Freitag, 1. Februar 2019


Veranschlagt waren für den Klinikaufenthalt 8 Tage, gedauert hat es …13 Tage.

Und zwar NICHT weil Jonathan nach der Op Probleme bekommen hätte (Entzündungen, Fieber o.ä.) – dann hätten wir ja Verständnis gehabt!, sondern schlichtweg weil die Organisation in der Klinik einfach mehr als UNTERIRDISCH war.

Das war etwas was wir definitiv NICHT erwartet hatten!! Bei unserem Aufenthalt im Frühsommer lief hier alles so reibungslos und wir waren voll des Lobes für dieses Haus und die toll organisierten Abläufe. Ganz anders jetzt…

Termine zum „quengeln“, also zum begradigen des Beins, wurden anberaumt – und nicht eingehalten.
Wir saßen den ganzen Tag auf dem Zimmer und warteten darauf dass man Jonathan Beruhigungsmittel gab und uns zum Gipszimmer schickte. Trauten uns nicht einmal über die Flure der Klinik zu laufen um bloß nicht den Moment zu verpassen wenn man uns holen wollte. Wir warteten, fragten immer wieder nach….warteten weiter.

KEIN TERMIN wurde pünktlich eingehalten, mancher Termin ÜBERHAUPT NICHT! Einmal kam AM ABEND GEGEN 20 UHR die Info das der Arzt „das passende Zeitfenster nicht gefunden habe und man es am nächsten Tag machen würde“. Einmal trafen wir den Arzt auf dem Flur und er sagte dass die Schwestern Jonathan jetzt das Beruhigungsmittel geben sollten, er würde uns in 15 Minuten im Gipsraum treffen. Wir erbaten uns 30 Minuten damit der kleine Mann noch etwas trinken konnte. Doch als wir dann das Beruhigungsmittel holen wollten teilte man uns mit das der Arzt im Op - und mindestens die nächsten drei Stunden nicht verfügbar sei.

Wir waren hier in einer Klinik in der es eigentlich KEINE NOTFÄLLE und KEINE NOT-Ops gab. Also fragten wir uns ob der Arzt VERGESSEN hatte das er in den Op musste?! Hmmm….

Dieses Vorgehen der Klinik führte dazu das wir mehrere Tage dort verbrachten an denen einfach KEINE BEHANDLUNG stattgefunden hat. Verschwendete Tage. Und das führte dazu dass der ursprünglich anberaumte Zeitrahmen von 8 Tagen nicht eingehalten werden konnte.

Das wiederum führte dazu dass wir uns ein neues Pensionszimmer suchen mussten weil die erste Pension nach der ursprünglich vereinbarten Zeit ausgebucht war. Mein Mann telefonierte mit der Arbeit: auch sein Urlaub war zu Ende. ZUM GLÜCK hat sein Chef Homeoffice genehmigt!! Ansonsten hätten wir ein RICHTIGES PROBLEM gehabt!!! Die neue Pension war teuer, aber wir brauchten zwingend WLAN damit mein Mann arbeiten konnte und die Auswahl an Pensionen war gering – um genau zu sein haben wir nach 2 Stunden am Telefon nur diese eine gefunden und mussten in den sauren Apfel beißen hier für 4 Nächte mehr zu zahlen als in der ersten für 8 Nächte!!

Am allermeisten hat uns aber aufgeregt das wir offensichtlich vom Ärzteteam auch noch angelogen wurden. Um das zu erzählen muss ich etwas weiter ausholen….

Jonathan hatte Wut über den Gips und er hat mehr Kraft als man denkt, also hat er es geschafft und seinen mineralischen Gips zerbrochen. Man hat den Gips dann mit Kunststoffbinden ausgebessert um ihm wieder Halt zu geben. War alles in der Akte vermerkt.

Nun stand wieder ein Termin zum „quengeln“ an und nachdem wir uns beschwert hatten weil die anderen Termine nicht eingehalten worden waren, trafen wir uns schon am Morgen mit dem Arzt – bevor er in den Op musste. Jonathan war sehr früh von uns geweckt worden: Medikamente, Essen, Trinken…das musste ja alles erledigt werden bevor er sein Beruhigungsmittel bekam. Dass er auch bekam und das ihn dösig machte…dann standen wir im Gipsraum und der Arzt kam rein, warf einen Blick auf Jonathan und teilte uns mit das er da jetzt nichts machen könne: Kunststoff könne man nicht quengeln. Da müsste ein neuer –mineralischer- Gips dran. Das würden wir dann morgen machen….
Mein Mann, der sonst immer sehr ruhig ist, flippte aus. Wir hatten schon mehrere Tage hier „verschwendet“ und wir würden nicht tolerieren das noch mehr Zeit ins Land ging in der wir nur sinnlos hier herumsaßen! Er hat VERLANGT dass noch am selben Tag der Gips erneuert würde. Außerdem fanden wir es eine bodenlose Frechheit das der Arzt sich nicht in der Akte kundig gemacht hatte wie der Gips aussah (wir als Laien mussten ja wohl nicht wissen ob man so quengeln kann oder nicht!) ….und man Jonathan nun VÖLLIG UMSONST sediert hatte!!!

Der Arzt wurde zwar selbst pampig…sagte uns aber den Gipswechsel für den Nachmittag zu. Was er auch eingehalten hat, das muss ich der Fairness halber erwähnen.

Nun hatte Jonathan wieder einen mineralischen Gips.

Bei der Visite am nächsten Morgen, bei der auch Mitarbeiter des Sanitätshauses anwesend waren haben wir nachgefragt wann man mit der Orthesenversorgung starten würde und wie lange diese dauerte? Wir waren mittlerweile ja schon fast eine Woche hier, hatten aber die Info des operierenden Arztes das wir AUF JEDEN FALL mit Orthesen und nicht mit Gips heimgehen würden.

Der Chef des Sanitätshauses teilte uns mit das die Herstellung der Orthesen MINDESTENS ZWEI WOCHEN dauern würde. Und man hatte damit noch nicht begonnen.

Mir ist echt alles aus dem Gesicht gefallen!
Diese Klinik arbeitet JEDEN TAG mit dem Sanitätshaus zusammen, hier werden sicherlich tausende von Orthesen pro Jahr in gemeinsamer Arbeit hergestellt. Wie KONNTE es sein das der Arzt offensichtlich überhaupt keine Ahnung davon hatte WIE LANGE das dauerte und uns etwas versprach was nicht einzuhalten war??

Ich habe direkt gesagt dass das nicht akzeptabel ist. An der Stelle muss ich noch einmal betonen das Jonathan PERMANENT geschrien hat! Wir mussten nach Hause und zwar DRINGEND! Wir hatten die permanente Angst das er einen epileptischen Anfall erleiden könnte und haben das auch mehrfach dem Klinikpersonal gegenüber geäußert, haben darauf gedrängt das man die Behandlung beschleunigte um die Gesundheit des kleinen Mannes zu schützen.

Nun ja.
Die Orthesenversorgung konnte nicht beschleunigt werden. Also schlug der Arzt uns vor das man bei Jonathan einen Kunststoffgips anlegen würde (den er nicht kaputt bekommen könnte und der auch leichter war) und uns eben mit diesem nach Hause entlassen würde.

Wir hätten uns zwar etwas anderes gewünscht, aber wir stimmten zu. Wir wollten so schnell als möglich nach Hause.

Die Ärzte legten den Freitag für den Gipswechsel fest, er musste unter Vollnarkose im Op stattfinden. Also Donnerstag Gespräch mit der Anästhesie, eine Menge Papierkram usw.

Am Donnerstag gegen Nachmittag suchte ein Arzt uns auf und teilte uns mit das man den Gipswechsel am Freitag leider nicht machen könne. Die Anästhesisten würden darauf bestehen das Jonathan nach der Narkose ins Überwachungszimmer kam und DAS…sei am Freitag leider nicht besetzt. Am Montag…sei das Überwachungszimmer schon voll, also…..es tue ihm ja leid, aber wir müssten bis Dienstag bleiben.

Also mir fiel schon wieder alles aus dem Gesicht.

Was war DAS bitte alles für eine Organisation???? Im Endeffekt 4 Tage an denen wir hier rumsitzen und warten würden? Mit einem SCHREIENDEN KIND??? SUPER!!!

Aber was wollten wir machen? Sicherheit geht vor und wenn Jonathan ins Überwachungszimmer sollte – dann war das so.
Schlussendlich konnte der Gipswechsel dann doch schon am Montag gemacht werden. Und so fand das Gespräch mit der Anästhesie am Sonntag statt. Mein Mann war mit Jonathan in der Pension (der neuen Pension, in die wir nun schon umgezogen waren) und ich führte das Gespräch.

In dessen Verlauf ich fragte wie lange Jonathan denn ins Überwachungszimmer gehen müsste? Verständnislose Blicke der Anästhesistin. „Wieso Ü-Zimmer? Es ist doch nur eine kurze Narkose und er hat das doch beim letzten Mal gut vertragen. Er geht direkt auf sein Zimmer.“…..ich sah rot. Sagte nur durch zusammengepresste Zähne: „Gleich raste ich aus!“. Dann erklärte ich dass wir den Gipswechsel schon am Freitag hätten machen können WENN Jonathan gar nicht ins Ü-Zimmer soll!!!

Die Ärztin lief rot an und meinte nur dann habe sicherlich ihr Chef dieses Vorgehen angeordnet, denn ihm gehe Sicherheit immer vor. Okay, ich beruhigte mich und kam ein wenig runter.

ABER…als wir Jonathan am Montag früh zur Schleuse brachten erwartete uns der Chef der Anästhesie um den kleinen Burschen in Empfang zu nehmen. Auf meine Frage wie lange Jonathan ins Ü-Zimmer soll reagierte dieser Arzt genau wie seine Kollegin: er bräuchte da gar nicht hin. Ich fragte nur noch: „Haben denn SIE das nicht angeordnet?“ …und er sagte „NEIN!“. Tja, es gibt nur drei Anästhesisten im Haus und auch der dritte hat es NICHT angeordnet.

Da frage ich mich doch ernsthaft: WAS SOLLTE DER SCHEISS DEN MAN UNS ERZÄHLT hat? Und der uns 3 Tage und eine Menge Geld gekostet hat??? Ich weiß es bis heute nicht…als wir zu Hause waren haben wir eine mehrseitige Beschwerde an die Geschäftsleitung verfasst in der wir zum Beispiel darauf hingewiesen haben wie GEFÄHRLICH es für Jonathan sein kann sich über so einen langen Zeitraum in Rage zu schreien (dieser Punkt sollte später übrigens noch wichtig werden!).

Fakt ist aber…wir haben auch heute, über 3 Monate später, KEINE REAKTION der Geschäftsleitung erhalten. KEINE. Einfach NICHTS. Und das ist eine BODENLOSE FRECHHEIT und spricht in keinster Weise FÜR dieses Haus!!!

Aber zurück zum Tag des Gipswechsels. Denn der war noch NICHT vorbei und sollte noch spannend werden!

Ansage des Operateurs war: wenn Jonathan gegessen und getrunken hat und die Anästhesie uns entlässt – dann können wir nach Hause fahren. Also circa 4 Stunden nach der Narkose.

Dem kleinen Mann ging es gut. Er hatte gegessen, getrunken und war fit. Die Anästhesistin hatte keine Bedenken, gab mir die Hand und sagte nur „Gute Heimfahrt!“.
Wir sagten dass wir die Stationsärztin sprechen wollten, denn sie musste uns noch offiziell entlassen.

Wir warteten. Und warteten. Keiner kam. 

Mein Mann schnappte sich Jonathan und ging mit ihm auf dem Flur spazieren und ich machte mich (mal wieder) zum Schwesternpunkt auf um zu fragen WANN die Ärztin denn mal kommen würde? Schließlich lagen noch knapp 600km Fahrt vor uns.

Die Ärztin kam grade über den Flur, ob sie zu uns wollte weiß ich nicht. Ich hielt sie auf jeden Fall an und sagte ihr dass wir gerne entlassen werden würden.

Darauf sagte sie…..
„Ja, da wird nichts draus werden! Jonathan muss vorher noch geröntgt werden!“…“Dann machen wir das eben jetzt!“ sagte ich….“Es tut mir leid, aber jetzt ist beim Röntgen keiner mehr!“ sagte SIE: die uns hatte stundenlang warten lassen!! „Wir machen das morgen früh und dann können Sie gehen!“

Ich eskalierte. Auf dem Flur vor einigen Zuhörern. Ich war laut, sehr bestimmt und warf ihr einige unschöne Sachen an den Kopf. Aber mir reichte es!!! Hier wusste der eine nicht was der andere sagte und man wurde angelogen!
DAS habe ich ihr übrigens auch gesagt: „Der eine behauptet hier die Anästhesie ordnet das Ü-Zimmer an, die Anästhesie sagt sie habe es nie angeordnet. Also einer LÜGT hier! Wer, ist mir mittlerweile scheißegal: ich komme mir hier vor wie im Irrenhaus!“ Von ihr kam nur das ich mich mäßigen soll und das die Anästhesie das angeordnet habe. Egal. Mir war es echt egal!! Ich hatte SOLCHE WUT…ich kann es nicht in Worte fassen….

Nach langen, erhitzten Diskussionen und meiner Aufforderung sofort den Geschäftsführer zu holen….durften wir um 20 Uhr abends mit ärztlichem Segen das Haus verlassen.
Angeblich hatte man unseren Operateur angerufen und er habe gesagt dass Röntgen nicht nötig sei.

Schön das hier einer wusste was der andere tat!! Dieser Aufenthalt hat uns so viele Nerven gekostet…..ich habe kein einziges Mal zurückgeschaut als wir die Klinik verließen und einfach nur noch im Auto Gas gegeben um so schnell als möglich nach Hause zu kommen.

Die Tränen konnte ich nicht zurückhalten bis wir endlich auf der Autobahn Richtung „nach Hause“ waren. Ich kann gar nicht genau sagen WAS alles in mir vorging als wir ENDLICH diesen Ort und diese Klinik hinter uns lassen konnten. GRENZENLOSE ERLEICHTERUNG. Aber auch ANGST. Denn ich wusste das wir WIEDERKOMMEN mussten…

Und zu dem Zeitpunkt wusste ich noch NICHT einmal dass der Aufenthalt sechs Wochen später noch um Längen SCHLIMMER werden sollte!!!