Freitag, 8. Juni 2018


Dreharbeiten im Reitstall
Nachdem im vergangenen Sommer ein Bericht über uns bei Maintower ausgestrahlt worden und auf große Begeisterung des Publikums gestoßen war, hatte der HR sich entschlossen eine Reportage über uns zu drehen. Sie soll 45 Minuten lang werden – bis zur Ausstrahlung wird noch ein wenig Zeit vergehen! Denn: für 5 Minuten Bericht bei Maintower haben wir 6 Stunden gedreht…ihr könnt euch also ausrechnen wie lange wir drehen müssen um 45 Minuten Material zu bekommen.

In regelmäßigen Abständen bin ich mit der Redakteurin des HR und der Kamera unterwegs: bei Ärzten, bei Therapien, auch mal bei privaten Familienfeiern. Und nun…drehten wir bei der Reittherapie. 8o)

Eine große Menschenansammlung auf der Reitanlage: wir…die Redakteurin…die Therapeutin mit Familie…Menschen die auch ihre Pferde in diesem Stall stehen hatten und zum Zuschauen da waren…eine Menge Hunde…und Pferde….und: eine Abordnung des Vereins Menschen für Kinder nebst eigenem Fotografen.

Die Therapeutin und ihr Sohn hatten extra am Tag zuvor einen Blechkuchen für die vielen Besucher gebacken…lach…der stand nun im „Reiterstübchen“ bereit, genau wie eine Menge Kaffee und Tee. Und warme Getränke hatten wir sehr nötig, denn……..

Tiefer Schnee, knackige Kälte: das ist der Westerwald. Lach….es war so a….kalt an diesem Tag!!!! Jonathan war MEGADICK eingepackt und auch Bella, das Pferd, hatte eine Decke um. Außerdem hatte sie bunte Bänder in der Mähne und ich glaube: die Fernsehbilder von ihr im Schnee werden einfach traumhaft schön sein.

Die Dreharbeiten begannen: es gab viele Interviews mit allen Beteiligten. Viele Aufnahmen von Jonathan und Marvin auf Bella….ein Interview mit der zu Tränen gerührten Mutter von Jonathan als sie ihn auf dem Pferderücken sah….8o))

Natürlich war dieser Drehtag total cool und hat viel Spaß gemacht! Vor allem weil Jonathan an diesem Tag so sehr gestrahlt hat als er reiten durfte – wegen der Dreharbeiten sogar um einiges länger als normal, denn alles muss aus verschiedenen Winkeln eingefangen werden und das dauert nun mal.

Mein besonderes Highlite an diesem Tag aber war, das ich ENDLICH den Mann kennenlernen konnte der überhaupt verantwortlich dafür war das wir auf dieser Reitanlage standen: DER Mann von MENSCHEN FÜR KINDER der mich seinerzeit angerufen und der sich für uns beim Vorstand eingesetzt hatte. Der selbst seit seinem 6.Lebensjahr reitet. Er war heute anwesend und ist NATÜRLICH auch selbst auf Bellas Rücken gestiegen – und zwar MIT JONATHAN. MEGA-RÜHREND als ich die beiden beobachten konnte wie sie ihre Runden gedreht haben.

Und das mit Abstand schönste Geschenk dieses Tages machten uns die anwesenden Herren von MENSCHEN FÜR KINDER als sie einstimmig sagten das sie jetzt WISSEN das ihr Geld SEHR GUT investiert ist, weil sie nun GESEHEN haben wie viel Freude Jonathan beim Reiten empfindet.
ALLES RICHTIG GEMACHT!!! …waren sie sich einig. Diese Aussage hat mir so viel bedeutet!! Weil ich zu Beginn ja nicht sicher war ob wir WIRKLICH von diesem Verein Unterstützung annehmen sollten, der eigentlich nur in der Krebsbehandlung tätig ist. Nach dieser Aussage und den strahlenden Augen dieser Herren konnte ich jetzt aber auch aufatmen und mich entspannen…..ALLES RICHTIG GEMACHT!!! FÜR JONATHAN!!!


Spenden….und ihre Verwendung
Es hört sich überheblich an und doch muss ich es einfach so schreiben: in den nächsten Wochen folgten einige Spendenübergaben……bis heute ist es für mich nicht zu fassen WIE VIELE MENSCHEN für Jonathan Geld spenden…Geld sammeln…oder Veranstaltungen aufziehen und uns den Erlös spenden…

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal etwas erwähnen was meinem Mann und mir SEHR WICHTIG IST!!!

Wir haben uns im Sommer 2017 (als „alles begann“) GESCHWOREN das wir NIE…NIEMALS!!!…jemanden um eine Spende BITTEN WERDEN!!! Das wir nie eine Spendensammlung selber initiieren oder jemanden bitten es für uns zu tun, nie jemanden bitten eine Benefizveranstaltung für uns zu organisieren und auch nie öffentlich zu Spenden aufrufen werden.

Ich möchte damit NICHT sagen dass ich es verwerflich finde wenn Eltern von behinderten oder kranken Kindern GENAU DAS tun!!! Auf gar keinen Fall!!! Man muss immer die Situation bewerten und manchen Eltern bleibt vielleicht „nichts anderes mehr übrig“.

ABER….für UNS…ist es einfach vom Gefühl her etwas komplett anderes wenn jemand auf uns zukommt und VON SICH AUS sagt das er eine Veranstaltung organisiert oder uns Geld geben möchte: denn er tut das dann komplett freiwillig und von GANZEM HERZEN – als die Vorstellung jemanden durch unsere BITTE dazu zu bringen etwas zu tun: was er DANN vielleicht nur gezwungenermaßen tut (so nach dem Motto „Da kann ich nicht NEIN sagen“).

Weiterhin war und ist es uns sehr wichtig „transparent“ zu bleiben was die Spendengelder angeht. Wir denken das heutzutage NIEMAND leichtfertig sein Geld hergeben kann – aber WENN er es tut: dann soll er bitte von uns EHRLICH erfahren was wir damit zu tun gedenken.   

Der ursprüngliche Plan von Spenden die Reittherapie zu bezahlen hat sich „zerschlagen“ weil wir mit dem Verein „Menschen für Kinder“ einen Sponsor gefunden haben. Somit haben wir uns einem SEHR GROSSEN Ziel gewidmet: wir möchten von den Spendengeldern eine Delphintherapie mit Jonathan machen. In Curacao, als Familie.

Und ja: wir wissen das die Delphintherapie ein Thema ist an dem sich die Geister scheiden. Der eine findet es SUPER, der nächste VERDAMMT es.
Wir haben uns sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt: wir haben viel im Internet recherchiert, wir haben mit Menschen gesprochen die schon in Curacao gewesen sind und….wir haben mit der Delphinstätte in Curacao telefoniert und unsere Fragen direkt an die dortigen Therapeuten gestellt.

Bei diesem Telefonat ist im Endeffekt unsere Entscheidung gefallen auf dieses Ziel hinzuarbeiten, denn man teilte uns mit: es wird NICHT jeder genommen der das Geld dafür hat! Sondern…man muss von allen behandelnden Ärzten medizinische Unterlagen einreichen und selber auch noch diverse Fragebögen ausfüllen. Diese Unterlagen werden von den Ärzten und Therapeuten in Curacao geprüft und NUR wenn die sich einig sind das GRUNDSÄTZLICH Aussicht auf Erfolg besteht (den man übrigens nicht garantiert bekommt, das muss ich der Ehrlichkeit halber sagen!): darf man kommen und die Therapie machen. Und zwar mit einer Wartezeit von knapp zwei Jahren….

Geld spielt hier also erstmal keine Rolle und das zeigte uns dass die Therapiestätte in Curacao sicherlich nicht ausschließlich auf Profit ausgelegt war. Denn wäre das der Fall, könnten sie ungeprüft einfach jeden nehmen der das nötige Kleingeld hat…..oder??

Immer wieder werde ich gefragt wie denn so eine Therapie überhaupt abläuft und warum wir denken das sie Erfolg haben wird, bzw: welchen Erfolg SOLL sie denn überhaupt haben???

Behinderte Menschen nehmen ihre Umwelt anders wahr als wir: für sie sind Reize wie schmecken, spüren, hören und vor allem (selbst) berühren viel wichtiger als für uns. Nur allein durch SEHEN können sich viele Behinderte nicht in ihrer Umgebung orientieren, nicht zuordnen was da grade geschieht – die Infos kommen einfach nicht so im Gehirn an wie bei gesunden Menschen. Außerdem haben viele Behinderte (und ich glaube auch Jonathan) ein Problem damit sich selbst wahrzunehmen und selbst zu verstehen: „Wo bin ich zu Ende - wo fängt meine Umgebung an“. Meiner Meinung nach ist das der Grund warum Jonathan so viel gekuschelt werden will: er spürt SICH dann besser….

In Curacao gehen die Kinder jeden Tag für eine Stunde ins Wasser zu einem Delphin. Sie streicheln, küssen und hören ihn und dürfen (so sie selbst dazu in der Lage sind) ihm auch Kommandos geben….sie spüren ihn weil er sie durchs Wasser schiebt und sie mit ihm „schwimmen“ dürfen. Dazu kommen noch die Wärme die in Curacao ganzjährig herrscht und das Wasser in dem man sich befindet…
Das alles setzt Glückshormone frei. Bei Behinderten noch stärker als bei gesunden Menschen.

Und genau das machen sich die Therapeuten zu Nutze, denn nach einer Stunde gehen die Kinder „in die Schule“. Vollgepumpt mit Glückshormonen werden täglich für eine Stunde die Therapien durchgeführt die die Eltern zuvor mit den Therapeuten vor Ort vereinbart haben. Man sagt dass durch die freigesetzten Glückshormone eine größere Bereitschaft vorhanden ist zu lernen – und sich das Erlernte dadurch auch besser manifestieren kann. Für mich hört sich das logisch an und auch wenn man von der Therapiestätte KEINE GARANTIE bekommt das die Therapien anschlagen…so habe ich noch mit NIEMANDEM geredet der dort war und KEINEN Erfolg gesehen hätte.

Wir werden -nach heutigem Stand- Logopädie und Physiotherapie in Anspruch nehmen um bei Jonathan Sprache und Motorik nach vorne zu bringen.

Immer dann wenn Jonathan Therapie hat: wird auch Marvin „Programm“ haben. Curacao ist die einzige Delphinstätte der Welt in der ein Geschwisterprogramm stattfindet. Marvin wird schnorcheln, Kajak fahren, Haie füttern und…selbst eine Stunde lang mit den Delphinen schwimmen. Genau wie sein Bruder. Außerdem wird es eine „Geschwisterstunde“ mit dem Delphin geben wo beide Jungs gemeinsam ins Wasser gehen: um die Bindung zwischen ihnen zu stärken. Denn nicht immer besteht ja zwischen dem gesunden und dem behinderten Geschwisterkind eine gute und enge Bindung!! Bei uns ist diese Bindung zwar vorhanden, aber ich denke dass es den beiden nicht schaden wird dieses gemeinsame Erlebnis zu haben. 8o)))

Wir als Familie werden zwei Wochen lang betreut. Wir bekommen Hilfestellung für den Alltag und Tipps um im täglichen Leben besser klarzukommen.

Und….ein nicht unwichtiger Punkt für uns! Curacao ist eine holländische Provinz und hier wird DEUTSCH gesprochen. Was würde Jonathan eine Therapie in ENGLISCH (in den USA) bringen wenn er gar nicht versteht was die Therapeuten von ihm möchten???

…aus allen diesen Gründen haben wir uns für Curacao entschieden und außerdem ist die reine Therapie dort tatsächlich billiger ist als in Amerika.

Allerdings….das möchte ich noch einmal in aller Deutlichkeit hier sagen!!! WIR HABEN KEINE AHNUNG OB DIE DELPHINTHERAPIE BEI JONATHAN DEN GEWÜNSCHTEN ERFOLG BRINGEN WIRD.
Aber….selbst wenn dem nicht so sein sollte…dann denken wir das Jonathan in den zwei Wochen die die Therapie andauert große Freude haben wird – und…WIR auch. Für uns als Familie wird diese Reise ein Erlebnis sein. Etwas ganz außergewöhnliches. Etwas an das wir uns auch später gerne erinnern werden…auch in 20 Jahren, wenn Jonathan vielleicht nicht mehr da ist.