..es hat
mehrere WOCHEN gedauert bis wir von diesem „Flash“ der Convention wieder auf
dem Boden der Tatsachen gelandet waren…
Wir
hatten so viele Eindrücke zu verarbeiten - positive Eindrücke!! Ich habe nicht
EINEN negativen Aspekt aus dieser Zeit in Liverpool mitgebracht.
Am
meisten geholfen haben MIR PERSÖNLICH…
…die
stundenlangen Gespräche mit dem Arzt an der Bar. Bis tief in die Nacht. JEDE
Nacht. Ich dachte schon dass er mich irgendwann wegschickt weil ich ihn
nerve…weil es ihn stört das ich hunderttausend Fragen an ihn habe und ALLES
über seine Arbeit und die Forschung wissen will!! Aber…er redet auch heute noch
mit mir, also war es wohl ok! Lach…
Ich habe
in dieser einen Woche mehr über die verschiedenen Formen des MPD gelernt als in
den kompletten drei Jahren davor!!!
…das
„zusammen sein“ mit den anderen Familien. Zu sehen zu was unsere Kinder in der
Lage sind, also was alles auch noch für Jonathan im Bereich des Möglichen
liegt! Und auch….zu sehen wie andere Familien ihr Schicksal „schultern“ und
damit umgehen.
Nicht
EINE Familie war dabei die gehadert oder gejammert hätte, nicht EINE! Okay,
vielleicht würde sich eine Familie die so drauf ist auch NICHT einer
Hilfsorganisation anschließen…das mag sein. Aber alle die in Liverpool
waren…waren stark, mutig und offen. Sie alle waren eine Inspiration!!!
Wir
genossen also den Sommer (einen TRAUMHAFTEN SOMMER!!!) und schwelgten in
Erinnerungen und Eindrücken an Liverpool.
Und dann
kam schon dass nächste große Event für uns:
Benefizradtour
von MENSCHEN FÜR KINDER eV.
Dieser
Verein ermöglicht uns etwas das wir uns ohne Hilfe nicht leisten könnten, was
aber einfach SO UNFASSBAR VIEL für Jonathans Entwicklung gebracht hat: eine
Reittherapie.
Seit
Anfang 2018 dürfen wir einmal in der Woche reiten gehen, dieser großartige
Verein übernimmt alle Kosten. Und zwar so lange wie Jonathan die Therapie
benötigt/machen möchte, also auch wenn es noch 10 Jahre sind!!!
Dieses
GESCHENK rührt mich selbst nach einem Jahr immer wieder zu Tränen, denn
EIGENTLICH kümmert sich MENSCHEN FÜR KINDER vorwiegend um an Krebs erkrankte
Kinder – wir sind also gar nicht die „Zielgruppe“. Aber hin und wieder werden
Einzelfallentscheidungen getroffen und davon profitieren wir nun. Mit riesiger
Dankbarkeit!!! In regelmäßigen Abständen bringe ich den Verein auf Stand und
schicke Videos von der Reittherapie oder Jonathans Fortschritten, eine
Abordnung hat uns auch schon auf der Reitanlage besucht und sich mit eigenen
Augen überzeugen können welchen Spaß Jonathan an dieser Therapie hat!
Wir sind
einfach nur unfassbar dankbar für diese Chance, denn ohne finanzielle Hilfe könnten
wir unserem Sohn diese Therapie nicht bieten….
Ehrensache
für uns also „JA!“ zu sagen als wir vom Vorstand des Vereins gefragt wurden, ob
wir zu einer Station der diesjährigen Radtour kommen und auf der Bühne ein paar
Worte über Jonathans Diagnose, Fortschritte und die Unterstützung durch den
Verein sagen würden.
Mein Mann
hat sich dann sogar entschieden selbst an der Radtour teilzunehmen und für den
guten Zweck in die Pedale zu treten. Leider durfte Jonathan aufgrund seines
Alters nicht im Kindersitz mitfahren: Versicherungsgründe. So blieb der
Kindersitz am Rad leer, war aber Gesprächsthema bei den „Mitradlern“….lach…
Jonathan,
Marvin (der leider auch zu jung für eine Teilnahme an der Radtour war) und ich
haben meinen Mann dann an einer Station „rausgelassen“, sind mit dem Auto zur
nächsten Station gefahren und haben dort auf das Fahrerfeld gewartet. Hier
wurde eine Stunde Rast gemacht, es gab Mittagessen und….wir sollten auf die
Bühne kommen und ein wenig erzählen.
Normalerweise
habe ich ja keine Probleme damit vor großen Menschenmassen zu sprechen: ich
habe in meiner Firma auch Schulungen geleitet. ABER…wir reden hier von fast 700
Menschen (!!!) die in einer Turnhalle an Tischen saßen und ALLE Richtung Bühne
schauten auf der wir zusammen mit einigen Vorstandsmitgliedern, dem Moderator
der HESSENSCHAU und…..einer KAMERA der HESSENSCHAU (!!!)….standen.
Denn eine
Redakteurin dieser Nachrichtensendung war angereist um uns zu interviewen und
zu filmen. Quasi als Beispiel dafür was der Verein MENSCHEN FÜR KINDER alles
leistet - und was diese Hilfe alles bewirken kann.
Auch
Dreharbeiten waren im Grunde nichts Neues für uns. Aber diese Kombi aus so
vielen Menschen UND der Kamera UND der Tatsache das ich zum ersten Mal in
meinem Leben ein Mikrofon in der Hand hatte in das ich hineinsprechen sollte….machte
mich SO NERVÖS!!
Ich
glaube ich habe zusammenhängend und verständlich gesprochen. Und es herrschte
eine Stille in der Halle das man eine Nadel hätte fallen hören können….aber ich
habe GEZITTERT…musste das Mikro mit beiden Händen halten sonst wäre es mir
runtergefallen. Ehrlich gesagt wäre ich am liebsten einfach von der Bühne
weggerannt……..aber ich dachte nur ständig: „Dieser Verein ermöglicht uns so
viel…Du MUSST das jetzt machen!!! Du MUSST ihnen etwas zurückgeben!“….deswegen
bin ich geblieben und habe mich „durchgezittert“.
…und
viele Menschen sehr berührt….mit Marvin war ich noch auf der „After-Show-Party“
und wurde von einigen Leuten angesprochen die mehr über Jonathan, über seine
Diagnose und seine Prognosen erfahren wollten. Die einfach auch nur mal sagen
wollten das sie gut finden wie wir mit unserem Schicksal umgehen…..oder uns in
den Arm nehmen und drücken wollten.
Dieser
Tag war nicht für uns…..aber er war für uns sehr emotional….
…und mein
Handy stand an diesem Abend nicht mehr still weil mir so viele Freunde und
Bekannte schrieben das sie unseren kleinen Mann in der HESSENSCHAU gesehen
hatten….8o)))
FÜR
UNS…ist es einfach eine unfassbare Ehre in Formaten wie HESSENSCHAU oder
MAINTOWER gezeigt zu werden. Vielleicht gehören wir einer Minderheit in
Deutschland an, aber….wir mögen die privaten Sender nicht besonders: die sind
uns zu „sensationslüstern“ und nicht „ehrlich genug“.
Ich weiß
nicht ob ich es hier schon einmal erwähnt habe (?!), aber wir HATTEN mehrere
Anfragen von Formaten auf RTL und Sat1. Nachdem ich allerdings gehört habe wie
die Dreharbeiten ablaufen sollen oder was die Botschaft dieser Sendungen sein
soll…habe ich (ohne Rücksprache mit meinem Mann) abgelehnt zu drehen.
Eine
Rücksprache brauchte ich auch nicht, denn wir waren uns schon immer einig: Jonathan
wird nicht „benutzt“ werden um Zuschauerzahlen zu erreichen….wir werden uns
treu bleiben und vor der Kamera keine Lügen erzählen. PUNKT.
Mehr
möchte ich dazu gar nicht sagen. Jeder der diese Worte liest kann sich nun sein
eigenes Urteil bilden.
Ich
möchte die privaten Sender gar nicht verdammen oder schlecht reden! Aber WENN
man seine eigene Nase, und vor allem die Nase SEINES KINDES!, in die Kamera
hält….dann muss man sich darüber im Klaren sein was man „sagen“ oder
„erreichen“ will.
WIR
wollten von Anfang an anderen Menschen helfen…ihnen Mut machen…aufklären…andere
Betroffene finden.
WIR haben
einfach entschieden dass wir zur Erlangung dieser Ziele auch die entsprechenden
„Partner“ brauchen – und das sind einfach nicht die privaten Sender. Nochmal
PUNKT.
WIR
bleiben lieber KLEIN und REGIONAL….aber ehrlich und uns treu.
Spendenübergaben
Es
folgten in diesem Spätsommer noch einige Spendenübergaben. Die Summen trieben
uns Tränen in die Augen vor Rührung…..
Wir
gingen offen damit um das wir das Geld für unsere Delphintherapie bereits
komplett zusammen hatten – trotzdem wollten immer noch Menschen Jonathan etwas
spenden: „Ihr habt bestimmt auch andere Ausgaben für den kleinen Kerl!“….“Die
Krankenkasse zahlt doch nicht alles!“…“Macht ihm – und euch!- eine Freude
damit, unternehmt etwas!“….das hörten wir immer wieder.
Es ist
für mich unfassbar wie GROSSZÜGIG unsere Mitmenschen sind. WIE VIEL
Unterstützung wir auf unserem Weg bekommen. Vor ein paar Jahren…hätte ich so
etwas NIE IM LEBEN für möglich gehalten. Und mir stehen jedes Mal wieder Tränen
der Rührung und der Freude in den Augen, auch wenn es „nur“ 10€ sind die wir
bekommen. Einfach weil völlig fremde Menschen Anteil nehmen…und uns helfen
unserem Sohn ein schönes Leben zu ermöglichen.
DAS…werden
wir NIE vergessen!!! Und wann immer wir in der Lage dazu sind…werden wir
versuchen etwas davon zurückzugeben. In irgendeiner Form.
Kurz vor
Herbstanfang….feierte meinen Mann seinen 40.ten Geburtstag. Klein und familiär.
Wer hätte
das noch vor einigen Jahren gedacht!!! KEINE fette Party mit hunderten von
Gästen….
Wenn man
ein Kind wie Jonathan hat…beginnt man die Prioritäten anders zu setzen. Wir
hatten trotzdem eine schöne Feier: NUR mit der Familie.
Und
einige Wochen später…begann die wohl schlimmste Zeit die wir mit Jonathan
bisher erlebt haben. Die größte Herausforderung unserer gemeinsamen Zeit mit
dem kleinen Kerl.