Freitag, 25. Mai 2018


Die Reittherapie beginnt
Im Spätherbst 2017 hatten wir ein paar Schnupperstunden in einer Reitanlage für therapeutisches Reiten.

Der Weg dorthin war mit 80km pro Strecke sehr weit…aber ich wäre trotzdem wöchentlich hingefahren - denn ich versprach mir von der Therapie eine Besserung für Jonathans fehlgebildete Beine und seine „steife“ Hüfte.

Aber….es gab damals keinen freien Therapieplatz für uns. Wir sollten uns im Frühling/Sommer wieder melden.

Ich war ein wenig enttäuscht darüber. Nun hatten wir mit dem Verein „Menschen für Kinder“ einen Sponsor für die Reittherapie gefunden und könnten theoretisch loslegen – und dann gab es keinen Therapieplatz. Blöde Sache. 

Ende November bekam ich eine Nachricht von einer Kollegin….sie war bei Facebook auf die Seite „Reittherapie im Westerwald“ gestoßen und fragte ob das nicht was für Jonathan sei???

Die Therapiestätte war tatsächlich nur etwas mehr als 30 Kilometer von uns entfernt, aber die Therapeutin machte keine "Hippotherapie" – da ich aber explizit DANACH gesucht hatte.... hatte ICH sie bei meinen Recherchen nicht gefunden. Ich schrieb der Reittherapeutin eine Nachricht, erzählte kurz von uns und fragte ob sie einen Platz für uns hätte….

Das Gespräch das daraufhin zwischen uns entstand war so schön….so voller Wärme und Verständnis von ihrer Seite aus. Ich war direkt angetan von der Frau hinter diesen Worten und wusste das ich sie sehr mögen würde…sie wusste auch schon viel über uns, denn sie las schon seit längerem meinen Blog und war dadurch nicht ganz unbedarft was Jonathans und unsere Situation anging. Und das Beste: wir könnten sofort mit der Therapie bei ihr beginnen!!

Da wir aber beschlossen hatten im Dezember eine Therapiepause einzulegen verabredeten wir uns für Januar auf der Reitanlage: zu einem ersten Kennenlernen und Besprechen.
(Und damit hatte sie schon den ersten fetten Pluspunkt gesammelt! Denn in der anderen Stätte hatte es so ein Erstgespräch zum Kennenlernen NICHT gegeben! MIR war das aber wichtig, damit man sich erst mal „beschnupperte“. Schließlich brauchten wir Vertrauen in unsere Therapeuten und deswegen sollte die Chemie auch stimmen.)

Unser „Schnuppertermin“ bei der „Reittherapie im Westerwald“ sollte samstags stattfinden, denn (und das war der nächste fette Pluspunkt!) die Therapeutin war bereit Jonathans Therapiestunde generell auf den Samstag zu legen! Das bedeutete für uns: mein Mann konnte mit Jonathan hin fahren….TOTAL SUPER!!! Denn so hatte ich erstens mal ein wenig Zeit für mich - ICH war ja schon die ganze Woche dauernd mit Jonathan unterwegs. Und zweitens hatte mein Mann so wenigstens EINE Therapie die er begleiten durfte und in die ER Einblick hatte. Bei den anderen Therapien steht er ja meist ein wenig „im Abseits“ weil er nie dabei ist und dementsprechend auch nicht weiß was passiert oder gemacht wird.

Per WhatsApp hatte ich eine Wegbeschreibung zur Reitanlage bekommen – sogar mit FOTOS!!! Das war mal LUXUS!!! Hat mich schwer beeindruckt und natürlich fanden wir so den Weg ohne Probleme.

Mein erster Eindruck des Reitstalls war….nun ja…er ist sehr klein…und sehr einfach…das genaue Gegenteil zu dem „glamourösen“ Stall in dem wir zum Probereiten gewesen waren - mit seinen gefühlten 50 Pferden und den blitzsauberen Gebäuden…..
ABER…auch die Reittherapeutin war das genaue Gegenteil von dem was wir in dem anderen Stall erlebt hatten!! Sie strahlte uns an als wir aus dem Auto stiegen, kam direkt auf uns zu und begrüßte uns so warmherzig als würden wir uns schon ewig kennen (na gut: SIE kannte UNS ja auch schon aus diesem Blog…lach). Trotzdem: mein Eindruck den ich anhand ihrer Nachrichten gewonnen hatte bestätigte sich in Bruchteilen von Sekunden, sie war so herzlich und hatte eine so offene Art….ich mochte sie auf Anhieb.

Wir saßen dann im „Reiterstübchen“ bei Getränken und Plätzchen zusammen und redeten. Was erwarteten wir uns von der Therapie? Was erhoffte sie sich? Wie würden wir vorgehen um Jonathan ans Pferd zu gewöhnen – denn in dem anderen Stall hatten wir bemerkt das Jonathan einen Heidenrespekt vor diesen großen Tieren hatte – was ihm aufgrund seiner geringen Körpergröße bestimmt nicht zu verdenken ist.

An der Stelle gab es einen weiteren Pluspunkt für diesen Stall: die Therapeutin wollte GANZ LANGSAM vorgehen. Wir sollten erstmal nur gemeinsam mit dem Pferd spazieren gehen. Jonathan auf Papas Arm…damit er merkt dass ein Pferd nichts „schlimmes“ ist und ihm nichts tut. Und dann: stückweises Herantasten an dieses neue Erlebnis.

Mir hat das gefallen. Sehr. Meinem Mann auch. Und so war die Entscheidung gefallen: hier würden wir die Therapie machen! Es gab nun noch eine Menge Papierkram zu erldedigen, dem haben wir uns gleich gewidmet. ABER…danach gab es auch gleich den ersten „Pony-Spaziergang“.

Jonathan würde die Therapie auf BELLA, einer wunderschönen Haflingerstute machen. Aber die Spaziergänge fanden mit LEMON statt, denn die war noch etwas kleiner und sollte so zum Angstabbau beitragen.

Was soll ich sagen? Bereits in der dritten Therapiestunde saß Jonathan auf Bella, gut beschützt von seinem großen Bruder. Der darf nun jeden Samstag auf dem Pferderücken Platz nehmen und hält Jonathan während der Therapie fest. Mit ihm fühlt der kleine Mann sich sicher, er freut sich und strahlt wenn es losgeht. Ja…mitunter weint er sogar wenn die Reitstunde vorbei ist…

Und erst vor kurzem hat Jonathan sich getraut Bella selbst zu striegeln. Mit einer sehr kleinen Bürste…..8o))) Aber immerhin!!! Er hat so glücklich ausgesehen und auch…stolz!!!

Es folgten sehr vorsichtige und noch ein wenig ängstliche Griffe nach Bellas Nase. Immer wieder ist Jonathan zurückgezuckt wenn er Bellas Atem auf der Hand gespürt hat….aber…ich bin SICHER das er ihr eines Tages ein Leckerlie auf seiner kleinen Hand präsentieren wird.

Diese Therapie zu machen….war die beste Entscheidung die wir treffen konnten!!!
Nicht nur das unsere Physiotherapeutin heute (nach einigen Monaten) erste Erfolge feststellt: die Hüfte ist beweglicher und „weicher“. Jonathan ist in der Lage diese zu kippen. Die Beine verändern sich und sind vielleicht nicht mehr ganz so „X-ig“.
Sondern auch das der kleine Mann so viel Freude empfindet dabei!!! Er sieht immer so glücklich aus wenn er auf Bella reitet!! Und alles andere interessiert mich ja sowieso nur am Rande….8o))
Auch plappert er in den letzten Wochen vermehrt…ich weiß zwar nicht ob das auf das Konto der Reittherapie geht, aber ich könnte es mir schon vorstellen.

…ich kann nur allen Eltern von behinderten Kindern empfehlen so etwas einmal auszuprobieren!!! Medizinisch notwendig oder nicht: macht euren Kindern FREUDE!!! Denn das sie lachen…ist doch sowieso das einzige was zählt!!




Faschingsveranstaltungen für Jonathan
Die ersten Wochen des Jahres flogen vorbei, wir hatten wieder mit den Therapien begonnen. Der Alltag hatte uns also wieder!!
Das Leben im Westerwald ist grundsätzlich beschaulich und ruhig. Hier ticken die Uhren langsamer und die Bürgersteige werden abends um 20 Uhr hochgeklappt. (lach) Vielleicht deswegen können wir Westerwälder aber eins ausgesprochen gut: FEIERN!!!

Besonders ausschweifend können wir Fasching feiern. Und das haben sich Freunde meines Mannes zunutze gemacht: sie haben für den Altweiberfasching im Geburtsort meines Mannes eine Feier organisiert und diese komplett in den Zweck der guten Sache gestellt. Sprich: sie haben die Feier für Jonathan veranstaltet und für ihn Spenden gesammelt!!

Mein Mann war vor Ort (allein, denn die Veranstaltung fand abends statt) und hat von einer ganz tollen und herzlichen Stimmung berichtet. Jeder hat ihm Fragen über Jonathan gestellt und ihm versichert dass wir das alles ganz super meistern und man „stolz“ auf uns ist. Für UNS…sind solche Worte wichtig! Sie geben uns Kraft und bestärken uns darin das unser Tun richtig ist.

Zudem ist an diesem Tag eine ganz ganz tolle Summe zusammengekommen! Und das, obwohl nur sehr wenige Menschen in diesem kleinen Ort an der Feier teilgenommen haben….

DANKE AN DEN FERKELSCLUB UND ALLE DIE AN DIESEM TAG FÜR UNS GESPENDET HABEN!!!!


Und noch eine weitere Veranstaltung sollte uns die diesjährige Faschingszeit bringen…
Eines Mittags, ich wollte grade Jonathan zum Mittagsschlaf hinlegen, bekam ich eine Nachricht auf dem Handy von einer mir unbekannten Nummer:
„Hallo, Sie kennen mich nicht – ich habe Ihre Nummer von einem gemeinsamen Bekannten bekommen. Ich bin die diesjährige Faschingsprinzessin und werde einen Kreppel-Verkauf für den guten Zweck veranstalten. Den Erlös möchte ich gerne dem kleinen Jonathan spenden!“

Wow…ich glaube ich habe dreimal gelesen und dann überlegt was ich überhaupt antworten soll: was schreibt man denn einer ECHTEN PRINZESSIN??? Lach…Scherz…ich habe trotzdem überlegt was ich antworten soll weil ich einfach wahnsinnig ergriffen war: sie kannte uns nicht, hatte nur von unserem gemeinsamen Bekannten von uns gehört und wollte nun trotzdem so eine Aktion für uns stemmen.

Wir haben geschrieben, telefoniert und einfach einige Dinge besprochen. Für mich stand direkt fest das ich persönlich bei diesem Kreppelverkauf anwesend sein würde, um den Leuten die vorbeikamen ihre Fragen zu beantworten und…naja: einfach präsent zu sein. Damit jeder sehen konnte wohin sein Geld gehen würde.

Auch Jonathan kam mit meinem Mann vorbei, allerdings nur für ein paar Minuten. Wir hatten Anfang Februar, die Grippewelle raste durch Deutschland und der Verkauf fand in einer Bäckerei statt – wir wollten für den kleinen Mann kein Risiko eingehen.

SO VIELE MENSCHEN sind dem Ruf der Prinzessin und der Karnevalsgesellschaft gefolgt……über 6 Stunden wurden Kreppel verkauft. Ich konnte nicht mehr stehen und hatte einen rauhen Hals weil ich mich mit so vielen Menschen unterhalten hatte – aber ich fand es super dass mir so viele Fragen gestellt wurden, das mir so viele Menschen die Hand drückten und sagten das sie es gut fänden mich hier zu sehen.
Die Prinzessin….klebte am Ende der Veranstaltung an der Kuchenzange fest. Lach….der ganze Zucker der Gebäckteilchen hatte ihre Hand total klebrig gemacht. Sie hatte aber auch…mehr als 600 Kreppel verkauft und uns eine Spende in vierstelliger Höhe erarbeitet. UNFASSBAR!!!!!

DANKE AN DIESER STELLE NOCH EINMAL OFFIZIELL AN DICH UND DEINEN GANZEN HOFSTAAT!!!

Natürlich waren wir beim Faschingsumzug ein paar Tage später auch dabei und haben ihr vom Straßenrand aus gewunken als sie in ihrem Prunkwagen vorbeigefahren ist. Und auch nachdem Fasching vorbei war sind wir in Kontakt geblieben und ich hoffe sehr dass das noch sehr lange so bleibt!!! 8o))