Donnerstag, 20. September 2018


Unser längster Aufenthalt im Playmobil-Funpark den wir je hatten…
Wer meinen Blog schon länger liest oder uns bei Facebook folgt, weiß: mindestens einmal im Jahr fahren wir in den Playmobil-Funpark nach Fürth.

Dieser Park ist einfach super für Jonathan: selbst er –der noch nicht laufen kann- kann hier einfach unglaublich viel machen, ausprobieren, spielen….und Marvin…naja, der liebt diesen Park schon seit 10 Jahren sehr! Sein jährliches Ritual…8o)
Mittlerweile freut er sich aber mehr an der Freude seines kleinen Bruders als das er selbst Spaß dort hätte: er ist einfach zu groß geworden. (Wie schnell die Zeit aber auch vergeht!)

Nun ja…für dieses Jahr war wieder mal ein Besuch im Park über meinen Geburtstag geplant. Wir hatten schon vor Monaten ein Zimmer im Aparthotel gebucht: für ZWEI NÄCHTE diesmal! Absoluter Luxus, aber wir wollten uns das dieses Jahr gönnen.

Und dann kam alles anders als erwartet. Denn Marvin hat bei der Deutschen Meisterschaft im Yu-Gi-Oh (sein japanisches Lieblingskartenspiel) den dritten Platz belegt – und damit eine Teilnahme an der Europameisterschaft klargemacht.

Da ich schon wusste wann die Europameisterschaft stattfinden würde, nämlich an MEINEM GEBURTSTAG an dem wir ein Zimmer im Playmobil-Park gebucht hatten…war meine erste Reaktion auf diese Nachricht von Marvin dann auch keine Freude, sondern ein „SCHEISSE!“..(Obwohl ich mich natürlich für Marvin gefreut habe!! Ich konnte das nur in diesem Moment nicht so gut zeigen.)
Wir konnten das Zimmer in Fürth nämlich nicht mehr kostenlos stornieren…die Frist dafür war abgelaufen. Wir waren schon mit Freunden verabredet…UND..die Europameisterschaft fand in Berlin statt, also genau am anderen Ende von Deutschland. Zwickmühle.

Für die ich aber schnell eine Lösung gefunden hatte.

Anruf bei meinen Eltern. Mein Vater war dran.
„Du, Papa: ich habe eine GANZ starke Eingebung das Du demnächst verreisen wirst!“…mein Vater: „Echt?? Nach Berlin, oder?“….lach…er hatte es schon geahnt und meine Eltern hatten sich auch schon drauf eingestellt. Meine Eltern sind einfach die Besten!! 8o)))

Klar hätte ich Marvin gerne zu diesem Erlebnis begleitet. Aber auf der anderen Seite wollte er tagsüber allein zu der Meisterschaft gehen, natürlich!!! Und was hätten wir dann mit Jonathan gemacht? Stadtbesichtigung in Berlin? Das wäre nicht das Richtige für den kleinen Mann gewesen - im Funpark konnte er toben und spielen…da hatte er mehr davon.

Also buchten meine Eltern ein Hotel und wir sprachen die Daten ab. Marvin würde noch einen Tag bei den Großeltern sein während wir schon im Süden Deutschlands unterwegs wären.

Es dauerte aber nicht lange und Marvin wurde traurig. Er wollte auch mit in den Park. Er wollte sehen wieviel Spaß sein Bruder hatte. Er wollte seinem Bruder alles zeigen und erklären. Er überlegte ernsthaft die Teilnahme an der Europameisterschaft deswegen abzusagen!

DAS ging ja gar nicht!! Eine Qualifikation für die Europameisterschaft in Yu-Gi-Oh bekommt man nicht einfach so, vielleicht bekommt man sie überhaupt nur EINMAL im Leben. Also war NICHT HINGEHEN keine Option.

Aber was tun???

Ich war sehr schnell entschlossen wie wir auch dieses Problem lösen könnten. Ohne meinen Mann vorher um seine Meinung zu fragen (was ich sonst in solchen Situationen schon tue!), habe ich im Playmobil-Hotel angerufen und gefragt ob wir das Zimmer schon einen Tag früher bekommen könnten. Leider nein, das Hotel war restlos ausgebucht.

Okay: Plan B.
Vor ein paar Jahren hatten wir mal eine Pension im Ort gebucht weil das Hotel ausgebucht gewesen war. Also habe ich diese Pension angerufen und siehe da: dort hatte man ein Zimmer für uns.

Wir würden also einen Tag früher nach Nürnberg reisen als geplant. MIT MARVIN.

Nur….der musste ja dann irgendwie zurück zu den Großeltern um mit ihnen nach Berlin zu fahren.

Auch hierfür hatte ich schon eine Lösung: ich würde EINFACH am Mittag des zweiten Tages mit Marvin nach Hause fahren, dort ein paar Stunden schlafen und…wieder zurück nach Nürnberg fahren.

Waren ja nur 3,5 Stunden Fahrt pro Strecke. Und so knapp 360 km one way…quasi um die Ecke. Lach…
Naja: aber was tut man nicht alles für das eigene Kind!!

Als ich meinem Mann meinen Plan erklärte sagte er nur: „WENN DU MEINST!!!“….klar: begeistert war ich auch nicht stundenlang in Deutschland hin und her zu fahren. Aber wenn es Marvin glücklich machte….

Mein Schwiegervater hatte aber dann die rettende Idee: Marvin könnte doch mit dem ICE von Nürnberg nach Hause fahren!
Ein ICE-Bahnhof war nur 11 km von unserem Wohnort entfernt und es war die perfekte Lösung. Wir würden Marvin in Nürnberg in den ICE setzen der eine Direktverbindung hatte, und meine Eltern würden ihn abholen. Gesagt, getan: ich habe online ein Ticket gebucht und was soll ich sagen? Es hat (1.Klasse!) nur 40€ gekostet….wenn man die Strecke rechnete die ich mit dem Auto gefahren wäre UND die Zeit die ich aufgewendet hätte: dann rechnete sich die Zugfahrt wirklich!!!

Also war es beschlossen: so würden wir es machen!!

Und dann starteten wir mal wieder, alle VIER!, in den Funpark.

Ich freute mich sehr dass Marvin nun doch mit an Bord war!! Seit 10 Jahren fahre ich regelmäßig mit ihm in diesen Park, es hat Tradition. Wäre schon komisch gewesen komplett ohne ihn dort zu sein. Auch wenn ich natürlich weiß das unsere gemeinsamen Tage in diesem Park gezählt sind – Marvin wird erwachsen und wird nicht mehr ewig dorthin…oder mit uns gemeinsam wegfahren…wollen.

…und das Marvin langsam „aus dem Park herauswächst“ haben wir dann auch direkt gemerkt als wir dort ankamen.

Marvin tigerte neben uns her durch den Park. Und auf die Frage: „Wohin wollen wir zuerst gehen?“…sagte er….“EGAL!“…das hatte es noch nie gegeben!! Wir entschieden dann in die Indoor-Spielhalle zu gehen. Marvin spielte dort auch mit Jonathan und grinste als er sah wieviel Spaß der kleine Kerl dabei hatte Autos durch die Gegend zu schieben…doch Marvin selber spielte nicht.

Das setzte sich fort als wir durch den Park gingen. Klettergarten…Boot fahren…Floß fahren oder die Ritterburg…Marvin war lustlos. Er machte alles mit, aber ohne rechte Begeisterung.

Irgendwann nachmittags als wir ein Eis aßen sagte er dann: „Mama, ich glaube ich bin zu alt für den Park. Es fühlt sich anders an hier zu sein als in den Jahren vorher. Das macht mich traurig.“

Uff……mich machte es auch traurig! Mein Großer verlor langsam die kindliche Begeisterung, er wurde erwachsen.

Aktuell befindet er sich aber in einer „Zwischenphase“: nicht mehr richtig Kind und noch nicht erwachsen wusste er nicht wie er sich hier im Park verhalten sollte. Spielen ist eigentlich toll….aber uncool…wisst ihr was ich meine???

Ich hoffe ich habe eine gute Lösung gefunden als ich sagte das es ganz normal – und zu erwarten gewesen!- sei das er irgendwann mal keinen Spaß mehr im Park haben würde. ABER…er könne sich ja weiterhin an der Freude seines kleinen Bruders freuen und MIT IHM die ganzen Sachen erkunden/machen die er vorher allein gemacht habe….

Zum ersten Mal seit wir in den Park fahren…wollte Marvin auch im Shop nichts mehr gekauft haben. Da hatte ich echt einen Kloß im Hals. Und zwar nicht weil wir Geld gespart haben…lach…sondern weil mir einfach so deutlich wurde das Marvin erwachsen wird. Die Zeit vergeht viel zu schnell, ich komme da gar nicht mit.

Und das sind dann auch solche Momente in denen ich mich frage: „Habe ich alles richtig gemacht? Habe ich einen guten Grundstein gelegt für sein weiteres Leben? Habe ich ihm alle Werte vermittelt die er haben sollte um ein GUTER MENSCH zu sein?“….denn jetzt…ist es vermutlich zu spät um noch „etwas geradezubiegen“.

Eine Frage die mich immer wieder beschäftigt, besonders wenn wir in diesem Park sind, ist: „Habe ich Marvin so erzogen wie sein Papa es befürwortet hätte?“

Und jetzt muss ich ein wenig ausholen…
Marvins Papa ist gestorben als Marvin 5 Jahre alt war. Zu diesem Zeitpunkt waren wir getrennt. Aber wir waren Freunde.
Fast 8 Jahre lang waren wir ein Paar, haben viele Höhen…aber auch SEHR VIELE Tiefen!...durchlebt. Die Tiefen…waren der Vergangenheit geschuldet. Marvins Papa hat eine Tochter mit in unsere Beziehung gebracht, sie war etwa 1 Jahr alt als wir ein Paar wurden. Diese Tochter…liebe ich wie MEINE EIGENE TOCHTER…BIS HEUTE.

Doch das Verhältnis zu ihrer Mutter war (wegen gesundheitlicher Probleme der Mutter) schwierig und hat uns als Paar - und ihm als Vater- alles abverlangt was wir zu geben hatten. Wir haben gekämpft um dieses Mädchen… wir haben jede Minute die wir mit ihr hatten so sehr genossen…und so oft geweint wenn wir sie gehen lassen mussten…wir haben mit Ämtern und Behörden gestritten…Briefe geschrieben und Gespräche geführt…Gerichtstermine wahrgenommen.

Wir haben alles gegeben…und am Ende nicht gewonnen.

Doch eins hat uns diese ganze Situation gelehrt: GEMEINSAM an einem Strang ziehen – für die Kinder. Egal ob man zusammen ist…oder nicht!
WIR sind die Erwachsenen, und WIR tragen die Verantwortung für die Kinder. Einen KINDERGARTEN zu veranstalten nur weil wir uns getrennt haben – das kam für uns nie in Frage.  

Natürlich ist unsere Trennung nicht komplett ohne Streit gelaufen. Doch dieser wurde ausgetragen wenn Marvin nicht dabei war. ER…hat nie etwas davon mitbekommen. Denn selbst nach einem Streit haben wir uns am nächsten Tag vor seinen Augen zur Begrüßung umarmt und EINIGKEIT demonstriert.

Das geht!! Wenn man will! Und stark genug ist. Ich finde: das sollten viel mehr Eltern sein. Der Kinder zuliebe….

Wir sind zusammen zu Veranstaltungen im Kindergarten gegangen, nach einigen Monaten auch zu dritt mit der neuen Lebensgefährtin von Marvins Papa. Für MICH war das vollkommen ok und normal…für viele andere Eltern nicht! Es wurde getuschelt und ich wurde sogar gefragt ob ich möchte dass man „die neue Frau“ des Kindergartens verweist.
Hallo???? Wie alt sind wir denn???

…wir sind auch zusammen „in Urlaub“ gefahren: damit Marvin sich nicht entscheiden musste mit wem er mitgehen möchte. Wir sind in Urlaub in den Playmobil-Park gefahren.  

Es waren sehr schöne, und harmonische Tage!, dort.

Ich kann nur noch einmal betonen: ES IST MÖGLICH. Wenn man will!!

Heute bin ich übrigens der Meinung dass wir wirklich alles richtig gemacht haben. Marvin scheint, jedenfalls soweit ich das beurteilen kann, keinen Schaden durch unsere Trennung genommen zu haben.

...wenn ich aber im Playmobil-Park bin…kommen immer sehr viele Erinnerungen hoch…Marvins Papa war „Playmobil-Fetischist“: er hat es gesammelt und geliebt. Den allerersten Besuch dort haben wir gemeinsam erlebt….und auch als wir kein Paar mehr waren, haben wir den Park trotzdem besucht. Marvin zuliebe.

Es fühlt sich immer so an als sei er an meiner Seite wenn ich im Park bin. Und grade in diesem Jahr, wo ich spürte das Marvin sich langsam abnabelte,  habe ich mich eben gefragt ob er zufrieden wäre mit dem was ich „geleistet“ habe, ob er zufrieden wäre mit dem Menschen den ich aus Marvin gemacht habe.

Ich glaube….JA!...Marvin ist ein guter Mensch geworden. Er denkt an andere: ist empathisch und hilfsbereit. Er sieht nicht nur sich selber. Und ist ehrlich.

Für MICH…sind das schon mal die Grundvoraussetzungen….