gab es noch ein wundervolles
Abschiedsgeschenk und eine dicke Umarmung.
(Und sie
hat sich außerdem so lieb um MICH gekümmert das ich einen so entspannten Flug
wie noch nie hatte!)
Das Klima
auf Curacao hat dem kleinen Mann gar nichts ausgemacht. Er war weder unleidlich
noch hat er viel geweint.
Und die
Zeitumstellung hat er einfach mal in der ersten Nacht überwunden! Lach….bis wir
in der Unterkunft ankamen und das Wichtigste ausgepackt hatten war es in
Deutschland schon tiefe Nacht, doch Joni fand das alles total spannend und war
gar nicht müde. Und so ist er einfach wach geblieben bis es zu Hause schon 0.30
Uhr war, danach hat er gut und fest geschlafen und ist nach Curacao-Zeit um 6
Uhr aufgestanden. Perfekt..8o)
Wir waren
extra ein paar Tage VOR Beginn der Therapie angereist um uns zu aklimatisieren,
zu orientieren – und ok: schon mal ein bisschen die Zeit in der Karibik zu
genießen. 8o))
Was wir
auch taten! Wir gingen zum Meer und zum ersten Mal überhaupt konnte Jonathan IM
MEER schwimmen! Er hat so sehr gelacht und gestrahlt….gegluckst und mit den
Händen aufs Wasser gehauen, konnte nicht genug davon bekommen.
(…bei 27
Grad Wassertemperatur absolut verständlich!!!)
Ob
Jonathan in diesen ersten Tagen auf Curacao verstanden hat warum wir hier sind
und was ihn erwartet: das weiß ich nicht. Er kann ja nicht sprechen und sich
mitteilen.
Fakt ist
aber: wir haben zwei Wochen vor Beginn der Therapie vom Therapiezentrum ein
Buch bekommen in dem die kompletten Abläufe mit Fotos erklärt waren. Dieses
Buch hat Joni bestimmt 100 Mal angeschaut und er ist IMMER bei denselben Seiten
völlig eskaliert: wenn der Delphin im Wasser tanzt und wenn er eine
Wasserschlacht macht.
Natürlich
haben wir ihm immer wieder erzählt das er bald auch dort sein und das er genau wie die Kinder im Buch mit
dem Delphin schwimmen wird. Wir haben auch andere Bücher über Delphine
angeschaut und er hat einen Plastikdelphin bekommen.
Vielleicht
interpretiere ich zu viel in Jonathans Verhalten hinein….aber es wurde Montag
und nach dem Frühstück sagte ich zu Jonathan das wir nun zum Delphin gehen. Der
kleine Mann schaute mich an und begann zu lächeln, dann wedelte er mit den
Armen und hüpfte in seinem Stuhl. Ich denke er hat es verstanden und er freute
sich darauf…..
(Das
Video dazu gibt es auf unserer Facebook-Seite, ich habe diesen Moment nämlich
gefilmt!)
Wir
hatten die Therapie in Deutsch angemeldet: unsere Therapeutin war Katharina,
die Assistentin Julia (beides gebürtige Deutsche, Sprachbarrieren gab es also
nicht) – und unser Delphin war Chabelita. Der größte Delphin den die
Therapiestätte zu bieten hatte: die 12jährige Delphindame ist über 3 Meter
lang!!!
Tja…und
dann standen wir auf der Therapieanlage.
Fast 2
Jahre lang hatten wir uns mit der Thematik beschäftigt, hatten unzählige Videos
und Fotos von hier gesehen. Wir wussten wie Therapeuten und Delphine heißen,
wir kannten den Eingang zu den Büros und Therapieräumen und die Brücke zur
Delphinlagune.
Es war
verrückt hier zu sein. Unfassbar. Wie ein Traum.
Jonathan
ist unseres Wissens nach der ALLERERSTE von Primordialem Kleinwuchs betroffene
Mensch der JEMALS eine Delphintherapie gemacht hat.
Und er
war definitiv der körperlich kleinste Patient den das Therapiecenter auf
Curacao jemals betreut hat!!
(Aus
diesem Grund gab es im Therapiezentrum für Joni auch keinen Neoprenanzug und
wir haben uns einen Anzug maßanfertigen lassen und mitgebracht. Dazu und zum
Thema Maßanfertigungen generell mache ich demnächst einen eigenen Beitrag!)
Für uns
alle war es ein total aufregender Tag: wir wussten nicht was uns in den
kommenden zwei Wochen erwarten und wie Jonathan das alles überhaupt annehmen
würde. Und dann war da noch die Kamera von SAT1 die nun für 3 Tage permanent
auf uns gerichtet war…..
Wer gar
nicht aufgeregt war…war Katharina, die Therapeutin. Ich habe selten eine Frau
erlebt die solch eine „AURA“ um sich herum hat - eine Aura der Ruhe….es ist
unfassbar. Selbst ich wurde in ihrer Nähe total ruhig – und das will etwas
heißen! Lach…Katharina ruht total in sich selbst und vermittelt diese Ruhe
ihrem kompletten Umfeld – ich habe noch nie jemand vergleichbaren
kennengelernt. Für Joni war SIE die perfekte Therapeutin!!!
Offensichtlich
hat auch der kleine Mann eine große Sympathie gespürt denn er hat sich von ihr
sofort auf den Arm nehmen lassen und sich gar nicht mehr für mich oder meinen
Mann interessiert. 8o)
Wie läuft
so eine Therapie eigentlich ab??
Zuerst
legt man gemeinsam mit der Therapeutin die Ziele fest die man für die Therapie
hat.
Bei uns
waren es klar die Arbeit an Motorik (also Gleichgewicht/laufen usw) und
Logopädie (sprechen lernen).
Jonathan
wurde dann morgens abgeholt und hat eine halbe Stunde Therapie im Raum gemacht.
In der
Regel wurde hier Physiotherapie gemacht, jeden Tag mit anderen Aufgaben und
Materialien.
Dann
wurden Schwimmanzug und Schwimmweste angezogen und gemeinsam mit Therapeutin
und Assistentin ging es zum Delphin.
Die
„Wasserzeit“ betrug insgesamt eine Stunde.
In dieser
Zeit hat Jonathan seine Chabelita angefasst und ist mit ihr geschwommen, er
musste aber auch aus Karten auswählen was er mit Chabelita spielen will (hier
wird geübt Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen der Entscheidungen zu
sehen) – klar: meistens hat er Wasserschlacht oder tanzen genommen. Lach…
Entweder
zwischendurch oder danach (je nachdem wie ausgekühlt Joni war) gab es noch eine
Therapieeinheit von 20-30 Minuten auf der Plattform im Wasser: dem Dock. Mit
dem Delphin in Sichtweite wurde hier meistens Logopädie gemacht.
Danach
hieß es TSCHÜSS sagen und duschen/baden gehen.
Mama und
Papa hatten dann noch ein 30minütiges Abschlussgespräch mit der Therapeutin, wo
sie uns erzählt hat was sie gemacht hat und was gut gelaufen (oder auch mal
schlecht gelaufen) ist.
Während
dieser Zeit war Marvin im Geschwisterprogramm. Gemeinsam mit anderen Teenagern
in seinem Alter fanden Gesprächsrunden statt….oder sie waren schnorcheln, schwimmen,
Beach Volleyball spielen…
Mein Mann
und ich hatten die Möglichkeit zu Einzelgesprächen mit einer Logopädin und
einem Physiotherapeuten die uns beide neue Ansätze für die Therapien zu Hause
vermittelt haben.
(Diese
Ansätze sind von unseren Therapeuten daheim sehr gut aufgenommen und sogleich
in die Tat umgesetzt worden. Auch darüber werde ich demnächst mal einen eigenen
Beitrag machen!)
Zusätzlich
wurden für uns als Eltern Workshops und Seminare angeboten UND jedes
Familienmitglied hätte das Gespräch mit einer Psychologin suchen können - wenn
wir das gewollt hätten.
Marvin
durfte zweimal aufs Dock und während der Therapie ganz nah bei seinem Bruder
sein…wir Eltern durften etwas später auch dazu kommen.
Und
einmal durften Marvin und wir für eine Stunde mit Chabelita schwimmen während
Jonathan von Julia betreut wurde.
Eine so
wundervolle Erfahrung für uns als Familie, eine Erfahrung die unseren
Familienzusammenhalt stärken sollte – eine Erinnerung nur für uns. Von
Delphinen geht eine Magie aus die sich nicht in Worte fassen lässt – und für
MICH ist in dieser einen Stunde mein größter Lebenstraum wahr geworden: einmal
mit Delphinen schwimmen.
Insgesamt
ist es ein sehr gelungenes Konzept das hier auf Curacao betrieben wird!!!
„Hat es
denn was gebracht?“ ist wohl die häufigste Frage die wir nun gestellt bekommen.
Also
zuerst einmal: Jonathan hatte SPASS!!! Er hat noch NIE in seinem Leben SO VIEL
gelacht und gestrahlt wie in Curacao!!! Und DAS war uns sowieso das Wichtigste…
Marvin
hat gesagt das es der schönste Urlaub war den er je gemacht hat...
Von
daher: JA, ES HAT WAS GEBRACHT! UNSERE KINDER SIND GLÜCKLICH!!!
Aber
davon abgesehen.
Jonathan
hat nach einer Woche Therapie begonnen „JA!“ und „NEE!“ zu sagen – und er meint
es auch so. Man kann ihm nun Entscheidungsfragen stellen und er ANTWORTET.
…ich weiß
nicht ob es an der Therapie liegt oder ob er diese Entwicklung auch zu Hause
gemacht hätte…aber das ist auch egal: das Einzige was am Ende des Tages zählt
ist DAS er es sagt!!
Jonathan
formt nun den Buchstaben „O“. Seit einem halben Jahr arbeiten wir mit der
Logopädie daran und es hat nicht funktioniert….jetzt klappt es.
Überhaupt
probiert Joni jetzt mehr Töne aus, setzt seine Zunge und Lippen gezielter ein.
Jonathan
ist beweglicher im Hüfte und Beinen geworden: eine Stunde schwimmen am Tag
waren wohl SEHR HILFREICH!!
Und nicht
zuletzt: hat der kleine Mann deutlich mehr Selbstvertrauen bekommen. Er ist
gereift, „erwachsener“ geworden. Nicht nur geistig, sondern auch im Gesicht.
Angeblich
wirkt die Therapie noch 6 Monate nach….wir sind gespannt was noch passieren
wird!!! Ich möchte aber an dieser Stelle noch etwas sagen und auch wirklich
ganz vehement betonen…
Delphine
sind keine „Zauberer“ - und eine Delphintherapie ist kein „Allheilmittel“.
Ja: wir
sehen bei Jonathan Fortschritte, bzw Veränderungen. Aber…wir arbeiten an genau
diesen Punkten auch schon SEHR LANGE mit unseren Therapeuten zu Hause. Und
dort, ZU HAUSE, findet der Hauptteil der Arbeit statt!!! Eine Delphintherapie
sind zwei Wochen pro Jahr/alle zwei Jahre/so oft man es sich leisten kann – und
daheim arbeitet man permanent. Ich glaube…aber das ist nur meine persönliche
Meinung!....wer zu Hause mit seinem Kind nicht intensiv mit guten Therapeuten
arbeitet und dann nach Curacao fliegt – wird keine/weniger Erfolge haben.
Eine
Delphintherapie kann immer nur das I-Tüpfelchen auf der therapeutischen Arbeit
zu Hause sein…und sie nicht ersetzen.
Doch
dieses I-Tüpfelchen ist eine Chance die man hat..und Chancen sollte man nutzen!
Grade bei einem Kind wie Jonathan, wo man nicht weiß wie lange man ihn bei sich
haben darf….
Deswegen
möchte ich abschließend sagen dass wir immens große DANKBARKEIT fühlen!!! DANKE
an alle die dazu beigetragen haben uns das zu ermöglichen…ich werde den
Sendetermin der SAT1-AKTE-Reportage hier bekannt geben so dass jeder die
Möglichkeit hat einzuschalten und zu sehen wie wundervoll es auf Curacao war!