Wochenendausflug
nach Bochum
Wir
verbrachten ein verlängertes Wochenende in Bochum: Marvin nahm an der Deutschen
Meisterschaft im Yu-Gi-Oh teil und wurde im Jugendbereich direkt 8.ter!!!
Während
er in der Kongresshalle seine Turniere ausfocht haben mein Mann, Jonathan und
ich Bochum unsicher gemacht. Wir waren shoppen, lecker essen und im Tierpark.
Übrigens dem SCHÖNSTEN TIERPARK den ich bis jetzt zu Gesicht bekommen habe!!
Die Gehege waren wunderschön angelegt und wo dies möglich war nicht mit
Maschendraht oder Zäunen abgesperrt, sondern mit natürlichen Barrieren wie
aufgeschichtetem Holz.
Zwei
Sachen sind mir –abgesehen vom Stolz auf Marvin!- von diesem Wochenende
besonders in Erinnerung geblieben…
Zum
einen: der Spielplatzbesuch im Tierpark. Der war riesig und wunderschön!!! Mein
Mann ist mit Jonathan auf das Klettergerüst gegangen und hat den Sand mit ihm
erkundet. Ich habe die beiden beobachtet und fotografiert. Neben mir stand ein
etwas älteres Ehepaar. Sie zeigte –nicht grade unauffällig!- auf meinen Mann
und Jonathan und fing an mit ihrem Mann zu tuscheln. Das war mir echt zu doof
und deswegen habe ich sie einfach angesprochen und gesagt: „Wenn Sie Fragen
haben können Sie mir die auch einfach stellen!! Mein Sohn ist 2 Jahre alt und
kleinwüchsig, aber er möchte ja trotzdem auf den Spielplatz gehen wie andere
Jungs in seinem Alter auch!“…daraufhin war die Dame dermaßen peinlich berührt
das sie nur nickte und mit ihrem Mann von dannen zog.
Zum
anderen: das Hotel. Das war wirklich unter aller Kanone!!!
Ein
Viersterne-Hotel wohlgemerkt. Nicht ganz billig. Wir hatten es gebucht weil
sich ein italienisches Restaurant im Haus befinden sollte und wir uns dachten:
da können wir abends gemeinsam essen und wenn Jonathan dann müde wird kann
einer mit ihm hoch gehen und die anderen können noch eine Runde Karten spielen
oder ähnliches.
Nun gut.
Das Lokal gab es schon lange nicht mehr. Sowohl im Internet als auch im
Schaukasten vor dem Hotel wurde aber noch eifrig damit geworben! Eine
Unverschämtheit in meinen Augen und das habe ich an der Rezeption auch gesagt.
Aber eine noch größere Unverschämtheit kam noch!!
Wir
reisten an, im Gepäck unsere Kühlbox mit dem Medikament das dauernd gekühlt
werden musste. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten habe ich die Schränke
gecheckt und einen Kühlschrank gefunden in dem Licht brannte. Prima: dann
mussten wir die brummende Kühlbox nicht dauernd am Strom lassen! Also ab mit
dem Medikament in den Kühlschrank.
Was wir
eigentlich sofort bemerkten war die brütende Hitze im Zimmer! Es war Pfingsten,
also noch kein Hochsommer…aber in diesem Zimmer herrschten gefühlte 50 Grad und
es gab keine Klimaanlage. Ich sagte zu meinem Mann dass ich nicht wusste wie
wir mit Jonathan hier die Nacht überstehen sollten!! Und die wurde auch
schlimm!! Wir sind um 0.30 Uhr noch mit ihm durch die Lobby gelaufen weil es
dort einigermaßen kalt war. Im Zimmer war es unerträglich und wir hatten zwei
Nächte gebucht…mir graute schon vor der nächsten Nacht: mein Mann und ich
würden überhaupt keinen Schlaf bekommen….
Der
nächste Morgen hatte dann auch eine Überraschung für uns parat: das Medikament
im Kühlschrank…war WARM!!! Der Kühlschrank ebenso.
Ich war
entsetzt und geschockt: hatte das Medikament nun seine Wirkung verloren? Es war
Pfingsten, wir waren nicht mal in der Nähe unseres Arztes oder unserer Klinik…wo
sollten wir Ersatz bekommen???
Also habe
ich beschlossen zur Rezeption zu gehen und mich zu beschweren. Brachte mir zwar
auch kein neues Medikament, aber ein wenig Erleichterung in meiner Wut! Aber
was soll ich sagen…das einzige was die Dame an der Rezeption von sich gab, war:
„Wie, Sie haben einen KÜHLSCHRANK im Zimmer??? Die sollte es aber nicht mehr
geben, die funktionieren nämlich nicht!“ Ach neeee…..interessant!!!
Ich
bin…gelinge gesagt…ausgeflippt. „Sie müssen doch wissen wie die Zimmer in Ihrem
Hotel aussehen!“…“Das Hotel gehört mir nicht, ich arbeite hier nur!“…nach
dieser Aussage stieg mein Blutdruck auf 360….ehrlich!! Also allein diese
Aussage obwohl sie GENAU wusste was ich gemeint hatte!!! Davon abgesehen: kann
ich nicht von einer Mitarbeiterin im Hotel erwarten das sie WEISS wie die
Zimmer ausgestattet sind?? Und in diesem Hotel gab es circa 30 Zimmer, keine
500!! Und hätte ich nicht erwarten können dass man mich bei der Anreise
informiert dass der Kühlschrank nicht funktionsfähig ist????
(Nun, um
es kurz zu machen: ich habe an diesem Tag keine Entschuldigung gehört. Und auf
meinen Beschwerdebrief den ich im Nachgang an die Geschäftsleitung geschrieben
habe…noch nicht einmal IRGENDEINE ANTWORT erhalten.
Jonathan
ist zwar nichts passiert, entweder hat das Medikament seine Wirkung nicht
verloren oder wir haben einfach nur Glück gehabt. Aber: dieses Medikament ist
gegen Bluthochdruck und wenn wir es nicht haben kann das eine lebensbedrohliche
Situation auslösen. Das sowohl Angestellte als auch Hotelleitung nicht einmal
ein Wort der Entschuldigung für uns hatten – ist unverzeihlich!!!)
Der
nächste Beschwerdegrund war die unerträgliche Hitze im Zimmer…wir hatten noch
eine Nacht vor uns, die vergangene war wirklich schlimm gewesen. Wenigstens
hatte man in diesem Punkt insoweit Mitleid mit uns das man uns „Ausnahmsweise,
normal machen wir das nicht!“ einen Ventilator zur Verfügung stellte.
Die Nacht
war mit Ventilator erträglicher. Jonathan schlief früh ein, er war sicherlich
auch sehr erschöpft nach der vergangenen Nacht und den ganzen Eindrücken des
Tages.
Den
Ventilator haben wir zur Wand gedreht damit er keinen von uns direkt anpustete
und ihn die ganze Nacht laufen lassen.
Es war ja
eigentlich klar: kaum waren wir zu Hause, hatte Jonathan einen Schnupfen….wir
mussten inhalieren und Medikamente geben. Das hat meinen Hass auf dieses Hotel
nicht grade gemindert!!
Aber
Ablenkung nahte, denn….
Unser
Blog geht online
Bei der
Gestaltung und beim Layout des Blogs hatte mein Mann mir geholfen. Aber nun war
ich auf mich allein gestellt: der Text war „mein Baby“, mein Part….ich bin diejenige
die diese Beiträge schreibt!
(Das ist
jetzt der passende Moment um kurz abzuschweifen: ich bin mittlerweile EINIGE
MALE gefragt worden ob ich den Text ganz allein schreibe oder ob ich einen „Ghostwriter“
habe? Ob ich im Bekanntenkreis jemanden habe der Autor ist und mir beim
Schreiben hilft?
Dazu
möchte ich mal öffentlich Stellung nehmen….8o))
ICH
SCHREIBE DIESE TEXTE WIRKLICH UND WAHRHAFTIG KOMPLETT ALLEIN. JEDER EINZELNE
BUCHSTABE KOMMT AUS MEINEM HERZEN, UND ALLES WAS IHR HIER IN DIESEM BLOG LESEN
KÖNNT ENTSPRICHT 100% DER WAHRHEIT.
Um mich
an Begebenheiten genauer erinnern zu können die schon etwas länger her sind,
nehme ich unsere Fotos zu Hilfe und betrachte sie bevor ich die Texte schreibe.
Meistens reicht mir das dann.
Manche
Beiträge liest mein Mann Korrektur bevor sie online gehen weil ich mich nicht
mehr an jedes Detail erinnern kann und ihn bitte mir auf die Sprünge zu helfen
– die meisten Beiträge liest allerdings auch mein Mann erst wenn sie bereits
online sind.
Marvin
DARF diesen Blog lesen, aber er möchte es nicht. Allerdings gibt er zu jedem
Foto das von ihm hier gezeigt wird sein Einverständnis.)
Also
setzte ich mich an den Computer und begann zu lesen was ich für meinen Blog
geschrieben hatte. Das erste „Problem“ war: ich musste eine Art Kapitel bilden.
Irgendwo im Text einen Schnitt machen, dieser sollte natürlich auch thematisch
passend sein…die einzelnen Beiträge durften aber auch nicht zu lang oder zu
kurz sein, beides würde die potentiellen Leser sonst bestimmt vergraulen.
Während
ich meinen eigenen Text zu lesen begann….wurde mir der Hals immer enger….ich
hatte alle diese Worte zu Papier gebracht und danach NIE wieder gelesen. Es war
wie eine Explosion meiner Gefühle gewesen sie zu Papier zu bringen, es hatte
mich viele Tränen gekostet und ich hatte nie das Bedürfnis gehabt den Text
erneut zu lesen – mich noch einmal mental in die Situationen zurückzuversetzen
die ich hier beschrieb.
Jetzt
musste ich das aber tun. Denn ich war im Begriff meine Worte und meine Gedanken
JEDEM DORT DRAUSSEN zugänglich zu machen – dann wollte ich auch sicher sein das
ich keinen „geistigen Dünnpfiff“ von mir gab.
Auch an
diesem Tag kostete es mich wieder einige Tränen….aber ich war zufrieden mit dem
was ich las. Es war die Wahrheit…die reine Wahrheit!! Lange habe ich über dem
Part gegrübelt in dem ich beschreibe dass ich Jonathan „am liebsten umgetauscht
hätte“ als wir die Diagnose bekamen.
Ich habe
meinen Mann gefragt ob ich das WIRKLICH so online stellen soll: ich hatte unfassbare
Angst vor einem ShitStorm! Eine Mutter die sagt dass sie ihr Kind ablehnte??
Wie würden fremde Menschen reagieren? Was würden sie von mir denken??? Würden
sie mich für einen schlechteren Menschen halten weil ich zugab solche Gedanken
gehabt zu haben???
Mein Mann
überdachte das kurz und fragte mich: „Hast Du damals genauso empfunden und
genau das gedacht?“…und ich sagte ohne zu überlegen und aus tiefstem Herzen:
„JA!“…darauf meinte er: „Dann gehört das auch genauso in Deinen Blog! Du
möchtest anderen Menschen damit helfen – dann musst Du auch absolut ehrlich
sein! Du darfst Dir keine Gedanken darüber machen was ANDERE denken – schäm Dich
nicht dafür was war, heute liebst Du Jonathan doch und das ist das Wichtigste!“
Damit war
auch das entschieden: ich würde, auch auf die Gefahr hin das andere mich dafür
verurteilten, in der Öffentlichkeit zugeben das ich mein Kind zu Anfang
abgelehnt hatte. Tief in meinem Herzen….hatte ich damals schon die Vermutung
das ich nicht die einzige Frau war die so empfand – aber vielleicht eine der
wenigen Frauen die es ZUGAB!! (Und diese Vermutung hat sich für mich
bestätigt…mittlerweile habe ich einige Nachrichten von anderen Frauen erhalten
die sagten das ich ihnen mit diesen Worten aus der Seele gesprochen habe!)
Bevor ich
aber nun meinen ersten Beitrag wirklich online stellen konnte brauchte ich noch
einen Anfang für meinen Blog: ein paar einleitende Worte die kurz erklärten
worum es hier ging.
So
einfach es mir auch immer gefallen war Begebenheiten und Gefühle zu
beschreiben…mit dieser Einleitung tat ich mich sehr schwer! Vielleicht weil ich
sehr aufgeregt war: ich würde mit meinen Worten ONLINE gehen! Da musste ich
jetzt jedes einzelne Wort gut überlegen.
Also
dauerte es noch einmal einen Tag: schreiben, lesen – Dokument schließen. Am
nächsten Tag erneut lesen – und dann (zum Glück!) für gut befinden!! (Und das
ist eine Sache die ich mir bis heute bewahrt habe: ich schreibe meine
Blogbeiträge „vor“, ich lese jeden mindestens zwei Mal um wirklich sicher zu
sein das es gut ist, das es genau das ausdrückt was ich denke…und nicht selten
wird vor der Veröffentlichung noch einmal korrigiert, neu geschrieben oder
verändert!)
Aber dann
kam der Moment wo ich absolut sicher war: so konnte der Text bleiben! Das
Layout stand….Fotos waren ausgesucht….jetzt musste ich nur noch den Text
einfügen und auf „Enter“ drücken…
Ich habe
meinen Mann und Marvin zu mir geholt damit wir das gemeinsam machen und um
einen Trommelwirbel gebeten! LOL….habe den Text kopiert, eingefügt und…AUF
ENTER GEDRÜCKT!!!
Meine
Güte!! Ein großer Moment für mich…für uns! WIR WAREN ONLINE…unser Schicksal
jedem zugänglich. Hoffentlich war es der richtige Schritt gewesen.
Wie
würden aber nun die Leute auf uns aufmerksam werden?
Mein Mann
teilte meinen Link auf seiner Facebook-Seite und schrieb eine kurze Erklärung
dazu.
Ich
schrieb Freunde und Bekannte per WhatsApp an und erzählte von unserem Blog.
Mal sehen
was nun für Feedback kommen würde!!
Das erste
Feedback…kam von Marvin! Der war so aufgeregt über diese ganze Sache das er zu
mir sagte: „Mama, wenn Du 1000 Klicks auf Deinen Blog hast: dann kaufe ich Dir
von meinem Taschengeld eine Tafel Schokolade!“ ....ich weiß nicht genau wieso
es passierte, aber…ich hatte bereits nach zwei Tagen MEHR ALS 1000 Klicks!
Marvin war sprachlos. Und ich noch viel mehr!!! Ich hätte nie erwartet das sich
IRGENDWER für das interessierte was ich dort beschrieb – doch scheinbar traf
ich einen Nerv.
Mein Blog
ging bereits in den ersten Tagen durch die Decke! Ich bekam sehr viele
Nachrichten über das Kontaktformular und ich muss sagen: sie waren alle
positiver Natur!!
Sehr
gefreut hat mich das ich immer wieder von anderen Mamis behinderter Kinder
gesagt bekam das ich ihnen aus der Seele sprach: viele andere hatten das
gleiche Problem wie ich!! Sie hatten zu Beginn Schwierigkeiten damit ihre
Kinder anzunehmen. Sich auf das Leben einzustellen das sie nun gezwungen waren
zu führen. Schöne Gespräche sind entstanden, man hat sich ausgetauscht – und
gemerkt dass man nicht allein ist.
Am
meisten gefreut haben mich aber die Nachrichten in denen mir andere Mütter
mitteilten das sie aus meinen Worten Kraft schöpften, das diese Worte ihnen
halfen nicht aufzugeben. Das war GENAU DAS was ich mit meinem Blog erreichen
wollte: anderen helfen, ihnen Mut machen!!
Ich
dachte dass es nun nicht besser kommen könnte und stellte weitere Beiträge online.
Zuerst tat ich das „nach Gutdünken“: oft zweimal die Woche, wann immer ich Zeit
hatte. Die Klickzahlen stiegen….unser Kinderarzt sprach mich an und gratulierte
mir zu diesem fantastischen „Werk“… mein Mann wurde sogar auf der Arbeit
angesprochen dass unser Blog grandios sei.
Allerdings
meinte eine Kollegin meines Mannes das sie es besser fände wenn es einen festen
Tag geben würde an dem neue Beiträge online gingen, so wüsste sie immer wann
sie sich an den Rechner setzen müsste. Das gab mir zu denken….und nachdem ich
darüber nachgedacht hatte kam ich zu der Einsicht dass es keine schlechte Idee
sei! Und deswegen: gibt es seitdem jede Woche FREITAG einen neuen Beitrag! 8o)
So gingen
die Wochen ins Land....
Ich
„nullte“….8o)))
4o Jahre
war ich nun alt. Eine Zahl vor der ja vielen graut…mir nicht! Ich konnte
zurückblicken ohne depressiv zu werden: meine Ziele die ich mir mit 20 Jahren
für mein Leben gesetzt und mit 30 Jahren noch einmal überdacht hatte waren alle
erreicht….ich hatte Kinder, einen Mann, ein Haus und ich hatte Karriere
gemacht. Jetzt war ich 40, so what???
Alle
Ziele waren erreicht, ich hatte nichts zu bereuen und außerdem das Gefühl das
das kommende Lebensjahr sehr spannend und aufregend für mich werden sollte – und
damit sollte ich Recht behalten!