Ein Fußballspiel für Jonathan - und ein paar
weitere Überraschungen
Nur zwei Wochen nach diesem Drehtag wartete schon wieder
ein aufregender Tag auf uns:
der Fußballverein des Heimatdorfes meines Mannes
hatte sich entschieden eine „Benefizaktion“ für uns zu starten.
Es war das letzte Spiel der Saison: der
Heimatverein meines Mannes spielte gegen die Mannschaft von Jonathans
Patenonkel. Eine bessere Partie hätte man sich für diese Aktion wohl kaum
aussuchen können, oder?? 8o))
Auch wenn es für UNS zugegebenermaßen etwas
schwierig war weil wir nicht wussten welche Mannschaft wir nun anfeuern
sollten….lach: im Zweifelsfalle eben BEIDE!!
Der Verein hatte sich entschieden dass die
kompletten Eintrittsgelder aller Besucher UND alle Gelder aus der Bewirtung an
uns gehen würden. Zusätzlich war noch eine Spendendose aufgestellt worden. (WAHNSINN!!!)
Im Vorfeld waren wir außerdem vom ausrichtenden Verein gefragt worden welche
Kleidergröße Jonathan habe und vom Gastverein über welche Geschenke die beiden
Kinder sich freuen würden….
Wir waren über das alles so gerührt…für uns ist es
ja immer etwas Besonderes wenn eine Veranstaltung für Jonathan auf die Beine
gestellt wird – wenn Menschen sich FREIWILLIG dazu entscheiden uns zu helfen,
ihre Arbeitskraft und/oder Geld für uns geben.
Dieser Tag war für uns etwas Besonderes….der
ausrichtende Verein war der Verein in dem auch mein Mann früher Fußball
gespielt hatte. Somit kannte mein Mann fast alle Spieler/Trainer/Besucher des
Sportplatzes. Und DER der alles in die Wege geleitet hatte: ist ein enger Freund
meines Mannes (und der Vater seines Patenkindes). Ein Freund den mein Mann in
den letzten drei Jahren nicht mehr so häufig sehen konnte, der ihm aber
trotzdem nicht die Freundschaft kündigt und grade durch diese Aktion gezeigt
hat das er VOLL hinter uns steht. Das hat uns gerührt und diesen Tag so
besonders für uns gemacht.
Wir dachten das es nicht „schöner“ geht….wir irrten
uns!!
Als wir auf den Sportplatz kamen gab es kaum noch
freie Parkplätze. Es ist zwar ETWAS übertrieben, aber es sah fast so aus als
seien auf dem Sportplatz mehr Besucher als das Dorf überhaupt Einwohner
hat…lach…
Jeder wollte mit uns reden, und das war auch super
so!!!
Die Mannschaften begrüßten uns….und der Freund
meines Mannes kündigte die ein oder andere Überraschung an. Wir waren gespannt.
Eine Bekannte meiner Schwiegermutter suchte den Weg
zu uns. Sie hatte doch tatsächlich eine Tüte dabei und einen Briefumschlag….am
Jahresanfang hatte sie einen Hausflohmarkt veranstaltet und das Geld bekamen
nun WIR!!! Zudem auch noch ein paar Spielsachen für Jonathan….wir waren
überwältigt von dieser Geste!!!
Kurz vor Spielbeginn wurden ein paar Worte über
Jonathan und seine Krankheit gesagt und erklärt warum dieses Spiel ihm
„gewidmet“ worden sei.
Dann wurde mein Mann gebeten mit Jonathan und den
Mannschaften gemeinsam aufs Feld „einzulaufen“. Ich grinste ein bisschen und
dachte in diesem Moment „Die wollen meinen Mann bestimmt damit überreden wieder
in die Mannschaft zu kommen! Wollen ihm zeigen WIE SCHÖN es ist gemeinsam mit dem
Team auf den Platz zu gehen!“….aber nein, das war nicht der Grund….
Und ich wunderte mich noch ein wenig warum die
Jungs des Heimatvereins so akkurat nebeneinander Aufstellung nahmen! Sah fast
aus wie Bundesliga oder Nationalmannschaft….hmmm…und was hatten die da in der
Hand??? Man konnte es nicht richtig sehen weil sie mit dem Rücken zu den
Zuschauern standen…ich zückte den Fotoapparat…
Auf dem Platz…beide Mannschaften in einer Reihe,
Schiri und mein Mann in der Mitte….wurde ein Plakat entrollt. Sicherlich 5
Meter lang, jeder Spieler hielt es mit fest, und darauf stand:
WIR SIND JONATHAN
….selbst jetzt, wo ich mich nur an diesen Moment
erinnere und ihn nicht mehr live erlebe…kommen mir die Tränen vor Rührung! Das
war mit Sicherheit der schönste Moment den wir bisher erleben durften:
Weil der Verein sich so viele Gedanken gemacht
hatte…
Weil der Verein sich um das Banner gekümmert (und
auch einen Sponsor dafür gefunden hatte!)…
Weil alle Spieler mitmachten, ein Team waren – für
uns…
Weil es einfach so aussagekräftig ist: WIR…wir
stehen zu euch, wir helfen euch, wir sind für euch da….wir mögen den kleinen
Jonathan..
…und wie sehr die Mannschaft ihn mag sollten sie
uns noch zeigen…
Doch zuerst einmal lief das Spiel….und ich konnte
meine Tränen abwischen…
Wer gewonnen hat??? Egal…das war an diesem Tag
total unwichtig!!! 8o))
Nach dem Spiel wurden wir alle aufs Spielfeld
gerufen. Der Gegner überreichte uns ein echt dickes Geldbündel…alle Spieler
hatten zusammengelegt. Außerdem gab es eine Tüte mit einem Geschenk für Marvin
(YuGiOh-Karten die er bei der Europameisterschaft dann benutzt hat!) und einem
für Jonathan (Regenkleidung für Krümelchen und eine Kuh der „Little Friends“).
Der Gastgeber…..schenkte uns ein Trikot des Vereins
für…Jonathan!! Und die kompletten Spieler hatten darauf unterschrieben. Ich war
zum zweiten Mal an diesem Tag gerührt ohne Ende. Man hatte Jonathan in die
Mannschaft aufgenommen!!! (Es sollte aber noch mehr kommen, doch das würden wir
erst am nächsten Tag erfahren!)
Natürlich hatten wir aber auch etwas für die beiden
Mannschaften dabei! Wir hatten Bilderrahmen vorbereitet mit einem Foto von
Jonathan und ein paar Worten des Dankes. Die überreichten wir und ich denke die
Jungs haben sich auch alle gefreut!
Ich habe mich dann mal wieder blamiert….lach… weil
ich reihum gegangen bin und jedem Spieler die Hand gegeben und DANKE gesagt
habe. Bis mir einer dann erklärte das man sich auf dem Spielfeld nur
ABKLATSCHT….jo…..hätte ich wissen können…beim nächsten Mal dann…lach..
Nach Spielende hat mein Mann noch jeder
Mannschaft…so gehört es sich in der KREISLIGA!...einen Kasten Bier ausgegeben.
Und während wir zusammen mit den Jungs ein Bier getrunken haben wurden wir sehr
viel über Jonathan gefragt: über seine Krankheit an sich, über die Prognosen,
über das was er kann/nicht kann, über unsere Pläne…
ICH LIEBE DIESE GESPRÄCHE!! Weil es mir zeigt das
die Menschen sich Gedanken machen und interessiert sind. Das ist besser als nur
zu glotzen.
Jonathan liebt solche Gespräche nicht, ihm ist dann
immer langweilig! Und deswegen hat er auch dem Kapitän der Heimmannschaft die
Kapitänsbinde geklaut…und dadurch ist dann eine Sache entstanden die mir
einfach so sehr ans Herz geht…
Am nächsten Morgen wurde ich vom
„Medienbeauftragten“ des Vereins gebeten doch mal ein Foto von Jonathan im
Trikot mit Kapitänsbinde zu schicken. Was ich gemacht habe. Und keine halbe
Stunde später…hatte der Verein auf seiner Facebook-Seite einen so unfassbar
niedlichen Beitrag gepostet!!
„Wir möchten einen Neuzugang vorstellen: EL
CAPITANO, unser Jonathan!“
Die hatten den kleinen Mann echt zum Kapitän
ernannt!!! HAMMER!! Und damit nicht genug, es gab auch ein Video das der Verein
gepostet hatte: darin sah man die Kabine der Mannschaft und überall hingen die
Trikots an Haken. Ganz in der Ecke hing ein MINIKLEINES Trikot: genau, das war
Jonis!!! 8o)) Er hatte also auch einen Platz in der Kabine bekommen….grandiose
Aktion!! Grandiose Gesten!! Auch am nächsten Morgen, als ich das im Netz sah,
war ich wieder zu Tränen gerührt…
Natürlich müssen wir nun ab und zu auch mal zu
einem Spiel, schließlich muss EL CAPITANO seine Jungs ja instruieren!! 8o)))
Auch im Trainingslager waren wir schon zu Gast und
dort hatte Jonathan die Jungs direkt im Griff: hat sie Kniestand und
Liegestütze machen lassen…es war einfach zu drollig….
VIELEN DANK AN EUCH, JUNGS! IHR SEID EINFACH GROSSARTIG
UND WIR SIND EUCH VON HERZEN DANKBAR FÜR DAS WAS IHR FÜR JONATHAN TUT!!
(Und passend zu dieser Geschichte gibt es ab sofort
bei JONATHAN IN DEN MEDIEN auch den „offiziellen Bericht“ aus der
Vereinszeitung zu diesem Tag!)
Wir tauchen wieder ab ins Mittelalter…
Auch die nächsten Tage waren geprägt von
Unternehmungen.
Wir statteten Jonathans Faschingsprinzessin einen
Besuch auf dem Bauernhof ab auf dem sie lebt. Leider war der kleine Mann SEHR
ängstlich als er die große Schafherde, die Hühner und die beiden Esel sah. An
letzteren hatte dafür Marvin sofort Gefallen gefunden – und sie an ihm. 8o)
Marvin hat schon immer einen Faible für Esel, denn als er ganz klein war wohnte
ein Esel nur ein paar Häuser von uns entfernt. Ihn (fast täglich) zu besuchen
bereitete Marvin immer eine riesige Freude.
(Ich habe mich oft gefragt ob HERKULES noch lebt.
Vielleicht lesen seine Besitzer ja hier mit, dann melden Sie sich doch gerne
mal bei uns!)
Lange blieben wir nicht auf dem Bauernhof, denn einerseits
war Jonathan so ängstlich und andererseits wollten wir zum Mittagessen in einer
circa eine Stunde entfernten Stadt sein. Dort italienisch essen gehen und danach
unseren Lieblingsmittelalter-Laden besuchen.
DENN: am nächsten Tag würde ein Mittelalter-Event
stattfinden zu dem wir unbedingt gehen wollten…und Marvin war aus seiner
Gewandung herausgewachsen: etwas Neues musste her.
Im Sommer, wenn man draußen sitzen kann, gehen wir ja
ab und an Essen. Im Winter gönnen wir uns diesen Luxus nicht, da es uns mit
Jonathan zu „gefährlich“ ist in einem Lokal zu sitzen wo an den Nachbartischen
eventuell Menschen mit Schnupfen oder Grippe sitzen.
Umso mehr genießen wir es im Sommer uns mal „bedienen“
und „verwöhnen“ zu lassen. Wir hatten bei diesem Mittagessen so viel Spaß!!!
….die Leute am Nebentisch auch…lach…Jonathan hat
sie angelacht und gewunken, sie waren verzaubert. Und sie haben es einfach so,
ohne Fragen zu stellen, hingenommen.
Ganz im Gegensatz zu einer anderen jungen Dame die
ein paar Tische weiter saß. Sie schnappte sich ihren Sohn, kam zu uns an den
Tisch….und fragte uns Löcher in den Bauch: „Wie alt ist der Kleine? Was hat er
für eine Krankheit? Was hat das für Auswirkungen? usw“….nach einer Weile schien
sie zufrieden zu sein und ging wieder an ihren Tisch.
Wir MÖGEN es wenn Menschen uns ansprechen und uns
ihre Fragen stellen!! WIRKLICH! Das ist besser als wenn dumm geschaut oder
getuschelt wird. Aber….an dieser kleinen Anekdote kann man auch sehen wie unser
Leben ist: wir stehen IMMER im Mittelpunkt. Ob wir das wollen oder nicht. Wir
können eigentlich so gut wie NIE weggehen und einfach SEIN und RUHE haben. Auch
wenn sich das eingebildet und hochtrabend anhört: manchmal komme ich mir vor
wie ein Promi – der immer angequatscht wird.
Aber….wir haben uns geschworen immer freundlich zu
sein wenn uns Fragen gestellt werden. Weil es gut ist wenn die Leute Interesse
bekunden. Also müssen wir das wohl aushalten….8o))
Nach dem Essen ging es dann in unseren
Mittelalterladen. Wir lieben diesen Laden in dem wir schon unsere
Hochzeitskleidung gekauft haben - und wir lieben den Besitzer. Er ist einfach
so gradeheraus und ehrlich. Man kann stundenlang mit ihm quatschen und lachen. Man
vergisst die Zeit und die Hektik unseres Jahrhunderts und taucht tatsächlich
einfach ab in das „dunkle Mittelalter“.
Das war auch an diesem Tag nicht anders.
Jonathan krabbelte auf dem Boden herum, inspizierte
eine Kiste mit Lederresten und eine Eisenkugel….betrachtete aufmerksam Marvin
der einen Eisenhandschuh anzog und sah sich die Auslagen mit mittelalterlichem
Schmuck an. Er bekam Essen und wurde in der Umkleidekabine gewickelt. Mein Mann
und ich durften Met und Metbier probieren bevor wir es kauften. Wir alberten
herum und…hatten einfach eine gute Zeit!!!
Wir vergaßen für eine Weile alle Probleme..hier in
diesem Laden schienen alle Alltagssorgen so weit entfernt zu sein. Durchatmen….geniessen…und
einfach sein! Total schön.
In dieser fröhlichen und guten Stimmung habe ich mit
dem Besitzer des Ladens ein langes Gespräch geführt über das, was Jonathan kann…über
die Prognosen der Ärzte…über unsere Pläne für die Zukunft…über die Veränderungen
die unser Leben erfahren hat – einfach über alles. (Ok, man sieht: so ganz
abschalten können wir dann doch irgendwie nie.) Er kannte uns ewig, hatte uns schon
für unsere Hochzeit „gewandet“…und war einfach interessiert an allem.
Es war ein gutes Gespräch: er hat sehr viel
Lebenserfahrung… und ein paar wahre Dinge gesagt über die sich für uns das Nachdenken
lohnt….
Manchmal habe ich das Gefühl das wir mit sehr viel
mehr Menschen sehr viel intensiver reden seit Jonathan da ist. Man erzählt
fremden Menschen viel mehr von sich und öffnet sich in einer Art wie wir das
früher nie getan hätten….meistens tun wir das weil die Menschen die uns
begegnen Interesse an unserem Leben bekunden und uns Fragen stellen. Doch
manchmal….tun wir es auch weil wir uns selber ANTWORTEN erhoffen…und Ratschläge
für unser Leben, das nicht immer einfach ist.
Und manchmal….öffnet man sich und tut es eigentlich
weil man anderen Antworten geben möchte – und nimmt dann trotzdem etwas für
sich selber mit! 8o))
…Marvin hat übrigens an diesem Tag auch ein Outfit
gefunden: toll sieht es aus und sehr erwachsen. Kein Vergleich zu dem
Templer-Umhang den er vorher hatte!! 8o))
Nun konnte der nächste Tag kommen: ein
Mittelaltermarkt auf dem wir bisher nie gewesen waren. Wir waren gespannt und
voller Vorfreude.