Die Reittherapie beginnt
Im Spätherbst 2017 hatten wir ein paar
Schnupperstunden in einer Reitanlage für therapeutisches Reiten.
Der Weg dorthin war mit 80km pro Strecke sehr weit…aber
ich wäre trotzdem wöchentlich hingefahren - denn ich versprach mir von der
Therapie eine Besserung für Jonathans fehlgebildete Beine und seine „steife“
Hüfte.
Aber….es gab damals keinen freien Therapieplatz für
uns. Wir sollten uns im Frühling/Sommer wieder melden.
Ich war ein wenig enttäuscht darüber. Nun hatten
wir mit dem Verein „Menschen für Kinder“ einen Sponsor für die Reittherapie
gefunden und könnten theoretisch loslegen – und dann gab es keinen Therapieplatz.
Blöde Sache.
Ende November bekam ich eine Nachricht von einer
Kollegin….sie war bei Facebook auf die Seite „Reittherapie im Westerwald“
gestoßen und fragte ob das nicht was für Jonathan sei???
Die Therapiestätte war tatsächlich nur etwas mehr
als 30 Kilometer von uns entfernt, aber die Therapeutin machte keine "Hippotherapie" – da ich aber explizit DANACH gesucht hatte.... hatte ICH sie bei meinen Recherchen nicht gefunden. Ich schrieb der Reittherapeutin eine Nachricht, erzählte kurz von
uns und fragte ob sie einen Platz für uns hätte….
Das Gespräch das daraufhin zwischen uns entstand
war so schön….so voller Wärme und Verständnis von ihrer Seite aus. Ich war
direkt angetan von der Frau hinter diesen Worten und wusste das ich sie sehr
mögen würde…sie wusste auch schon viel über uns, denn sie las schon seit
längerem meinen Blog und war dadurch nicht ganz unbedarft was Jonathans und
unsere Situation anging. Und das Beste: wir könnten sofort mit der Therapie bei
ihr beginnen!!
Da wir aber beschlossen hatten im Dezember eine
Therapiepause einzulegen verabredeten wir uns für Januar auf der Reitanlage: zu
einem ersten Kennenlernen und Besprechen.
(Und damit hatte sie schon den ersten fetten
Pluspunkt gesammelt! Denn in der anderen Stätte hatte es so ein
Erstgespräch zum Kennenlernen NICHT gegeben! MIR war das aber wichtig, damit man
sich erst mal „beschnupperte“. Schließlich brauchten wir Vertrauen in unsere
Therapeuten und deswegen sollte die Chemie auch stimmen.)
Unser „Schnuppertermin“ bei der „Reittherapie im
Westerwald“ sollte samstags stattfinden, denn (und das war der nächste fette
Pluspunkt!) die Therapeutin war bereit Jonathans Therapiestunde generell auf
den Samstag zu legen! Das bedeutete für uns: mein Mann konnte mit Jonathan hin fahren….TOTAL
SUPER!!! Denn so hatte ich erstens mal ein wenig Zeit für mich - ICH war ja
schon die ganze Woche dauernd mit Jonathan unterwegs. Und zweitens hatte mein
Mann so wenigstens EINE Therapie die er begleiten durfte und in die ER Einblick
hatte. Bei den anderen Therapien steht er ja meist ein wenig „im Abseits“ weil
er nie dabei ist und dementsprechend auch nicht weiß was passiert oder gemacht
wird.
Per WhatsApp hatte ich eine Wegbeschreibung zur
Reitanlage bekommen – sogar mit FOTOS!!! Das war mal LUXUS!!! Hat mich schwer
beeindruckt und natürlich fanden wir so den Weg ohne Probleme.
Mein erster Eindruck des Reitstalls war….nun ja…er
ist sehr klein…und sehr einfach…das genaue Gegenteil zu dem „glamourösen“ Stall
in dem wir zum Probereiten gewesen waren - mit seinen gefühlten 50 Pferden und
den blitzsauberen Gebäuden…..
ABER…auch die Reittherapeutin war das genaue
Gegenteil von dem was wir in dem anderen Stall erlebt hatten!! Sie strahlte uns
an als wir aus dem Auto stiegen, kam direkt auf uns zu und begrüßte uns so
warmherzig als würden wir uns schon ewig kennen (na gut: SIE kannte UNS ja auch
schon aus diesem Blog…lach). Trotzdem: mein Eindruck den ich anhand ihrer
Nachrichten gewonnen hatte bestätigte sich in Bruchteilen von Sekunden, sie war
so herzlich und hatte eine so offene Art….ich mochte sie auf Anhieb.
Wir saßen dann im „Reiterstübchen“ bei Getränken
und Plätzchen zusammen und redeten. Was erwarteten wir uns von der Therapie?
Was erhoffte sie sich? Wie würden wir vorgehen um Jonathan ans Pferd zu
gewöhnen – denn in dem anderen Stall hatten wir bemerkt das Jonathan einen
Heidenrespekt vor diesen großen Tieren hatte – was ihm aufgrund seiner geringen
Körpergröße bestimmt nicht zu verdenken ist.
An der Stelle gab es einen weiteren Pluspunkt für
diesen Stall: die Therapeutin wollte GANZ LANGSAM vorgehen. Wir sollten erstmal
nur gemeinsam mit dem Pferd spazieren gehen. Jonathan auf Papas Arm…damit er
merkt dass ein Pferd nichts „schlimmes“ ist und ihm nichts tut. Und dann:
stückweises Herantasten an dieses neue Erlebnis.
Mir hat das gefallen. Sehr. Meinem Mann auch. Und
so war die Entscheidung gefallen: hier würden wir die Therapie machen! Es gab
nun noch eine Menge Papierkram zu erldedigen, dem haben wir uns gleich
gewidmet. ABER…danach gab es auch gleich den ersten „Pony-Spaziergang“.
Jonathan würde die Therapie auf BELLA, einer
wunderschönen Haflingerstute machen. Aber die Spaziergänge fanden mit LEMON
statt, denn die war noch etwas kleiner und sollte so zum Angstabbau beitragen.
Was soll ich sagen? Bereits in der dritten
Therapiestunde saß Jonathan auf Bella, gut beschützt von seinem großen Bruder.
Der darf nun jeden Samstag auf dem Pferderücken Platz nehmen und hält Jonathan
während der Therapie fest. Mit ihm fühlt der kleine Mann sich sicher, er freut
sich und strahlt wenn es losgeht. Ja…mitunter weint er sogar wenn die
Reitstunde vorbei ist…
Und erst vor kurzem hat Jonathan sich getraut Bella
selbst zu striegeln. Mit einer sehr kleinen Bürste…..8o))) Aber immerhin!!! Er
hat so glücklich ausgesehen und auch…stolz!!!
Es folgten sehr vorsichtige und noch ein wenig
ängstliche Griffe nach Bellas Nase. Immer wieder ist Jonathan zurückgezuckt
wenn er Bellas Atem auf der Hand gespürt hat….aber…ich bin SICHER das er ihr
eines Tages ein Leckerlie auf seiner kleinen Hand präsentieren wird.
Diese Therapie zu machen….war die beste
Entscheidung die wir treffen konnten!!!
Nicht nur das unsere Physiotherapeutin heute (nach
einigen Monaten) erste Erfolge feststellt: die Hüfte ist beweglicher und
„weicher“. Jonathan ist in der Lage diese zu kippen. Die Beine verändern sich
und sind vielleicht nicht mehr ganz so „X-ig“.
Sondern auch das der kleine Mann so viel Freude
empfindet dabei!!! Er sieht immer so glücklich aus wenn er auf Bella reitet!!
Und alles andere interessiert mich ja sowieso nur am Rande….8o))
Auch plappert er in den letzten Wochen vermehrt…ich
weiß zwar nicht ob das auf das Konto der Reittherapie geht, aber ich könnte es
mir schon vorstellen.
…ich kann nur allen Eltern von behinderten Kindern
empfehlen so etwas einmal auszuprobieren!!! Medizinisch notwendig oder nicht:
macht euren Kindern FREUDE!!! Denn das sie lachen…ist doch sowieso das einzige
was zählt!!
Faschingsveranstaltungen für Jonathan
Die ersten Wochen des Jahres flogen vorbei, wir
hatten wieder mit den Therapien begonnen. Der Alltag hatte uns also wieder!!
Das Leben im Westerwald ist grundsätzlich beschaulich
und ruhig. Hier ticken die Uhren langsamer und die Bürgersteige werden abends
um 20 Uhr hochgeklappt. (lach) Vielleicht deswegen können wir Westerwälder aber
eins ausgesprochen gut: FEIERN!!!
Besonders ausschweifend können wir Fasching feiern.
Und das haben sich Freunde meines Mannes zunutze gemacht: sie haben für den Altweiberfasching
im Geburtsort meines Mannes eine Feier organisiert und diese komplett in den
Zweck der guten Sache gestellt. Sprich: sie haben die Feier für Jonathan veranstaltet
und für ihn Spenden gesammelt!!
Mein Mann war vor Ort (allein, denn die
Veranstaltung fand abends statt) und hat von einer ganz tollen und herzlichen
Stimmung berichtet. Jeder hat ihm Fragen über Jonathan gestellt und ihm
versichert dass wir das alles ganz super meistern und man „stolz“ auf uns ist.
Für UNS…sind solche Worte wichtig! Sie geben uns Kraft und bestärken uns darin
das unser Tun richtig ist.
Zudem ist an diesem Tag eine ganz ganz tolle Summe
zusammengekommen! Und das, obwohl nur sehr wenige Menschen in diesem kleinen
Ort an der Feier teilgenommen haben….
DANKE AN DEN FERKELSCLUB UND ALLE DIE AN DIESEM TAG
FÜR UNS GESPENDET HABEN!!!!
Und noch eine weitere Veranstaltung sollte uns die
diesjährige Faschingszeit bringen…
Eines Mittags, ich wollte grade Jonathan zum
Mittagsschlaf hinlegen, bekam ich eine Nachricht auf dem Handy von einer mir
unbekannten Nummer:
„Hallo, Sie kennen mich nicht – ich habe Ihre
Nummer von einem gemeinsamen Bekannten bekommen. Ich bin die diesjährige
Faschingsprinzessin und werde einen Kreppel-Verkauf für den guten Zweck
veranstalten. Den Erlös möchte ich gerne dem kleinen Jonathan spenden!“
Wow…ich glaube ich habe dreimal gelesen und dann
überlegt was ich überhaupt antworten soll: was schreibt man denn einer ECHTEN
PRINZESSIN??? Lach…Scherz…ich habe trotzdem überlegt was ich antworten soll
weil ich einfach wahnsinnig ergriffen war: sie kannte uns nicht, hatte nur von
unserem gemeinsamen Bekannten von uns gehört und wollte nun trotzdem so eine
Aktion für uns stemmen.
Wir haben geschrieben, telefoniert und einfach einige
Dinge besprochen. Für mich stand direkt fest das ich persönlich bei diesem
Kreppelverkauf anwesend sein würde, um den Leuten die vorbeikamen ihre Fragen
zu beantworten und…naja: einfach präsent zu sein. Damit jeder sehen konnte
wohin sein Geld gehen würde.
Auch Jonathan kam mit meinem Mann vorbei,
allerdings nur für ein paar Minuten. Wir hatten Anfang Februar, die Grippewelle
raste durch Deutschland und der Verkauf fand in einer Bäckerei statt – wir
wollten für den kleinen Mann kein Risiko eingehen.
SO VIELE MENSCHEN sind dem Ruf der Prinzessin und
der Karnevalsgesellschaft gefolgt……über 6 Stunden wurden Kreppel verkauft. Ich
konnte nicht mehr stehen und hatte einen rauhen Hals weil ich mich mit so
vielen Menschen unterhalten hatte – aber ich fand es super dass mir so viele
Fragen gestellt wurden, das mir so viele Menschen die Hand drückten und sagten
das sie es gut fänden mich hier zu sehen.
Die Prinzessin….klebte am Ende der Veranstaltung an
der Kuchenzange fest. Lach….der ganze Zucker der Gebäckteilchen hatte ihre Hand
total klebrig gemacht. Sie hatte aber auch…mehr als 600 Kreppel verkauft und
uns eine Spende in vierstelliger Höhe erarbeitet. UNFASSBAR!!!!!
DANKE AN DIESER STELLE NOCH EINMAL OFFIZIELL AN
DICH UND DEINEN GANZEN HOFSTAAT!!!
Natürlich waren wir beim Faschingsumzug ein paar
Tage später auch dabei und haben ihr vom Straßenrand aus gewunken als sie in
ihrem Prunkwagen vorbeigefahren ist. Und auch nachdem Fasching vorbei war sind
wir in Kontakt geblieben und ich hoffe sehr dass das noch sehr lange so
bleibt!!! 8o))