Freitag, 24. August 2018


Ein Fußballspiel für Jonathan - und ein paar weitere Überraschungen
Nur zwei Wochen nach diesem Drehtag wartete schon wieder ein aufregender Tag auf uns:
der Fußballverein des Heimatdorfes meines Mannes hatte sich entschieden eine „Benefizaktion“ für uns zu starten.

Es war das letzte Spiel der Saison: der Heimatverein meines Mannes spielte gegen die Mannschaft von Jonathans Patenonkel. Eine bessere Partie hätte man sich für diese Aktion wohl kaum aussuchen können, oder?? 8o))

Auch wenn es für UNS zugegebenermaßen etwas schwierig war weil wir nicht wussten welche Mannschaft wir nun anfeuern sollten….lach: im Zweifelsfalle eben BEIDE!!

Der Verein hatte sich entschieden dass die kompletten Eintrittsgelder aller Besucher UND alle Gelder aus der Bewirtung an uns gehen würden. Zusätzlich war noch eine Spendendose aufgestellt worden. (WAHNSINN!!!) Im Vorfeld waren wir außerdem vom ausrichtenden Verein gefragt worden welche Kleidergröße Jonathan habe und vom Gastverein über welche Geschenke die beiden Kinder sich freuen würden….

Wir waren über das alles so gerührt…für uns ist es ja immer etwas Besonderes wenn eine Veranstaltung für Jonathan auf die Beine gestellt wird – wenn Menschen sich FREIWILLIG dazu entscheiden uns zu helfen, ihre Arbeitskraft und/oder Geld für uns geben.

Dieser Tag war für uns etwas Besonderes….der ausrichtende Verein war der Verein in dem auch mein Mann früher Fußball gespielt hatte. Somit kannte mein Mann fast alle Spieler/Trainer/Besucher des Sportplatzes. Und DER der alles in die Wege geleitet hatte: ist ein enger Freund meines Mannes (und der Vater seines Patenkindes). Ein Freund den mein Mann in den letzten drei Jahren nicht mehr so häufig sehen konnte, der ihm aber trotzdem nicht die Freundschaft kündigt und grade durch diese Aktion gezeigt hat das er VOLL hinter uns steht. Das hat uns gerührt und diesen Tag so besonders für uns gemacht.
Wir dachten das es nicht „schöner“ geht….wir irrten uns!!

Als wir auf den Sportplatz kamen gab es kaum noch freie Parkplätze. Es ist zwar ETWAS übertrieben, aber es sah fast so aus als seien auf dem Sportplatz mehr Besucher als das Dorf überhaupt Einwohner hat…lach…

Jeder wollte mit uns reden, und das war auch super so!!!
Die Mannschaften begrüßten uns….und der Freund meines Mannes kündigte die ein oder andere Überraschung an. Wir waren gespannt.

Eine Bekannte meiner Schwiegermutter suchte den Weg zu uns. Sie hatte doch tatsächlich eine Tüte dabei und einen Briefumschlag….am Jahresanfang hatte sie einen Hausflohmarkt veranstaltet und das Geld bekamen nun WIR!!! Zudem auch noch ein paar Spielsachen für Jonathan….wir waren überwältigt von dieser Geste!!!

Kurz vor Spielbeginn wurden ein paar Worte über Jonathan und seine Krankheit gesagt und erklärt warum dieses Spiel ihm „gewidmet“ worden sei.
Dann wurde mein Mann gebeten mit Jonathan und den Mannschaften gemeinsam aufs Feld „einzulaufen“. Ich grinste ein bisschen und dachte in diesem Moment „Die wollen meinen Mann bestimmt damit überreden wieder in die Mannschaft zu kommen! Wollen ihm zeigen WIE SCHÖN es ist gemeinsam mit dem Team auf den Platz zu gehen!“….aber nein, das war nicht der Grund….

Und ich wunderte mich noch ein wenig warum die Jungs des Heimatvereins so akkurat nebeneinander Aufstellung nahmen! Sah fast aus wie Bundesliga oder Nationalmannschaft….hmmm…und was hatten die da in der Hand??? Man konnte es nicht richtig sehen weil sie mit dem Rücken zu den Zuschauern standen…ich zückte den Fotoapparat…

Auf dem Platz…beide Mannschaften in einer Reihe, Schiri und mein Mann in der Mitte….wurde ein Plakat entrollt. Sicherlich 5 Meter lang, jeder Spieler hielt es mit fest, und darauf stand:
WIR SIND JONATHAN

….selbst jetzt, wo ich mich nur an diesen Moment erinnere und ihn nicht mehr live erlebe…kommen mir die Tränen vor Rührung! Das war mit Sicherheit der schönste Moment den wir bisher erleben durften:

Weil der Verein sich so viele Gedanken gemacht hatte…
Weil der Verein sich um das Banner gekümmert (und auch einen Sponsor dafür gefunden hatte!)…
Weil alle Spieler mitmachten, ein Team waren – für uns…
Weil es einfach so aussagekräftig ist: WIR…wir stehen zu euch, wir helfen euch, wir sind für euch da….wir mögen den kleinen Jonathan..

…und wie sehr die Mannschaft ihn mag sollten sie uns noch zeigen…
Doch zuerst einmal lief das Spiel….und ich konnte meine Tränen abwischen…

Wer gewonnen hat??? Egal…das war an diesem Tag total unwichtig!!! 8o))    

Nach dem Spiel wurden wir alle aufs Spielfeld gerufen. Der Gegner überreichte uns ein echt dickes Geldbündel…alle Spieler hatten zusammengelegt. Außerdem gab es eine Tüte mit einem Geschenk für Marvin (YuGiOh-Karten die er bei der Europameisterschaft dann benutzt hat!) und einem für Jonathan (Regenkleidung für Krümelchen und eine Kuh der „Little Friends“).
Der Gastgeber…..schenkte uns ein Trikot des Vereins für…Jonathan!! Und die kompletten Spieler hatten darauf unterschrieben. Ich war zum zweiten Mal an diesem Tag gerührt ohne Ende. Man hatte Jonathan in die Mannschaft aufgenommen!!! (Es sollte aber noch mehr kommen, doch das würden wir erst am nächsten Tag erfahren!)

Natürlich hatten wir aber auch etwas für die beiden Mannschaften dabei! Wir hatten Bilderrahmen vorbereitet mit einem Foto von Jonathan und ein paar Worten des Dankes. Die überreichten wir und ich denke die Jungs haben sich auch alle gefreut!
Ich habe mich dann mal wieder blamiert….lach… weil ich reihum gegangen bin und jedem Spieler die Hand gegeben und DANKE gesagt habe. Bis mir einer dann erklärte das man sich auf dem Spielfeld nur ABKLATSCHT….jo…..hätte ich wissen können…beim nächsten Mal dann…lach..

Nach Spielende hat mein Mann noch jeder Mannschaft…so gehört es sich in der KREISLIGA!...einen Kasten Bier ausgegeben. Und während wir zusammen mit den Jungs ein Bier getrunken haben wurden wir sehr viel über Jonathan gefragt: über seine Krankheit an sich, über die Prognosen, über das was er kann/nicht kann, über unsere Pläne…
ICH LIEBE DIESE GESPRÄCHE!! Weil es mir zeigt das die Menschen sich Gedanken machen und interessiert sind. Das ist besser als nur zu glotzen.

Jonathan liebt solche Gespräche nicht, ihm ist dann immer langweilig! Und deswegen hat er auch dem Kapitän der Heimmannschaft die Kapitänsbinde geklaut…und dadurch ist dann eine Sache entstanden die mir einfach so sehr ans Herz geht…

Am nächsten Morgen wurde ich vom „Medienbeauftragten“ des Vereins gebeten doch mal ein Foto von Jonathan im Trikot mit Kapitänsbinde zu schicken. Was ich gemacht habe. Und keine halbe Stunde später…hatte der Verein auf seiner Facebook-Seite einen so unfassbar niedlichen Beitrag gepostet!!
„Wir möchten einen Neuzugang vorstellen: EL CAPITANO, unser Jonathan!“

Die hatten den kleinen Mann echt zum Kapitän ernannt!!! HAMMER!! Und damit nicht genug, es gab auch ein Video das der Verein gepostet hatte: darin sah man die Kabine der Mannschaft und überall hingen die Trikots an Haken. Ganz in der Ecke hing ein MINIKLEINES Trikot: genau, das war Jonis!!! 8o)) Er hatte also auch einen Platz in der Kabine bekommen….grandiose Aktion!! Grandiose Gesten!! Auch am nächsten Morgen, als ich das im Netz sah, war ich wieder zu Tränen gerührt…

Natürlich müssen wir nun ab und zu auch mal zu einem Spiel, schließlich muss EL CAPITANO seine Jungs ja instruieren!! 8o)))

Auch im Trainingslager waren wir schon zu Gast und dort hatte Jonathan die Jungs direkt im Griff: hat sie Kniestand und Liegestütze machen lassen…es war einfach zu drollig….

VIELEN DANK AN EUCH, JUNGS! IHR SEID EINFACH GROSSARTIG UND WIR SIND EUCH VON HERZEN DANKBAR FÜR DAS WAS IHR FÜR JONATHAN TUT!!

(Und passend zu dieser Geschichte gibt es ab sofort bei JONATHAN IN DEN MEDIEN auch den „offiziellen Bericht“ aus der Vereinszeitung zu diesem Tag!)


Wir tauchen wieder ab ins Mittelalter…
Auch die nächsten Tage waren geprägt von Unternehmungen.
Wir statteten Jonathans Faschingsprinzessin einen Besuch auf dem Bauernhof ab auf dem sie lebt. Leider war der kleine Mann SEHR ängstlich als er die große Schafherde, die Hühner und die beiden Esel sah. An letzteren hatte dafür Marvin sofort Gefallen gefunden – und sie an ihm. 8o) Marvin hat schon immer einen Faible für Esel, denn als er ganz klein war wohnte ein Esel nur ein paar Häuser von uns entfernt. Ihn (fast täglich) zu besuchen bereitete Marvin immer eine riesige Freude.
(Ich habe mich oft gefragt ob HERKULES noch lebt. Vielleicht lesen seine Besitzer ja hier mit, dann melden Sie sich doch gerne mal bei uns!)

Lange blieben wir nicht auf dem Bauernhof, denn einerseits war Jonathan so ängstlich und andererseits wollten wir zum Mittagessen in einer circa eine Stunde entfernten Stadt sein. Dort italienisch essen gehen und danach unseren Lieblingsmittelalter-Laden besuchen.  
DENN: am nächsten Tag würde ein Mittelalter-Event stattfinden zu dem wir unbedingt gehen wollten…und Marvin war aus seiner Gewandung herausgewachsen: etwas Neues musste her.

Im Sommer, wenn man draußen sitzen kann, gehen wir ja ab und an Essen. Im Winter gönnen wir uns diesen Luxus nicht, da es uns mit Jonathan zu „gefährlich“ ist in einem Lokal zu sitzen wo an den Nachbartischen eventuell Menschen mit Schnupfen oder Grippe sitzen.

Umso mehr genießen wir es im Sommer uns mal „bedienen“ und „verwöhnen“ zu lassen. Wir hatten bei diesem Mittagessen so viel Spaß!!!
….die Leute am Nebentisch auch…lach…Jonathan hat sie angelacht und gewunken, sie waren verzaubert. Und sie haben es einfach so, ohne Fragen zu stellen, hingenommen.
Ganz im Gegensatz zu einer anderen jungen Dame die ein paar Tische weiter saß. Sie schnappte sich ihren Sohn, kam zu uns an den Tisch….und fragte uns Löcher in den Bauch: „Wie alt ist der Kleine? Was hat er für eine Krankheit? Was hat das für Auswirkungen? usw“….nach einer Weile schien sie zufrieden zu sein und ging wieder an ihren Tisch.

Wir MÖGEN es wenn Menschen uns ansprechen und uns ihre Fragen stellen!! WIRKLICH! Das ist besser als wenn dumm geschaut oder getuschelt wird. Aber….an dieser kleinen Anekdote kann man auch sehen wie unser Leben ist: wir stehen IMMER im Mittelpunkt. Ob wir das wollen oder nicht. Wir können eigentlich so gut wie NIE weggehen und einfach SEIN und RUHE haben. Auch wenn sich das eingebildet und hochtrabend anhört: manchmal komme ich mir vor wie ein Promi – der immer angequatscht wird.
Aber….wir haben uns geschworen immer freundlich zu sein wenn uns Fragen gestellt werden. Weil es gut ist wenn die Leute Interesse bekunden. Also müssen wir das wohl aushalten….8o))

Nach dem Essen ging es dann in unseren Mittelalterladen. Wir lieben diesen Laden in dem wir schon unsere Hochzeitskleidung gekauft haben - und wir lieben den Besitzer. Er ist einfach so gradeheraus und ehrlich. Man kann stundenlang mit ihm quatschen und lachen. Man vergisst die Zeit und die Hektik unseres Jahrhunderts und taucht tatsächlich einfach ab in das „dunkle Mittelalter“.

Das war auch an diesem Tag nicht anders.

Jonathan krabbelte auf dem Boden herum, inspizierte eine Kiste mit Lederresten und eine Eisenkugel….betrachtete aufmerksam Marvin der einen Eisenhandschuh anzog und sah sich die Auslagen mit mittelalterlichem Schmuck an. Er bekam Essen und wurde in der Umkleidekabine gewickelt. Mein Mann und ich durften Met und Metbier probieren bevor wir es kauften. Wir alberten herum und…hatten einfach eine gute Zeit!!!

Wir vergaßen für eine Weile alle Probleme..hier in diesem Laden schienen alle Alltagssorgen so weit entfernt zu sein. Durchatmen….geniessen…und einfach sein! Total schön.

In dieser fröhlichen und guten Stimmung habe ich mit dem Besitzer des Ladens ein langes Gespräch geführt über das, was Jonathan kann…über die Prognosen der Ärzte…über unsere Pläne für die Zukunft…über die Veränderungen die unser Leben erfahren hat – einfach über alles. (Ok, man sieht: so ganz abschalten können wir dann doch irgendwie nie.) Er kannte uns ewig, hatte uns schon für unsere Hochzeit „gewandet“…und war einfach interessiert an allem.  

Es war ein gutes Gespräch: er hat sehr viel Lebenserfahrung… und ein paar wahre Dinge gesagt über die sich für uns das Nachdenken lohnt….

Manchmal habe ich das Gefühl das wir mit sehr viel mehr Menschen sehr viel intensiver reden seit Jonathan da ist. Man erzählt fremden Menschen viel mehr von sich und öffnet sich in einer Art wie wir das früher nie getan hätten….meistens tun wir das weil die Menschen die uns begegnen Interesse an unserem Leben bekunden und uns Fragen stellen. Doch manchmal….tun wir es auch weil wir uns selber ANTWORTEN erhoffen…und Ratschläge für unser Leben, das nicht immer einfach ist.
Und manchmal….öffnet man sich und tut es eigentlich weil man anderen Antworten geben möchte – und nimmt dann trotzdem etwas für sich selber mit! 8o))

…Marvin hat übrigens an diesem Tag auch ein Outfit gefunden: toll sieht es aus und sehr erwachsen. Kein Vergleich zu dem Templer-Umhang den er vorher hatte!! 8o))

Nun konnte der nächste Tag kommen: ein Mittelaltermarkt auf dem wir bisher nie gewesen waren. Wir waren gespannt und voller Vorfreude.