Unser längster Aufenthalt im Playmobil-Funpark den
wir je hatten…
Wer meinen Blog schon länger liest oder uns bei
Facebook folgt, weiß: mindestens einmal im Jahr fahren wir in den
Playmobil-Funpark nach Fürth.
Dieser Park ist einfach super für Jonathan: selbst
er –der noch nicht laufen kann- kann hier einfach unglaublich viel machen,
ausprobieren, spielen….und Marvin…naja, der liebt diesen Park schon seit 10
Jahren sehr! Sein jährliches Ritual…8o)
Mittlerweile freut er sich aber mehr an der Freude
seines kleinen Bruders als das er selbst Spaß dort hätte: er ist einfach zu
groß geworden. (Wie schnell die Zeit aber auch vergeht!)
Nun ja…für dieses Jahr war wieder mal ein Besuch im
Park über meinen Geburtstag geplant. Wir hatten schon vor Monaten ein Zimmer im
Aparthotel gebucht: für ZWEI NÄCHTE diesmal! Absoluter Luxus, aber wir wollten
uns das dieses Jahr gönnen.
Und dann kam alles anders als erwartet. Denn Marvin
hat bei der Deutschen Meisterschaft im Yu-Gi-Oh (sein japanisches
Lieblingskartenspiel) den dritten Platz belegt – und damit eine Teilnahme an
der Europameisterschaft klargemacht.
Da ich schon wusste wann die Europameisterschaft
stattfinden würde, nämlich an MEINEM GEBURTSTAG an dem wir ein Zimmer im
Playmobil-Park gebucht hatten…war meine erste Reaktion auf diese Nachricht von
Marvin dann auch keine Freude, sondern ein „SCHEISSE!“..(Obwohl ich mich
natürlich für Marvin gefreut habe!! Ich konnte das nur in diesem Moment nicht
so gut zeigen.)
Wir konnten das Zimmer in Fürth nämlich nicht mehr
kostenlos stornieren…die Frist dafür war abgelaufen. Wir waren schon mit
Freunden verabredet…UND..die Europameisterschaft fand in Berlin statt, also
genau am anderen Ende von Deutschland. Zwickmühle.
Für die ich aber schnell eine Lösung gefunden
hatte.
Anruf bei meinen Eltern. Mein Vater war dran.
„Du, Papa: ich habe eine GANZ starke Eingebung das
Du demnächst verreisen wirst!“…mein Vater: „Echt?? Nach Berlin, oder?“….lach…er
hatte es schon geahnt und meine Eltern hatten sich auch schon drauf
eingestellt. Meine Eltern sind einfach die Besten!! 8o)))
Klar hätte ich Marvin gerne zu diesem Erlebnis
begleitet. Aber auf der anderen Seite wollte er tagsüber allein zu der
Meisterschaft gehen, natürlich!!! Und was hätten wir dann mit Jonathan gemacht?
Stadtbesichtigung in Berlin? Das wäre nicht das Richtige für den kleinen Mann
gewesen - im Funpark konnte er toben und spielen…da hatte er mehr davon.
Also buchten meine Eltern ein Hotel und wir
sprachen die Daten ab. Marvin würde noch einen Tag bei den Großeltern sein
während wir schon im Süden Deutschlands unterwegs wären.
Es dauerte aber nicht lange und Marvin wurde
traurig. Er wollte auch mit in den Park. Er wollte sehen wieviel Spaß sein
Bruder hatte. Er wollte seinem Bruder alles zeigen und erklären. Er überlegte
ernsthaft die Teilnahme an der Europameisterschaft deswegen abzusagen!
DAS ging ja gar nicht!! Eine Qualifikation für die
Europameisterschaft in Yu-Gi-Oh bekommt man nicht einfach so, vielleicht
bekommt man sie überhaupt nur EINMAL im Leben. Also war NICHT HINGEHEN keine
Option.
Aber was tun???
Ich war sehr schnell entschlossen wie wir auch
dieses Problem lösen könnten. Ohne meinen Mann vorher um seine Meinung zu
fragen (was ich sonst in solchen Situationen schon tue!), habe ich im
Playmobil-Hotel angerufen und gefragt ob wir das Zimmer schon einen Tag früher
bekommen könnten. Leider nein, das Hotel war restlos ausgebucht.
Okay: Plan B.
Vor ein paar Jahren hatten wir mal eine Pension im
Ort gebucht weil das Hotel ausgebucht gewesen war. Also habe ich diese Pension
angerufen und siehe da: dort hatte man ein Zimmer für uns.
Wir würden also einen Tag früher nach Nürnberg
reisen als geplant. MIT MARVIN.
Nur….der musste ja dann irgendwie zurück zu den
Großeltern um mit ihnen nach Berlin zu fahren.
Auch hierfür hatte ich schon eine Lösung: ich würde
EINFACH am Mittag des zweiten Tages mit Marvin nach Hause fahren, dort ein paar
Stunden schlafen und…wieder zurück nach Nürnberg fahren.
Waren ja nur 3,5 Stunden Fahrt pro Strecke. Und so
knapp 360 km one way…quasi um die Ecke. Lach…
Naja: aber was tut man nicht alles für das eigene
Kind!!
Als ich meinem Mann meinen Plan erklärte sagte er
nur: „WENN DU MEINST!!!“….klar: begeistert war ich auch nicht stundenlang in
Deutschland hin und her zu fahren. Aber wenn es Marvin glücklich machte….
Mein Schwiegervater hatte aber dann die rettende
Idee: Marvin könnte doch mit dem ICE von Nürnberg nach Hause fahren!
Ein ICE-Bahnhof war nur 11 km von unserem Wohnort
entfernt und es war die perfekte Lösung. Wir würden Marvin in Nürnberg in den
ICE setzen der eine Direktverbindung hatte, und meine Eltern würden ihn
abholen. Gesagt, getan: ich habe online ein Ticket gebucht und was soll ich
sagen? Es hat (1.Klasse!) nur 40€ gekostet….wenn man die Strecke rechnete die
ich mit dem Auto gefahren wäre UND die Zeit die ich aufgewendet hätte: dann
rechnete sich die Zugfahrt wirklich!!!
Also war es beschlossen: so würden wir es machen!!
Und dann starteten wir mal wieder, alle VIER!, in
den Funpark.
Ich freute mich sehr dass Marvin nun doch mit an
Bord war!! Seit 10 Jahren fahre ich regelmäßig mit ihm in diesen Park, es hat
Tradition. Wäre schon komisch gewesen komplett ohne ihn dort zu sein. Auch wenn
ich natürlich weiß das unsere gemeinsamen Tage in diesem Park gezählt sind –
Marvin wird erwachsen und wird nicht mehr ewig dorthin…oder mit uns gemeinsam
wegfahren…wollen.
…und das Marvin langsam „aus dem Park herauswächst“
haben wir dann auch direkt gemerkt als wir dort ankamen.
Marvin tigerte neben uns her durch den Park. Und
auf die Frage: „Wohin wollen wir zuerst gehen?“…sagte er….“EGAL!“…das hatte es
noch nie gegeben!! Wir entschieden dann in die Indoor-Spielhalle zu gehen.
Marvin spielte dort auch mit Jonathan und grinste als er sah wieviel Spaß der
kleine Kerl dabei hatte Autos durch die Gegend zu schieben…doch Marvin selber
spielte nicht.
Das setzte sich fort als wir durch den Park gingen.
Klettergarten…Boot fahren…Floß fahren oder die Ritterburg…Marvin war lustlos.
Er machte alles mit, aber ohne rechte Begeisterung.
Irgendwann nachmittags als wir ein Eis aßen sagte
er dann: „Mama, ich glaube ich bin zu alt für den Park. Es fühlt sich anders an
hier zu sein als in den Jahren vorher. Das macht mich traurig.“
Uff……mich machte es auch traurig! Mein Großer
verlor langsam die kindliche Begeisterung, er wurde erwachsen.
Aktuell befindet er sich aber in einer
„Zwischenphase“: nicht mehr richtig Kind und noch nicht erwachsen wusste er
nicht wie er sich hier im Park verhalten sollte. Spielen ist eigentlich
toll….aber uncool…wisst ihr was ich meine???
Ich hoffe ich habe eine gute Lösung gefunden als
ich sagte das es ganz normal – und zu erwarten gewesen!- sei das er irgendwann
mal keinen Spaß mehr im Park haben würde. ABER…er könne sich ja weiterhin an
der Freude seines kleinen Bruders freuen und MIT IHM die ganzen Sachen
erkunden/machen die er vorher allein gemacht habe….
Zum ersten Mal seit wir in den Park fahren…wollte
Marvin auch im Shop nichts mehr gekauft haben. Da hatte ich echt einen Kloß im
Hals. Und zwar nicht weil wir Geld gespart haben…lach…sondern weil mir einfach
so deutlich wurde das Marvin erwachsen wird. Die Zeit vergeht viel zu schnell,
ich komme da gar nicht mit.
Und das sind dann auch solche Momente in denen ich
mich frage: „Habe ich alles richtig gemacht? Habe ich einen guten Grundstein
gelegt für sein weiteres Leben? Habe ich ihm alle Werte vermittelt die er haben
sollte um ein GUTER MENSCH zu sein?“….denn jetzt…ist es vermutlich zu spät um
noch „etwas geradezubiegen“.
Eine Frage die mich immer wieder beschäftigt,
besonders wenn wir in diesem Park sind, ist: „Habe ich Marvin so erzogen wie
sein Papa es befürwortet hätte?“
Und jetzt muss ich ein wenig ausholen…
Marvins Papa ist gestorben als Marvin 5 Jahre alt
war. Zu diesem Zeitpunkt waren wir getrennt. Aber wir waren Freunde.
Fast 8 Jahre lang waren wir ein Paar, haben viele
Höhen…aber auch SEHR VIELE Tiefen!...durchlebt. Die Tiefen…waren der
Vergangenheit geschuldet. Marvins Papa hat eine Tochter mit in unsere Beziehung
gebracht, sie war etwa 1 Jahr alt als wir ein Paar wurden. Diese Tochter…liebe
ich wie MEINE EIGENE TOCHTER…BIS HEUTE.
Doch das Verhältnis zu ihrer Mutter war (wegen
gesundheitlicher Probleme der Mutter) schwierig und hat uns als Paar - und ihm
als Vater- alles abverlangt was wir zu geben hatten. Wir haben gekämpft um
dieses Mädchen… wir haben jede Minute die wir mit ihr hatten so sehr
genossen…und so oft geweint wenn wir sie gehen lassen mussten…wir haben mit
Ämtern und Behörden gestritten…Briefe geschrieben und Gespräche
geführt…Gerichtstermine wahrgenommen.
Wir haben alles gegeben…und am Ende nicht gewonnen.
Doch eins hat uns diese ganze Situation gelehrt:
GEMEINSAM an einem Strang ziehen – für die Kinder. Egal ob man zusammen
ist…oder nicht!
WIR sind die Erwachsenen, und WIR tragen die
Verantwortung für die Kinder. Einen KINDERGARTEN zu veranstalten nur weil wir
uns getrennt haben – das kam für uns nie in Frage.
Natürlich ist unsere Trennung nicht komplett ohne
Streit gelaufen. Doch dieser wurde ausgetragen wenn Marvin nicht dabei war.
ER…hat nie etwas davon mitbekommen. Denn selbst nach einem Streit haben wir uns
am nächsten Tag vor seinen Augen zur Begrüßung umarmt und EINIGKEIT
demonstriert.
Das geht!! Wenn man will! Und stark genug ist. Ich
finde: das sollten viel mehr Eltern sein. Der Kinder zuliebe….
Wir sind zusammen zu Veranstaltungen im
Kindergarten gegangen, nach einigen Monaten auch zu dritt mit der neuen
Lebensgefährtin von Marvins Papa. Für MICH war das vollkommen ok und normal…für
viele andere Eltern nicht! Es wurde getuschelt und ich wurde sogar gefragt ob
ich möchte dass man „die neue Frau“ des Kindergartens verweist.
Hallo???? Wie alt sind wir denn???
…wir sind auch zusammen „in Urlaub“ gefahren: damit
Marvin sich nicht entscheiden musste mit wem er mitgehen möchte. Wir sind in
Urlaub in den Playmobil-Park gefahren.
Es waren sehr schöne, und harmonische Tage!, dort.
Ich kann nur noch einmal betonen: ES IST MÖGLICH.
Wenn man will!!
Heute bin ich übrigens der Meinung dass wir
wirklich alles richtig gemacht haben. Marvin scheint, jedenfalls soweit ich das
beurteilen kann, keinen Schaden durch unsere Trennung genommen zu haben.
...wenn ich aber im Playmobil-Park bin…kommen immer
sehr viele Erinnerungen hoch…Marvins Papa war „Playmobil-Fetischist“: er hat es
gesammelt und geliebt. Den allerersten Besuch dort haben wir gemeinsam
erlebt….und auch als wir kein Paar mehr waren, haben wir den Park trotzdem
besucht. Marvin zuliebe.
Es fühlt sich immer so an als sei er an meiner
Seite wenn ich im Park bin. Und grade in diesem Jahr, wo ich spürte das Marvin
sich langsam abnabelte, habe ich mich
eben gefragt ob er zufrieden wäre mit dem was ich „geleistet“ habe, ob er
zufrieden wäre mit dem Menschen den ich aus Marvin gemacht habe.
Ich glaube….JA!...Marvin ist ein guter Mensch
geworden. Er denkt an andere: ist empathisch und hilfsbereit. Er sieht nicht
nur sich selber. Und ist ehrlich.
Für MICH…sind das schon mal die Grundvoraussetzungen….