Die
Heiligen Drei Könige
Ich habe
es ja schon einige Male erwähnt: wir sind Protestanten und deswegen gehört der
Brauch „Die heiligen drei Könige“ nicht unbedingt zu den Bräuchen die WIR pflegen.
Aber…im März
des vergangenen Jahres waren wir in mein Elternhaus eingezogen und so dachten
wir uns: eine Segnung des Hauses könnte ja nicht schaden.
Als es
klingelte baten wir also die drei „Sternsingerinnen“ und die Begleiterin
herein. Sie stellten sich im Flur auf und begannen zu singen als mein Mann mit
Jonathan auf dem Arm in den Flur trat. Die Begleiterin war lange Jahre unsere
Nachbarin gewesen und so wusste sie um Jonathans Krankheit. Doch die jungen
Damen die an diesem Tag als Sternsinger unterwegs waren – wussten das nicht.
Ich habe
mich prächtig darüber amüsiert wie sie krampfhaft versuchten weiter zu
singen…und doch dauernd aus dem Takt kamen und Jonathan sprachlos anstarrten.
Und der wiederum starrte sie mit offenem Mund und staunend an. 8o)) Verkleidet
waren sie, hatten Kronen auf dem Kopf und eine hatte einen riesigen Stern in
der Hand. Auch ein Behälter, aus dem Weihrauch verteilt wurde, gehörte zur
Ausstattung. So etwas hatte Jonathan noch nicht gesehen und gerochen. Er war
total fasziniert! Und die Ladies auch…lol…
Der 1.
Zahnarztbesuch
Jonathan
war nun schon 1 Jahr und 9 Monate alt und die Zähne ließen sich Zeit. Mit viel
gutem Willen war zu diesem Zeitpunkt ein Zahn durchgebrochen, aber bei mir
stand ein Kontrolltermin beim Zahnarzt an und ich dachte dass es nichts schaden
könnte Jonathan mitzunehmen und ihn an die Gerüche und Geräusche zu gewöhnen.
Und daran das er hier den Mund aufmachen musste.
Es ist bekannt
dass bei Kindern mit MOPD I die Zähne nur sehr wenig Zahnschmelz haben und
deswegen leicht abbrechen können. Somit wäre es ja für die Zukunft gut, wenn
Jonathan beim Zahnarzt keine Angst hätte und freiwillig den Mund aufmachen
würde!!
Ich habe
Jonathan auf den Schoß genommen und erst mal selbst eine Kontrolle bekommen –
dabei konnte der kleine Mann schon mal zuschauen und sehen dass nichts
schlimmes passierte. Mir machen Zahnarztbesuche nichts aus, im Gegenteil.
Vermutlich habe ich noch nicht mal erhöhten Puls und ich glaube, ich bin eine
der wenigen der es schon mal gelungen ist auf dem Stuhl einzuschlafen - während
ich auf den Arzt und das Ziehen eines Weisheitszahns gewartet habe. Kein
Scherz! Der Arzt musste mich damals wecken und hat sich kaputt gelacht über
mich, weil ich so die Ruhe weg hatte….8o) Aber das ist eine andere Geschichte….
Die
Kontrolle bei mir war –wie fast immer!- ohne Befund, alles prima und kein
weiterer Handlungsbedarf.
Jonathan
hatte von der Helferin einen Plastikbecher zum Spielen bekommen, mit dem
quietschte er vergnügt herum. Und nun war er dran. Ich habe ihn auf meinen
Bauch gesetzt und die Ärztin hat ihm erklärt dass sie nun gerne in seinen Mund
schauen würde. Keine Chance. Er schmiss sich immer wieder nach hinten und fing
zu kreischen an…er zappelte und gebärdete sich wie verrückt.
Nachdem
er nicht zu beruhigen war bat ich die Ärztin den Mundschutz abzunehmen. Das hat
sie auch gemacht und siehe da: nun ließ Jonathan sich die Untersuchung
gefallen….ich habe es schon öfter erwähnt, er ist hospitalisiert. Es ist kein
Hirngespinst, es ist die Wahrheit! So unvorstellbar das auch ist, weil man
denkt das ein Mini-Baby gar nichts mitbekommt. Jonathan ist das lebende
Beispiel dafür das dem anders ist.
Mehr als
ein kurzer Blick in den Mund war heute aber gar nicht nötig. Ein Zahn war
durchgebrochen, einer im Anmarsch…
Da ich um
die (vielleicht) schlechte Situation seiner Zähne wusste: habe ich mit dem
Zahnarzt vereinbart das ich nun alle drei Monate mit Joni zur Kontrolle
vorbeikommen würde. Der Arztbesuch selbst dauerte ja nur ein paar Minuten, half
Jonathan aber vielleicht seine Angst vor Mundschutz und Handschuhen zu
überwinden….
Das 1.Mal
im Schwimmbad
In
unserem Sommerurlaub war das Wasser zu kalt gewesen um darin zu schwimmen. Und
da Jonathan ein schlechtes Immunsystem hat und anfällig für Infekte ist, waren
wir mit ihm auch noch nie in einem Schwimmbad/Thermalbad. Unser Kinderarzt
hatte uns stark davon abgeraten da sich zum einen Bakterien in dem warmen Klima
sehr gut vermehren können, zum anderen das Chlor im Wasser vermutlich nicht gut
für Jonathans Haut wäre.
(Der
junge Mann hat starke Probleme mit der Haut: sie ist extrem trocken, grade am
Kopf. Wir cremen ihn mindestens 3mal am Tag komplett ein und trotzdem hat er
immer wieder gerötete Hautstellen.)
Also war
Jonathan außer ab und an in der Badewanne (auch nicht soooo oft weil baden die
Haut zusätzlich austrocknet!) noch nie im Wasser gewesen. Mir ging schon
längere Zeit durch den Kopf das ich das schade fand: Wasser ist ein tolles
Element – grade für Kinder! Ich erinnerte mich so oft daran welche Freude
Marvin im Babyschwimmen gehabt hatte….aber das war leider mit Jonathan nun mal
nicht möglich.
Aber
unsere „Frühfördertante“ kam mit einem Vorschlag um die Ecke…
Die
Lebenshilfe hat ein eigenes Schwimmbad, naja: ein Therapiebecken. Auf jeden
Fall so groß das hier auch Babyschwimmkurse stattfinden, Materialien zum
Spielen und Lernen waren also vorhanden. Der Schwimmkurs findet immer am
gleichen Wochentag um dieselbe Uhrzeit statt und dauert 10 Wochen – danach steht
das Becken an diesem Tag und um diese Uhrzeit leer, aber der Lebenshilft zur
Verfügung. Und es war genau der Zeitraum in dem wir immer Frühförderung
hatten!!! Was wäre also wenn wir uns statt bei uns zu Hause…im Schwimmbad
treffen würden? Und statt Frühförderung..eben schwimmen würden??? Und zwar so
lange bis der nächste Schwimmkurz startete, wir hätten also ein paar Wochen
Zeit.
Ich war
gleich Feuer und Flamme! Ich meine..wann hat man bitte mal die Gelegenheit ein
Schwimmbad ganz für sich alleine zu haben? Eine bessere Gelegenheit Jonathan
das Element Wasser näher zu bringen OHNE das er Gefahr lief sich bei anderen
Kindern anzustecken würde uns bestimmt nicht mehr geboten werden.
Trotzdem
wollte ich das Thema noch mal mit unserem Kinderarzt besprechen. Und das tat
ich auch umgehend. Er war leider nicht begeistert…das wir allein ins Schwimmbad
gehen würden fand er zwar gut und sah an der Stelle auch kein Problem – aber er
hatte Bedenken wegen der Haut. Denn gechlort war das Wasser trotzdem, und in einem
Therapiebecken auch -ehrlich gesagt- nicht zu knapp. Das bisher einzige Mal
ließ ich mich aber von seiner Meinung nicht überzeugen und habe ihm erklärt das
ich trotzdem schwimmen gehen würde: mir war es einfach wichtiger Jonathan die
Freude am Wasser zu gönnen…
Der
Kinderarzt respektierte meine Entscheidung auch, gab mir aber noch ein paar
Tipps und eine Bitte mit auf den Weg:
Zum einen
sollte ich Jonathan nach dem Schwimmen nicht im Schwimmbad waschen, zu viele
Keime und Bakterien in der Dusche! Ich sollte ihn dick eincremen und zu Hause
ordentlich waschen und erneut eincremen.
Zum
anderen sollte ich gut auf sein Verhalten achten: wenn ihm das Schwimmen nicht
geheuer war oder ich den Eindruck hatte das es ihm nicht gut tat…dann sollte
ich es bei diesem einen Besuch belassen (das hätte der Arzt mir nicht sagen
brauchen, das hätte ich sowieso genauso gehandhabt!).
Als
letztes musste ich ihm noch versprechen: WENN die Haut nach einem Besuch im
Schwimmbad schlechter wurde, schuppte oder Jonathan Ausschlag bekam – dann war
es das Ende unseres Schwimmexperimentes. Ok: damit konnte ich leben!
Also
dann: das Experiment SCHWIMMBAD konnte starten! Unsere Frühfördertante freute
sich mindestens genauso sehr wie ich. In der ersten Stunde würde auch die
Leiterin des Schwimmkurses anwesend sein: sie sollte uns zeigen welche Spiele
wir mit Jonathan machen könnten, welche „Übungen“.
Die erste
Stunde fand in den Ferien statt und so konnte auch Marvin mitkommen: er freute
sich wie ein Keks, ist er doch eine Wasserratte schlechthin.
Einen
UV-Anzug für Jonathan hatten wir noch aus dem letzten Urlaub, einen Bademantel
ebenfalls. Also packte ich alles zusammen..und fuhr mit beiden Kindern los.
Ok..es
war schon ein recht großer Aufwand für die kurze Zeit die wir im Wasser
verbringen wollten. Ich musste eine Schwimmtasche für drei Leute packen, ich
musste den Wickelrucksack mitnehmen mit Essen und Trinken, ich musste den Wagen
ins Auto packen damit ich Jonathan bis zum Schwimmbad „fahren“ konnte….dann
dort angekommen: alles ins Schwimmbad bringen, drei Leute umziehen und kurz abduschen
– und später alles in umgekehrter Reihenfolge…
Aber ich
will mich nicht beschweren: unsere Frühfördertante und die Schwimmlehrerin mussten
einige Türen aufsperren und hinter uns wieder zusperren. Sie mussten nach der
Schwimmstunde aufräumen und das Schwimmbad „abziehen“ damit die Fliesen alle
trocken waren…also von daher war es für uns alle ein immenser Aufwand. Ich muss
sagen, ich bin allen die es uns ermöglichen dort schwimmen zu gehen extrem
dankbar!! Sie hätten uns das nicht anbieten müssen, das wäre für alle
stressfreier – aber dann hätte Jonathan auch nicht so viel Spaß!
Denn den
hat er zweifellos im Wasser!! Er paddelt und planscht, er freut sich und
strahlt über alle vier Backen. 8o) Er juchzt und plappert…wenn wir unser
Abschlusslied singen und es aus dem Becken rausgeht dann beschwert er sich
immer und möchte nicht gehen….eine kleine Wasserratte ist er!!
Die
kleinen Spiele die er im Wasser machen soll (Entchen schieben, Bälle einsammeln
oder Rutschstopper von einer Seite des Beckens zur anderen transportieren)
macht er alle gerne und super mit.
Nach der
ersten Schwimmstunde habe ich ihn (wie dem Kinderarzt versprochen) dick
eingecremt und erst zu Hause gewaschen. Am Nachmittag und Abend habe ich ihn
noch einmal dick eingecremt. Und: er hat keinen Ausschlag oder trockene Haut
bekommen, alles war wie immer. Der Kinderarzt war sehr zufrieden als ich das
beim nächsten Besuch genauso erzählen konnte wie vom Spaß den Joni im Wasser
gehabt hatte.
Seitdem
sind wir einige Male im Schwimmbad der Lebenshilfe gewesen. Mit Marvin, der
dann entweder mit Jonathan spielt oder auch mal mit mir – manchmal auch ohne
Marvin, wenn er zur Schule muss. Immer hat Jonathan eine wahnsinnige Freude
dabei und wir sind uns alle einig: DESWEGEN lohnt sich der Aufwand den wir
betreiben!!
Fasching
Wir sind
keine Faschingshasser, aber auch nicht die weltgrößten Fans dieser närrischen
Tage - doch wenn man Kinder hat kommt man um manche Sachen nicht herum.
Im
letzten Jahr waren wir bei keinem Umzug gewesen weil wir einfach fanden dass
Jonathan zu klein war und es zu laut und aufregend für ihn wäre. Doch in diesem
Jahr, nachdem wir mittlerweile schon so viele Ausflüge mit ihm gemacht und
gesehen hatten wie gut er damit zurecht kam und wieviel Spaß er auch hatte:
beschlossen wir zu einem Umzug zu fahren.
Nur…wie
verkleiden wir Jonathan??? Alle gängigen Faschingskostüme (selbst die für
Neugeborene) waren alle zu groß, denn eigentlich immer ist eine Kopfbedeckung
dabei und bei Jonathans kleinem Kopf…das ging gar nicht. Außerdem mussten wir
auch etwas haben was er über die normale Kleidung ziehen konnte, denn wenn das
Kostüm UNTER der Jacke war…dann brauchte ich ihm auch gar keins anzuziehen!
Ich
stöbere ja gerne online nach Kleidern für die Kinder und somit hatte ich nun
eine prima Ausrede das mal wieder zu tun. 8o)
Recht
schnell hatte ich auch etwas gefunden: einen Overall aus Teddyplüsch der aussah
wie der „Tigger“ aus WinniePooh. Ich bin ja riesiger WinniePooh-Fan und von
daher hätte mir dieses Teil jetzt keiner mehr ausreden können! Es war aber auch
perfekt - weil einfach warm.
Der Tag
des Faschingsumzugs kam und morgens fiel mir auf: ich selbst hatte gar kein
Kostüm. Marvin wollte sich nicht verkleiden…mein Mann auch nicht. Ich schon.
Aber ich hatte mir nichts gekauft (…kennt ihr das? Man denkt immer nur ans Kind
und nicht an sich!).
Nun
ja…ich bin London-Fan. Und so habe ich eine Kappe und Schuhe mit Union Jack,
dazu noch ein blaues Tshirt und ein Fähnchen in die Hand – fertig. Ich ging als
Englische Flagge – wobei meine Verkleidung auch eigentlich unrelevant war….8o)))
Los
ging´s es also zum ersten Faschingsumzug.
Jonathan
hatte natürlich keine Ahnung was ihn hier erwartete, aber er nahm die vielen
Menschen wahr die auf der Straße standen. Die lautstark johlten und natürlich
auch „komisch“ aussahen. Hinter uns stand ein junges Pärchen und sie hatte ein
Rentier-Geweih auf dem Kopf - das hat Jonathan schwer interessiert. Dauernd hat
er sich den Kopf nach der jungen Frau verdreht und das Geweih angehimmelt…oder
eher SIE??? Ich weiß es nicht so genau…8o))
Auf jeden
Fall hatte Jonathan Spaß die Wagen und die Menschen zu bestaunen die vorbeikamen…
vermutlich kamen sie ihm vor wie aus einer anderen Welt entsprungen - weil sie so bunt und verrückt gekleidet waren.
Unter den
Motivwagen waren auch einige „alte Bekannte“: zum Beispiel die Straußenfarm die
wir im Sommer besucht hatten….allerdings hatte diese KEINE lebenden Strauße
dabei – schade eigentlich. LOL…
Natürlich
fiel Jonathan mal wieder auf: so viele Menschen sprachen uns an „Ist der süß!“
und lächelten. Alles in allem war es ein gelungener Tag, auch wenn wir uns nach
zwei Stunden wieder auf den Heimweg machten weil wir dachten das der Lärm und
die Aufregung nun genug für Jonathan seien….8o))
Ganz
ehrlich? Ich mag Fasching nicht soo gerne…aber ich war schon ziemlich glücklich
an diesem Tag. Warum??? Weil ich lange Zeit nicht geglaubt hätte das wir sowas
wie heute mit unserem Kleinen mal machen könnten – und er auch noch Spaß dabei
empfinden würde!
Manchmal
geht das Leben ganz eigene Wege: manchmal hält es Überraschungen bereit.
Manchmal wandelt sich eine Situation die man für ausweglos hielt und die Angst
macht dann doch zu etwas wertvollem und schönem.
Etwas
schönem das man viel mehr zu schätzen weiß….weil man nie glaubte das es SO GUT
werden würde. Nach den Prognosen der Ärzte haben wir mit VIEL SCHLIMMEREM
gerechnet…jeder Tag ist ein Geschenk für uns!! Und wir leben jeden Tag sehr
intensiv.
Das
sollte sich dann auch in den kommenden Osterferien bemerkbar machen! 8o))