Termin beim Kardiologen
Zweimal im Jahr haben wir einen Kontrolltermin beim
Kardiologen: Jonathan kam mit Herzfehlern zur Welt.
Typisch bei Frühchen (und auch ansonsten nicht
selten):er hatte ein Loch in der Scheidewand des Herzens (Foramen ovale).
Dieses hat sich schon vor längerer Zeit spontan verschlossen.
Weiterhin ist bei ihm eine Herzkammer sehr viel
größer gewesen als die andere. Das hat sich mittlerweile fast angeglichen. Doch
(vielleicht auch) dadurch leidet der kleine Mann unter Bluthochdruck.
Das alles zusammen hat in den ersten Monaten seines
Lebens dazu geführt das er sehr laut und sehr rasselnd geatmet hat und sehr
kurzatmig war. Fast als habe er Schnupfen.
Wir haben damals ein Medikament gegen den
Bluthochdruck sowie ein Messgerät bekommen. Und zweimal im Jahr schaut nun eben
ein „Profi“ mit Ultraschall auf sein Herz.
Ein bisschen mulmig ist mir vor diesem Termin schon
immer. Das Herz ist halt so eine Sache….wenn da etwas nicht stimmt - schwierig
zu „reparieren“.
Aber zum Glück…es war alles ok! Die Werte des
kleinen Mannes waren in Ordnung und EIGENTLICH könnten wir überlegen den
Blutdrucksenker nun abzusetzen, teilte uns der Arzt mit. Direkt hatte ich die
Lieblingsworte unseres Kinderarztes im Ohr: „Never change a running system!“.
Und das habe ich dem Kardiologen auch so gesagt. Er schmunzelte ein wenig und
sagte dass wir nichts falsch machen würden wenn wir das Medikament weiterhin
geben. Aber er sei fast sicher das Jonathan es nicht mehr benötigen würde.
Fast war ich so weit zu sagen das wir dieses
Medikament absetzen – bei 15 Medikamentengaben am Tag ist man um jede Gabe froh
die man NICHT machen muss!! Aber dann habe ich ihm die Frage gestellt was im
SCHLIMMSTEN FALL passieren KÖNNTE wenn wir das Medikament absetzen - und
Jonathan es vielleicht doch noch benötigen WÜRDE, entgegen der Ergebnisse der
Untersuchung.
Tja……“the worst case“ wäre das der Herzmuskel
ausleiert. Und wenn der erst einmal ausgeleiert ist – dann ist nichts mehr zu
machen.
Ok: diese Aussage reichte meinem Mann und mir…dieses
Medikament würde NICHT abgesetzt werden!! Wenn es nicht schadete es weiterhin
zu geben, dann wollten wir sicher gehen. Jonathans Grunderkrankung ist schon
schlimm genug, da muss man nicht auch noch „herumprobieren“ und am Ende die
falsche Entscheidung treffen. Diese Sorgen wollten wir uns einfach definitiv
ersparen!!!
Das äußerten wir beide so und erwähnten auch das es
halt nur etwas unkomfortabel mit dem Medikament ist weil es dauergekühlt werden
muss und das auf Reisen nicht so praktisch ist. Der Kardiologe schaute uns
erstaunt an und fragte warum wir das noch nie gesagt hätten??? (Ja, warum
eigentlich nicht? Ich weiß es nicht!) Denn er könnte uns doch auch mit Pulver
gefüllte Kapseln in der korrekten Dosierung aufschreiben, die bräuchten wir
nicht zu kühlen und könnten das Pulver unterwegs einfach in Brei/Joghurt/Saft
einrühren.
O man. Manchmal sollte man einfach mal über seine
Probleme reden! Da hatten wir uns nun 2 Jahre gequält und hätten es viel
einfacher haben können…..aber ok. Jammern half nun nicht mehr. Wir bekamen
JETZT das Rezept und freuten uns das der Termin (allein schon deswegen!) so
erfolgreich verlaufen war.
Benefizkonzert
Im Herbst des vergangenen Jahres war ein
Schulkamerad/Kumpel bei mir zu Besuch gewesen und hatte gesagt dass er ein
Benefizkonzert für uns spielen würde – ihr erinnert euch??
Dieses Konzert sollte nun, Ende Februar,
stattfinden.
Da mein Schulkamerad Klavier spielt hatte er
Kontakte zu einem Pianohaus in der nächstgelegenen Stadt. Und dieses Pianohaus
hatte auch einen kleinen Konzertsaal. Es hat keiner großen Überzeugungsarbeit
bedurft damit der Besitzer des Pianohauses uns für diesen Abend seinen
Konzertsaal kostenlos zur Verfügung stellte: als er von Jonathan hörte wollte
er uns ebenfalls direkt helfen. VIELEN DANK AUCH AN DIESER STELLE NOCHMAL
DAFÜR!!!
Und noch jemand war sofort Feuer und Flamme beim
Benefizkonzert dabei zu sein: die Duettpartnerin meines Schulkameraden. Die
beiden arbeiten zusammen und singen vorwiegend auf Hochzeiten, aber auch auf
Empfängen und Firmenfeiern. Sie kannte uns überhaupt nicht persönlich, aber sie
hat ein so großes Herz und erklärte sich sofort bereit an diesem Abend auch für
uns zu singen. Dafür ist sie extra knapp 100km angereist…..das hat mir schon
imponiert! DANKE!!! ICH BIN SEHR FROH DAS WIR UNS KENNENGELERNT HABEN.
Viele Vorbereitungen hatte ICH nicht zu treffen –
es gab lediglich ein Treffen mit meinem Kumpel bei dem wir ein Bild für die
Werbung und für die Flyer zusammen entworfen haben. Und dann habe ich Plakate
und Flyer beim Einkaufen oder spazieren gehen aufgehängt/verteilt.
Ich wurde gefragt welche Lieder beim Konzert
gespielt werden sollten, aber diese Auswahl habe ich ihm komplett überlassen –
ER wollte das Konzert spielen und uns damit einen Gefallen tun, ich hätte es
vermessen gefunden nun auch noch die Lieder bestimmen zu wollen!!
Ich habe nur um ein Lied gebeten: HALLELUJA von
Leonard Cohen.
Dieses Lied hat für meinen Mann und mich eine große
Bedeutung. Es wurde in der Kirche bei unserer Trauung gesungen – und diese
kirchliche Trauung fand eigentlich nur deswegen statt weil wir für unser Leben
mit Jonathan die Hilfe und den Segen Gottes erbitten wollten. Also war dieses
Lied…unser Lied für Jonathan.
Unser Ausdruck dafür das wir ihn lieben so wie er
ist….das wir für ihn kämpfen so lange wir können…und das wir mit Gottes Hilfe
auch die nötige Kraft dafür haben werden – gemeinsam.
Da mein Kumpel und seine Gesangspartnerin auch auf
Hochzeiten spielen – war NATÜRLICH dieses Lied in ihrem Repertoire.
Und nun freuten Marvin und ich uns auf das Konzert,
denn wir beide würden daran teilnehmen. Mein Mann und Jonathan würden zu Hause
bleiben denn zum einen fand das Konzert abends statt und um die Uhrzeit gehörte
Jonathan ins Bett, und zum anderen war es Ende Februar und die Grippe
grassierte immer noch – da wollten wir nichts riskieren.
Wir waren natürlich schon einige Zeit vor Beginn
des Konzertes anwesend. Ich hatte einen Laptop dabei den ich auf einem Tisch im
Eingangsbereich aufstellte. Darauf lief nun eine Diashow aus über 200 Fotos ab:
privaten Fotos, die zum Teil noch nie im Internet zu sehen gewesen waren.
Diese Veranstaltung war für Jonathan und er konnte
leider nicht selber hier sein. Die Menschen sollten ihn sehen – so wie wir ihn
sahen. Viele nutzten auch die Gelegenheit und blieben vor dem PC stehen und
sahen einen Moment lang zu. Eigentlich alle hatten danach ein kleines Lächeln
im Gesicht und das war so schön für mich zu sehen…..
Mein Kumpel sagte dann zu Beginn des Konzertes auch
ein paar Takte und erklärte dass die Krankenkasse leider nicht für alle Kosten von
Jonathan aufkommt und wir deswegen die Spenden aus dem Konzert sehr gut
gebrauchen könnten. Er erzählte auch (und er hatte mich vorher um Erlaubnis
dafür gebeten) wie schwierig unser Leben für uns mitunter war: mein Mann und
ich können nicht gemeinsam ausgehen, einer von uns bleibt immer zu Hause bei
Jonathan – aufgrund seiner Epilepsie haben wir leider keinen Babysitter. Wir
gehen natürlich schon weg, aber immer nur getrennt voneinander – und ich
meistens eben mit diesem Kumpel. Deswegen weiß er natürlich sehr genau um die
Belastung der unsere Ehe durch die fehlende Zweisamkeit ausgesetzt ist. Und er
weiß auch dass es mir nicht immer gut geht: weil es mir fehlt mit meinem Mann
Zeit allein zu verbringen und auch wegen der Gesamtsituation.
Ich dachte ja vor dem Konzert das ich weinen müsste
wenn er für uns singt. Denn ich finde seine Stimme so schon einfach HAMMER und
könnte ihm den ganzen Tag beim Singen zuhören – und wenn er dann nur für UNS
singen würde….doch Tränen in den Augen hatte ich stattdessen als er den
Konzertbesuchern (und der Saal war voll bis auf den letzten Platz) erzählt hat
wie mein Leben aussieht, als er aus seiner Sicht geschildert hat welche
Entbehrungen und Probleme ich tagtäglich zu bewältigen habe.
Natürlich weiß ich das alles selbst am besten! Aber
wenn man das von jemand anderem vor Augen geführt bekommt….und er hat es so gut
auf den Punkt gebracht, es war als würde er in meine Seele blicken. Ein sehr
berührender Moment für mich. Und ein Moment in dem ich ihn als Freund noch mehr
in mein Herz geschlossen habe….
Ich durfte mich danach für gut 1,5 Stunden
entspannen und der Musik lauschen. Gänsehaut pur als er HALLELUJA anstimmte und
das Publikum bat mitzusingen: was sehr viele auch taten.
In der Pause kamen einige Leute auf mich und Marvin
zu und redeten mit uns, stellten uns Fragen, sagten einfach mal dass sie es
toll fänden wie wir mit der Situation umgehen. Ich liebe es wenn Menschen mich
ansprechen und ihre Fragen loswerden. Das ist VIEL BESSER als wenn sie hinter
meinem Rücken…ihr versteht schon. Außerdem ist es immer super wenn Menschen uns
sagen das sie es gut und richtig finden was wir machen: das hilft uns so sehr!
Das zeigt dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, dass wir das Richtige
tun.
Das Konzert war ein voller Erfolg…nicht nur weil
ich von keinem Konzertbesucher hörte das es ihm nicht gefallen habe, sondern
auch weil eine Menge Geld in den aufgestellten Spendenbüchsen zusammengekommen
ist. VIELEN DANK AN ALLE DIE DIESE SPENDENDOSEN GEFÜLLT HABEN!! ICH WEISS DAS
EINIGE VON EUCH DIESEN BLOG VERFOLGEN….8o))