Dreharbeiten im Reitstall
Nachdem im vergangenen Sommer ein Bericht über uns
bei Maintower ausgestrahlt worden und auf große Begeisterung des Publikums
gestoßen war, hatte der HR sich entschlossen eine Reportage über uns zu drehen.
Sie soll 45 Minuten lang werden – bis zur Ausstrahlung wird noch ein wenig Zeit
vergehen! Denn: für 5 Minuten Bericht bei Maintower haben wir 6 Stunden
gedreht…ihr könnt euch also ausrechnen wie lange wir drehen müssen um 45
Minuten Material zu bekommen.
In regelmäßigen Abständen bin ich mit der Redakteurin
des HR und der Kamera unterwegs: bei Ärzten, bei Therapien, auch mal bei
privaten Familienfeiern. Und nun…drehten wir bei der Reittherapie. 8o)
Eine große Menschenansammlung auf der Reitanlage:
wir…die Redakteurin…die Therapeutin mit Familie…Menschen die auch ihre Pferde
in diesem Stall stehen hatten und zum Zuschauen da waren…eine Menge Hunde…und
Pferde….und: eine Abordnung des Vereins Menschen für Kinder nebst eigenem
Fotografen.
Die Therapeutin und ihr Sohn hatten extra am Tag
zuvor einen Blechkuchen für die vielen Besucher gebacken…lach…der stand nun im
„Reiterstübchen“ bereit, genau wie eine Menge Kaffee und Tee. Und warme
Getränke hatten wir sehr nötig, denn……..
Tiefer Schnee, knackige Kälte: das ist der
Westerwald. Lach….es war so a….kalt an diesem Tag!!!! Jonathan war MEGADICK
eingepackt und auch Bella, das Pferd, hatte eine Decke um. Außerdem hatte sie
bunte Bänder in der Mähne und ich glaube: die Fernsehbilder von ihr im Schnee
werden einfach traumhaft schön sein.
Die Dreharbeiten begannen: es gab viele Interviews
mit allen Beteiligten. Viele Aufnahmen von Jonathan und Marvin auf Bella….ein
Interview mit der zu Tränen gerührten Mutter von Jonathan als sie ihn auf dem
Pferderücken sah….8o))
Natürlich war dieser Drehtag total cool und hat
viel Spaß gemacht! Vor allem weil Jonathan an diesem Tag so sehr gestrahlt hat
als er reiten durfte – wegen der Dreharbeiten sogar um einiges länger als
normal, denn alles muss aus verschiedenen Winkeln eingefangen werden und das
dauert nun mal.
Mein besonderes Highlite an diesem Tag aber war, das
ich ENDLICH den Mann kennenlernen konnte der überhaupt verantwortlich dafür war
das wir auf dieser Reitanlage standen: DER Mann von MENSCHEN FÜR KINDER der
mich seinerzeit angerufen und der sich für uns beim Vorstand eingesetzt hatte.
Der selbst seit seinem 6.Lebensjahr reitet. Er war heute anwesend und ist
NATÜRLICH auch selbst auf Bellas Rücken gestiegen – und zwar MIT JONATHAN.
MEGA-RÜHREND als ich die beiden beobachten konnte wie sie ihre Runden gedreht haben.
Und das mit Abstand schönste Geschenk dieses Tages
machten uns die anwesenden Herren von MENSCHEN FÜR KINDER als sie einstimmig
sagten das sie jetzt WISSEN das ihr Geld SEHR GUT investiert ist, weil sie nun
GESEHEN haben wie viel Freude Jonathan beim Reiten empfindet.
ALLES RICHTIG GEMACHT!!! …waren sie sich einig.
Diese Aussage hat mir so viel bedeutet!! Weil ich zu Beginn ja nicht sicher war
ob wir WIRKLICH von diesem Verein Unterstützung annehmen sollten, der
eigentlich nur in der Krebsbehandlung tätig ist. Nach dieser Aussage und den
strahlenden Augen dieser Herren konnte ich jetzt aber auch aufatmen und mich
entspannen…..ALLES RICHTIG GEMACHT!!! FÜR JONATHAN!!!
Spenden….und ihre Verwendung
Es hört sich überheblich an und doch muss ich es
einfach so schreiben: in den nächsten Wochen folgten einige
Spendenübergaben……bis heute ist es für mich nicht zu fassen WIE VIELE MENSCHEN
für Jonathan Geld spenden…Geld sammeln…oder Veranstaltungen aufziehen und uns
den Erlös spenden…
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal etwas
erwähnen was meinem Mann und mir SEHR WICHTIG IST!!!
Wir haben uns im Sommer 2017 (als „alles begann“)
GESCHWOREN das wir NIE…NIEMALS!!!…jemanden um eine Spende BITTEN WERDEN!!! Das
wir nie eine Spendensammlung selber initiieren oder jemanden bitten es für uns
zu tun, nie jemanden bitten eine Benefizveranstaltung für uns zu organisieren
und auch nie öffentlich zu Spenden aufrufen werden.
Ich möchte damit NICHT sagen dass ich es
verwerflich finde wenn Eltern von behinderten oder kranken Kindern GENAU DAS
tun!!! Auf gar keinen Fall!!! Man muss immer die Situation bewerten und manchen
Eltern bleibt vielleicht „nichts anderes mehr übrig“.
ABER….für UNS…ist es einfach vom Gefühl her etwas
komplett anderes wenn jemand auf uns zukommt und VON SICH AUS sagt das er eine
Veranstaltung organisiert oder uns Geld geben möchte: denn er tut das dann
komplett freiwillig und von GANZEM HERZEN – als die Vorstellung jemanden durch
unsere BITTE dazu zu bringen etwas zu tun: was er DANN vielleicht nur gezwungenermaßen
tut (so nach dem Motto „Da kann ich nicht NEIN sagen“).
Weiterhin war und ist es uns sehr wichtig
„transparent“ zu bleiben was die Spendengelder angeht. Wir denken das
heutzutage NIEMAND leichtfertig sein Geld hergeben kann – aber WENN er es tut:
dann soll er bitte von uns EHRLICH erfahren was wir damit zu tun gedenken.
Der ursprüngliche Plan von Spenden die Reittherapie
zu bezahlen hat sich „zerschlagen“ weil wir mit dem Verein „Menschen für
Kinder“ einen Sponsor gefunden haben. Somit haben wir uns einem SEHR GROSSEN
Ziel gewidmet: wir möchten von den Spendengeldern eine Delphintherapie mit
Jonathan machen. In Curacao, als Familie.
Und ja: wir wissen das die Delphintherapie ein
Thema ist an dem sich die Geister scheiden. Der eine findet es SUPER, der
nächste VERDAMMT es.
Wir haben uns sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt:
wir haben viel im Internet recherchiert, wir haben mit Menschen gesprochen die
schon in Curacao gewesen sind und….wir haben mit der Delphinstätte in Curacao
telefoniert und unsere Fragen direkt an die dortigen Therapeuten gestellt.
Bei diesem Telefonat ist im Endeffekt unsere
Entscheidung gefallen auf dieses Ziel hinzuarbeiten, denn man teilte uns mit:
es wird NICHT jeder genommen der das Geld dafür hat! Sondern…man muss von allen
behandelnden Ärzten medizinische Unterlagen einreichen und selber auch noch
diverse Fragebögen ausfüllen. Diese Unterlagen werden von den Ärzten und
Therapeuten in Curacao geprüft und NUR wenn die sich einig sind das
GRUNDSÄTZLICH Aussicht auf Erfolg besteht (den man übrigens nicht garantiert
bekommt, das muss ich der Ehrlichkeit halber sagen!): darf man kommen und die
Therapie machen. Und zwar mit einer Wartezeit von knapp zwei Jahren….
Geld spielt hier also erstmal keine Rolle und das
zeigte uns dass die Therapiestätte in Curacao sicherlich nicht ausschließlich
auf Profit ausgelegt war. Denn wäre das der Fall, könnten sie ungeprüft einfach
jeden nehmen der das nötige Kleingeld hat…..oder??
Immer wieder werde ich gefragt wie denn so eine
Therapie überhaupt abläuft und warum wir denken das sie Erfolg haben wird, bzw:
welchen Erfolg SOLL sie denn überhaupt haben???
Behinderte Menschen nehmen ihre Umwelt anders wahr
als wir: für sie sind Reize wie schmecken, spüren, hören und vor allem (selbst)
berühren viel wichtiger als für uns. Nur allein durch SEHEN können sich viele
Behinderte nicht in ihrer Umgebung orientieren, nicht zuordnen was da grade
geschieht – die Infos kommen einfach nicht so im Gehirn an wie bei gesunden
Menschen. Außerdem haben viele Behinderte (und ich glaube auch Jonathan) ein
Problem damit sich selbst wahrzunehmen und selbst zu verstehen: „Wo bin ich zu
Ende - wo fängt meine Umgebung an“. Meiner Meinung nach ist das der Grund warum
Jonathan so viel gekuschelt werden will: er spürt SICH dann besser….
In Curacao gehen die Kinder jeden Tag für eine
Stunde ins Wasser zu einem Delphin. Sie streicheln, küssen und hören ihn und
dürfen (so sie selbst dazu in der Lage sind) ihm auch Kommandos geben….sie
spüren ihn weil er sie durchs Wasser schiebt und sie mit ihm „schwimmen“
dürfen. Dazu kommen noch die Wärme die in Curacao ganzjährig herrscht und das
Wasser in dem man sich befindet…
Das alles setzt Glückshormone frei. Bei Behinderten
noch stärker als bei gesunden Menschen.
Und genau das machen sich die Therapeuten zu Nutze,
denn nach einer Stunde gehen die Kinder „in die Schule“. Vollgepumpt mit
Glückshormonen werden täglich für eine Stunde die Therapien durchgeführt die
die Eltern zuvor mit den Therapeuten vor Ort vereinbart haben. Man sagt dass
durch die freigesetzten Glückshormone eine größere Bereitschaft vorhanden ist
zu lernen – und sich das Erlernte dadurch auch besser manifestieren kann. Für
mich hört sich das logisch an und auch wenn man von der Therapiestätte KEINE
GARANTIE bekommt das die Therapien anschlagen…so habe ich noch mit NIEMANDEM geredet
der dort war und KEINEN Erfolg gesehen hätte.
Wir werden -nach heutigem Stand- Logopädie und
Physiotherapie in Anspruch nehmen um bei Jonathan Sprache und Motorik nach
vorne zu bringen.
Immer dann wenn Jonathan Therapie hat: wird auch
Marvin „Programm“ haben. Curacao ist die einzige Delphinstätte der Welt in der
ein Geschwisterprogramm stattfindet. Marvin wird schnorcheln, Kajak fahren,
Haie füttern und…selbst eine Stunde lang mit den Delphinen schwimmen. Genau wie
sein Bruder. Außerdem wird es eine „Geschwisterstunde“ mit dem Delphin geben wo
beide Jungs gemeinsam ins Wasser gehen: um die Bindung zwischen ihnen zu
stärken. Denn nicht immer besteht ja zwischen dem gesunden und dem behinderten
Geschwisterkind eine gute und enge Bindung!! Bei uns ist diese Bindung zwar
vorhanden, aber ich denke dass es den beiden nicht schaden wird dieses
gemeinsame Erlebnis zu haben. 8o)))
Wir als Familie werden zwei Wochen lang betreut.
Wir bekommen Hilfestellung für den Alltag und Tipps um im täglichen Leben
besser klarzukommen.
Und….ein nicht unwichtiger Punkt für uns! Curacao
ist eine holländische Provinz und hier wird DEUTSCH gesprochen. Was würde
Jonathan eine Therapie in ENGLISCH (in den USA) bringen wenn er gar nicht
versteht was die Therapeuten von ihm möchten???
…aus allen diesen Gründen haben wir uns für Curacao
entschieden und außerdem ist die reine Therapie dort tatsächlich billiger ist
als in Amerika.
Allerdings….das möchte ich noch einmal in aller
Deutlichkeit hier sagen!!! WIR HABEN KEINE AHNUNG OB DIE DELPHINTHERAPIE BEI
JONATHAN DEN GEWÜNSCHTEN ERFOLG BRINGEN WIRD.
Aber….selbst wenn dem nicht so sein sollte…dann
denken wir das Jonathan in den zwei Wochen die die Therapie andauert große
Freude haben wird – und…WIR auch. Für uns als Familie wird diese Reise ein Erlebnis
sein. Etwas ganz außergewöhnliches. Etwas an das wir uns auch später gerne
erinnern werden…auch in 20 Jahren, wenn Jonathan vielleicht nicht mehr da ist.